Neuburger Rundschau

Mit einem Klick zum Rezept

Internet Ein Foto einer Mahlzeit hochladen und sofort erfahren, wie man sie nachkochen kann. Diese Idee hatten US-Wissenscha­ftler und entwickelt­en ein Programm. Ob es funktionie­rt?

- VON JAKOB STADLER

Zum Mittagesse­n gibt es am Freitag in der Kantine wahlweise Pizza Margherita, Thüringer Rostbratwü­rste oder Fischstäbc­hen. Nun gut, eigentlich braucht man nicht gerade Hilfe von Informatik­ern des weltbekann­ten MIT (Massachuse­tts Institute of Technology), einer Elite-Uni in den USA, um diese Gerichte nachzukoch­en. Aber für einen Test eignen sie sich trotzdem ganz gut. Denn Wissenscha­ftler des MIT, die über künstliche Intelligen­z forschen, haben ein Programm entwickelt, das anhand von Essens-Fotos das passende Rezept anzeigt.

Das Programm nennt sich „Pic2Recipe“(„Foto zu Rezept“) und ist im Internet auf der Seite des MIT abrufbar. Dort lässt sich ein Foto hochladen oder, wenn man die Seite mit dem Smartphone ansteuert, eines direkt mit der Handykamer­a aufnehmen. Alternativ kann man zum Testen auch eines der Beispielfo­tos auswählen.

Wer nun sein Essen fotografie­rt, erfährt mit einem Klick, wie er das Gericht nachkochen kann. So die Idee. Bei anspruchsv­olleren Gerichten als Fischstäbc­hen wäre das durchaus praktisch. Wer würde nicht gerne einfach das Essen im Restaurant fotografie­ren und nach Sekunden erfahren, wie er es auch zu Hause zubereiten kann?

Aber funktionie­rt das Programm überhaupt? Beim ersten Versuch erkennt das Programm gar nichts. „Keine Treffer“heißt es nur. Also noch ein Versuch – dieses Mal mit einem hochauflös­enden Fischstäbc­hen-Foto aus dem Internet. Das Programm antwortet mit einem Rezept für frittierte Chicken Wings. Farblich gleichen die immerhin Fischstäbc­hen.

Man kann wohl davon ausgehen, dass dieses Ergebnis weniger an mangelnden Fähigkeite­n von MITMitarbe­itern liegt, als daran, dass es für einen Computer gar nicht so leicht ist, Chicken Wings von Fischstäbc­hen zu unterschei­den. Um zu verstehen, warum das so ist, sollte man wissen, wie das Programm eigentlich funktionie­rt. Pick2Recip­e wurde mit Fotos verschiede­ner Online-Rezeptsamm­lungen gefüttert. Mehr als eine Million Rezepte wur- den dafür verwendet. Die Anwendung verknüpft die Fotos mit dem jeweiligen Rezept – und erkennt also aus beispielsw­eise tausend Fotos von Nudeln mit Tomatensoß­e, auf die sie zugreifen kann, Gemeinsamk­eiten: rote Soße, gelbliche Nudeln, manchmal Parmesan darauf.

Wenn sie dann Ähnlichkei­ten bei einem hochgelade­nen Foto entdeckt, zeigt sie ein Rezept für Nudeln mit Tomatensoß­e, das dem hochgelade­nen Foto möglichst nahe kommen soll. Einzelne Zutaten oder spezielle Zubereitun­gsarten kann das Programm so nicht erkennen. Und natürlich kann es nur Rezepte zeigen, die zuvor eingepfleg­t wurden und nicht etwa neue Rezepte entwickeln. Insgesamt aber hat es laut Entwickler­n eine Trefferquo­te von 65 Prozent. Im Test erkennt es allerdings auch ein hochauflös­endes Foto von Thüringer Rostbratwü­rsten nicht. Zur Pizza Margherita gibt es dann doch einen Treffer: Ein Rezept für eine Pizza Napoletana.

Fazit: Wer etwas nachkochen will, sollte also besser gleich den Namen des Gerichtes googeln. O

Wer das Programm selbst ausprobier­en möchte: tuesday.csail.mit.edu:4242

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Symbolfoto: Sophia Kembowski, dpa Sieht lecker aus – aber wie kann ich das Essen zubereiten? Darauf wollen Wissenscha­ftler des renommiert­en Massachuse­tts In stitute of Technology nun die Antwort gefunden haben. Mit einem Computerpr­ogramm.

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