Hochzeitstag auf dem Fußballplatz
Goldene Hochzeit Im Brandlbad sind sie sich begegnet, vor einem Spiel gegen den FC Bayern München haben sie geheiratet. Trotz des Verlusts ihrer Tochter haben sie als Familie zusammengehalten und sich gegenseitig unterstützt
Im Neuburger Brandlbad sind sich Theresia und Hans Mayer zum ersten Mal begegnet, wobei dieses Zusammentreffen noch sehr schüchtern ablief, wie sich die beiden erinnern. „Er hat mich gefragt, ob ich mit ins Wasser möchte, aber ich habe gesagt, mir ist es zu kalt – und das, obwohl es 30 Grad hatte“, erinnert sich Theresia Mayer lachend. Doch aufgegeben hat Hans Mayer nicht, man sah sich ja schließlich regelmäßig in der Stadt, etwa beim Kinobesuch oder beim Treffen am Hofgarten, wo sich die Jugend in Neuburg damals gerne aufhielt. Ein paar Jahre nach der ersten Begegnung im Freibad hat es dann auch zwischen den beiden Neuburgern – er ist ein „Ureinwohner des Ostends“, wie er schmunzelnd erzählt, sie stammt aus der Altstadt – gefunkt.
Wenig später sollten dann auch die Hochzeitsglocken läuten. Wobei die beiden einen recht turbulenten Start ins gemeinsame Eheglück hatten. Hans Mayer ist schon immer ein begeisterter Fußballfan gewesen und spielte zur damaligen Zeit beim VfR Neuburg. Ausgerechnet am Hochzeitstag der beiden fand ein Spiel gegen den FC Bayern statt. Einmal spielen gegen die Fußballgrößen dieser Zeit wie Beckenbauer oder Müller – das konnte er sich einfach nicht entgehen lassen! So ging es blitzschnell nach der Trauung und einem kurzen Besuch auf der eigenen Hochzeitsfeier zum Fußballplatz.
Nun könnte man meinen, für jede Frau wäre das der Grund gewesen, sofort am selben Tag die Scheidung einzureichen. Nicht für Theresia Mayer. Sie begleitete ihren Mann zum Spiel, wie sonst auch immer – sehr zum Ärger der geladenen Gäste im Tanzcafé Hertlein. Denn als sie zurückkamen, war die Gesellschaft aufgelöst und alle zerstritten. Die beiden nahmen es gelassen. „Wann hat man schon einmal Gelegenheit, gegen den FC Bayern zu spielen?“, fragt Hans Mayer. Das Spiel ging übrigens alles andere als gut für die Neuburger aus: Sie verloren 0:12 gegen die Profis.
Beruflich waren beziehungsweise sind Theresia und Hans Mayer sehr aktiv. Er ist gelernter Autolackierer, wechselte dann aber zur früheren Europacarton (heute Smurfit Kappa), wo er bis zur Rente arbeitete. Sie hat ein Sekretärinnendiplom, arbeitete erst für verschiedene Arbeitgeber, bis sie sich selbstständig machte und seit nunmehr 37 Jahren als Zulieferin für die Kartonagenfirma arbeitet, in der ihr Mann einst beschäftigt war.
Nach dem Tod der Tochter wohnt heute Enkelin Rebecca bei den beiden und hält die Mayers jung, wie sie sagen. Opa und Enkelin teilen auch ein gemeinsames Hobby: das Reiten, das Hans Mayer durch seine Tochter für sich mit Mitte 40 entdeckt hat, als er mit dem Fußballspielen aufgehört hat. Und so kümmern sich Opa und Enkelin heute gemeinsam um ihr Pferd.
Viel zusammen machen und zusammenhalten in guten wie in schlechten Tagen war in den 50 Ehejahren wohl das Rezept für die glückliche Ehe von Theresia und Hans Mayer. Wichtig sei es auch, den anderen bei den Dingen zu unterstützen, die ihm wichtig seien, sagt Theresia Mayer. „Hätte ich beispielsweise bei seinem Hobby, dem Fußball, nicht mitgemacht, wäre das sicherlich nicht gut gegangen.“Ansonsten haben die beiden klare Regeln. „Ich entscheide die wichtigen Dinge und mein Mann darf die Kleinigkeiten bestimmen“, sagt Theresia Mayer lachend.