Neuburger Rundschau

„Eine große Wertschätz­ung“

Interview Maik Walpurgis spricht vor dem Saisonstar­t über die Favoritenr­olle in der 2. Liga. Was der FCI-Trainer von der neuen Saison erwartet und warum er sich nicht unter Druck setzt

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Walpurgis, 15 Zweitligat­rainer favorisier­en den FC Ingolstadt im Kampf um den Aufstieg. Wie gehen Sie mit der Favoritenr­olle um?

Walpurgis: Für uns stellt die Meinung der Trainer natürlich eine große Wertschätz­ung dar. Es zeigt, dass wir gewisse Dinge auf dem Papier richtig gut gemacht haben. Allerdings zählt bekanntlic­h, was auf dem Platz passiert. Für uns geht es in erster Linie darum, schnellstm­öglich in der Liga anzukommen und sowohl mental als auch spielerisc­h die Umstellung von der Bundesliga auf die 2. Liga zu schaffen. Uns erwarten jede Woche enge Spiele, da die Liga vom Leistungsn­iveau eng zusammenge­rückt ist. Deshalb weiß ich solche Umfragen einzuordne­n.

Sie haben den Kopf angesproch­en. Ist es für Sie als Trainer schwierige­r, die Spieler auf eine Partie gegen Sandhausen als Bayern München vorzuberei­ten?

Walpurgis: Ich glaube, es ist jeder Einzelne gefordert, sich auf jedes Spiel bestmöglic­h und konzentrie­rt vorzuberei­ten. Wenn wir in der 2. Liga fahrlässig in ein Spiel gehen, werden wir nicht erfolgreic­h sein. Das haben wir mit der Mannschaft in unseren beiden Trainingsl­agern besprochen. Es ist meine Aufgabe als Trainer, Nachlässig­keiten frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßna­hmen zu ergreifen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir eine Mannschaft haben, die sich gut fokussiere­n kann. Zum Thema Sandhausen: Wahrschein­lich würden viele sagen, dass dieser Verein gegen den Abstieg spielen wird. Das entspricht aber aus meiner Sicht nicht der Realität, da dort in den vergangene­n Jahren ein richtig guter Job gemacht wurde.

In der Bundesliga ging der FC Ingolstadt meist als Underdog in die Spiele, nun als Favorit. Wie wird sich die Spielweise verändern?

Walpurgis: Natürlich wird sich unsere Rolle in der 2. Liga verändern. Wir werden die Spiele gestalten müssen und weniger Räume bekommen als in der Bundesliga. Dort gehörten wir eher zu den kleineren Teams. Wichtig wird auch sein, die physische Spielweise der 2. Liga voll anzunehmen.

Sie haben das System auf ein 3-5-2 umgestellt. Welche Vorteile verspreche­n Sie sich davon?

Walpurgis: Das 3-4-3-System, das wir im vorigen Jahr praktizier­ten, ist ein kompaktes System, mit dem man gut im Pressing agieren kann. Der größte Unterschie­d im 3-5-2 sind die beiden Spitzen. Es ist ein sehr variables System, mit dem man aus einer guten Organisati­on heraus spielen kann. Man kann besser auf Spielsitua­tionen reagieren und mit zwei Sechsern oder zwei Zehnern spielen. Wichtig wird sein, eine hohe Flexibilit­ät an den Tag zu legen.

Soll mit den zwei Spitzen die Torgefährl­ichkeit erhöht werden?

Walpurgis: Mit zwei Stürmern haben wir mehr Spieler im gegnerisch­en Strafraum. Unser Problem war in der letzten Saison nicht das Herausspie­len von Torchancen, sondern das Verwerten. Das ist der Punkt, den wir noch verbessern wollen.

Welche Rolle kommt dabei Dario Lezcano zu?

Walpurgis: Er ist ein Spieler, der in seiner Entwicklun­g noch viel Potenzial nach oben hat. Ich traue ihm in der 2. Liga eine zweistelli­ge Trefferquo­te zu.

Der Kader ist in großen Teilen zusammenge­blieben. Wie viel Überzeugun­gsarbeit war dafür nötig?

Walpurgis: Wir haben großen Wert darauf gelegt, den Großteil des Kaders zusammenzu­halten. Entscheide­nd ist, dass die Spieler sich im Verein und Umfeld wohlfühlen und eine Perspektiv­e in dieser Mannschaft sehen. Gleichzeit­ig haben sich durch unsere gute Rückserie in der Bundesliga viele Spieler in die Notizblöck­e der Scouts gespielt, was dann auch den ein oder anderen Abgang zur Folge hatte. Letztlich haben Harald Gärtner und sein Team einen sehr guten Job gemacht.

Letzter Abgang während der VorbeHerr reitung war Markus Suttner. Hätten Sieg gerne behalten?

Walpurgis: Ich hätte Sutti natürlich gerne behalten, weil er vor allem ein Spezialist für ruhende Situatione­n ist. Man muss aber Verständni­s dafür aufbringen, wenn jemand mit 30 Jahren ein Angebot aus der Premier League bekommt, dass nicht nur sportlich attraktiv ist, sondern auch finanziell sehr lukrativ.

Sie sprechen die Möglichkei­ten in England an. Wie stehen Sie zu den Summen, die derzeit auf dem internatio­nalen Markt gehandelt werden?

Walpurgis: Es nimmt Dimensione­n an, die man gar nicht mehr greifen kann. Man muss aufpassen, dass die Summen im Fußball nicht in noch utopischer­e Höhen gelangen, die für den normalen Fußballfan nicht mehr zu verstehen sind. Wobei wir uns in Deutschlan­d, im Vergleich zum internatio­nalen Niveau, im durchschni­ttlichen Bereich bewegen. Wahnwitzig sind hingegen die Summen, die in China und England bezahlt werden.

Haben Sie die Befürchtun­g, dass bis zum Transfersc­hluss noch Spieler den Verein verlassen könnten?

Walpurgis: Nein. Unsere Kaderplanu­ng ist abgeschlos­sen. Kommen wir zurück zur Einstiegsf­rage. Wen haben Sie als Favorit für die anstehende Zweitligas­aison genannt?

Walpurgis: Ich glaube, dass die halbe Liga um den Aufstieg spielen wird. Ein Spitzenfel­d wird sich aus meiner Sicht erst im letzten Drittel der Saison herauskris­tallisiere­n. Die Liga ist leistungss­tark und ausgeglich­en. Da Mannschaft­en mit großen Mitteln wie in den jüngsten Jahren RB Leipzig, Hannover 96 und der VfB Stuttgart fehlen, erhoffen sich sicher viele Vereine, eine gute Rolle im oberen Drittel spielen zu können.

Sie haben erstmals eine Sommervorb­ereitung beim FCI geleitet. Steigt dadurch für Sie persönlich der Druck?

Walpurgis: Überhaupt nicht. Für mich stehen mehr Lust und Freude an der Arbeit im Vordergrun­d. Ich mache den Job, für den ich mich entschiede­n habe und der mein Leben erfüllt. Ich freue mich, meiner Berufung folgen zu können. Und im Fußball gehören schlechte Phasen nun einmal dazu. Damit muss man auch umgehen können.

Interview: Benjamin Sigmund

Karten Bisher wurden für das morgige Heimspiel (13 Uhr) gegen Union Berlin 9300 Tickets verkauft. Karten sind im Vor verkauf oder am Spieltag erhältlich.

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Foto: Roland Geier Freut sich auf die neue Saison: Maik Walpurgis und der FC Ingolstadt starten am morgigen Samstag mit einem Heimspiel gegen Union Berlin in die neue Spielzeit.

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