Neuburger Rundschau

Wird Wildparken belohnt?

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„Die gehörn alle eingsperrt“, kam es dem Mann so laut über die Lippen, dass es nicht zu überhören war, als er gestern kurz nach Mittag auf dem Grantlerst­ein Platz nahm. Er schien genervt und machte einen ziemlich frustriert­en Eindruck. „Was ist denn los mit Ihnen?“, wollte ein Passant wissen. „Sind Sie aus Neuburg?“, stellte der Grantler die Gegenfrage. „Ja“, war die kurze Antwort. „Na, dann sagen’s mir bitteschön einmal, warum die Herrschaft­en dort droben auf dem Berg es nicht fertig bringen, den Verkehr in den Griff zu bekommen.“Zig Laster, erzählte er, würden täglich durch die Straßen der Innenstadt kurven, die zu Berufsund Schulzeite­n ohnehin oft verstopft wäre. „Und die verfluchte­n Baustellen an allen Ecken machen alles noch schlimmer“, meinte der Mann auf dem Stein. „Aber das ist doch nichts Neues, daran hat man sich in Neuburg doch schon gewöhnt“, meinte der Passant ruhig. „Aber daran will ich mich nicht gewöhnen“, bekam er rüde zur Antwort. „Wie das jetzt läuft, besser gesagt, nicht läuft, das stinkt doch regelrecht zum Himmel.“

„Sie sind ganz schön angefresse­n“, meinte der Passant. „Das können’s ruhig laut sagen. Am liebsten hätt’ ich alle abg’watscht“, erzählte er weiter. „Um Gottes Willen, was ist denn passiert? Sind Sie in der Früh in der Luitpoldst­raße im Stau gestanden?“, fragte der Passant besorgt.

„Ach, was. Das wäre ja wie immer gewesen. Aber dummerweis­e wollte ich kurz vor halb Zwölf über die Altstadt ins Brandl fahren.“„Ja, und? Das ist doch um die Zeit kein Problem, oder?“, meinte der Passant. „Dann wären’s mal dabei gewesen. Ich sag’s Ihnen: Als ob Wildparken bei uns belohnt wird, als ob jeder einen Freifahrts­schein zum Mitten-auf-der-Straße-Stehen-Bleiben hätte, als ob jeder hinterm Steuer der noch größere Egoist wär, als ob’s jeden dort oben im Auto in’s Hirn g’schiss’n hätt’n, als ob...“„ Na, na, na – ist schon wieder gut. Was war denn los?“, wollte der Passant wissen. „Nix war los. Besser gesagt: Nix is mehr gegangen – Stau war los, weil’s mitten vor’m Schloss und die Amalienstr­aß’ hinauf einfach stehen blieben sind und kreuz und quer geparkt haben. Da wär’ auch kein Rettungsdi­enst mehr durchgekom­men, wenn irgendwas passiert wäre. So geht’s doch nicht, das gehört doch bestraft.“

„Und was haben Sie dann gemacht?“, fragte der Passant mitfühlend. „Ja, gflucht hab’ ich, bin ganga und sitz’ jetzt hier.“„Und Ihr Auto haben Sie oben stehen lassen?“„Ach, woher. Des steht dort drüben auf einem Behinderte­nparkplatz. Was anders war grad nicht frei.“

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Foto: M. Waschke Gestern kurz vor Mittag ging nichts mehr vor dem Schloss.
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