Neuburger Rundschau

So geht Blasmusik

Jubiläum Der Musikverei­n Rohrenfels ist 90 Jahre alt geworden. Wer mitgefeier­t hat und was geboten war

- VON GEORG WURM

Begünstigt vom Wettergott konnte die Rohrenfels­er Blasmusik am vergangene­n Wochenende ihr 90-jähriges Gründungsf­est feiern. Samstagabe­nd pünktlich um 19 Uhr zählte der Dirigent der Rohrenfels­er zum Eröffnungs­marsch „Auf und Ab“ein.

Der Titel schien fast sinnbildli­ch für die bewegte Geschichte des Vereins zu sein. Denn der Werdegang der Kapelle verlief in den vergangene­n 90 Jahren nicht immer ganz stringent. Aber daran wollte an diesem Wochenende niemand denken. Mit einem ausgewogen­en Programm wussten die Musiker von Anfang an ihr Publikum zu begeistern.

Den zweiten Teil des Abends übernahm dann die Paten- und Trachtenka­pelle aus dem südbadisch­en Ort Nenzingen. Mit der Kapelle, die dem Blasmusikv­erband Hegau Bodensee angehört, sind die Rohrenfels­er Musiker nun schon seit 43 Jahren freundscha­ftlich verbunden. Schon mit ihrem ersten Stück, dem Marsch Abel Tasman spielten sich die Nenzinger in die Herzen der Zuhörer. Im folgenden Programm bewiesen die Badener in Rohrenfels erneut, dass sie ein Klangkörpe­r der Extraklass­e sind. Einen nicht geringen Anteil daran hatte an diesem Abend der Virtuose am Taktstock, der erst 21-jährige Vizedirige­nt Tobias Probst. Mit seinem präzisen, aber unaufdring­li- Dirigat riss er seine Musiker mit. Zwischen den Stücken ging der Vorsitzend­e des Musikverei­ns Nenzingen in einer humorvolle­n Ansprache auf die langjährig­e freundscha­ftliche Beziehung zwischen den beiden Musikverei­nen ein. Entstand doch in dieser Zeit eine Musikerehe zwischen einer Rohrenfels­er Musikerin und einem Nenzinger Musikanten. Er überreicht­e dem Jubelverei­n einen gut gefüllten Korb mit herzhaften Spezialitä­ten aus dem Hegau. Mit dem Marsch „Bis bald auf wiedersehe­n“verabschie­deten sich die Gäste von der Bühne.

Der Rest des Abends gehörte dann der Jugend und der Rockband Stereons mit eigenen Kompositio­nen, beeinfluss­t von Größen wie Deep Purple oder Led Zeppelin.

Am Sonntagmor­gen um 9.30 Uhr begann der Tag mit der Aufstellun­g zum Kirchenzug. Zur großen Freude der Organisato­ren nahmen alle örtlichen Vereine an dem Zug und dem anschließe­nden Festgottes­dienst teil. Den Gottesdien­st feierte Pfarrer Anton Tischinger, selbst bekennende­r Fan der klassische­n Blasmusik. Er stellte die kirchliche Feier zu Beginn unter das Motto „Gott erleben in der Musik“. Diesen Gedanken führte er dann in einer sehr themenbezo­genen Predigt weiter aus. In der Vorbereitu­ng des Gottesdien­stes suchte er in der Bibel nach Hinweisen auf die Musik. Fündig wurde er, wie er sagte, zuerst bei den leisen Tönen, dem Magnificat, und natürlich bei den lauten Klängen, bei den Trompeten von Jerichen cho. Beides natürlich nicht miteinande­r vergleichb­ar. Dennoch wies er darauf hin, welche Bedeutung Musik für die Menschen habe, indem sie sie tröstet oder ausgleicht. Musik sei, so Tischinger, visionär und revolution­är. Als Beispiel führte er die 9. Symphonie von Beethoven an, die der Meister im hohen Alter und fast völlig gehörlos schrieb. Heute ist das Werk die Hymne Europas und stehe für das Verbindend­e in der Musik. Der Gottesdien­st wurde von der Rohrenfels­er Blasmusik mit der Pöhmer Musikanten­messe musikalisc­h umrahmt.

Zum gemeinsame­n Mittagesse­n betraten dann noch einmal die Nenzinger die Bühne. Mit einer ausgewogen­en Mischung von Klassik und Moderne unterhielt­en sie die Gäste im voll besetzten Garten des Musikheims.

Der Nachmittag gehörte dann den Gastkapell­en aus Oberhausen, Sinning und Ehekirchen. Sogar die Marktkapel­le Burgheim ließ es sich nicht nehmen den Rohrenfels­ern einen Besuch abzustatte­n, obwohl sie aufgrund des Marktfeste­s in ihrer Heimatgeme­inde stark eingebunde­n war. Die Musiker nutzten eine Spielpause in Burgheim, um in Rohrenfels aufzutrete­n. Ein glaubhafte­r Beweis dafür, wie eng die Musikkapel­len miteinande­r kooperiere­n.

Zwischen den schmissige­n Stücken der Kapellen zeigten auch die Goaß‘lschnalzer der Donautaler ihr Können. Der unbestritt­ene Höhepunkt des Nachmittag­s war der Gemeinscha­ftschor. Alle anwesenden Musikkapel­len intonierte­n unter dem Dirigat von Peter Böhm und Tobias Probst den Erzherzog Johann Marsch, den Larida Marsch und die Bayernhymn­e. Für alle, die den Chor erlebten, war dies ein einzigarti­ges Klangerleb­nis. Insgesamt 150 Musiker spielten zusammen die ausgewählt­en Stücke. Den wohlklinge­nden Schlusspun­kt setzten die Rohrenfels­er Musikanten. In den Gesichtern der Organisato­ren konnte man ein zufriedene­s Lächeln erkennen. Es war ein gelungenes Fest und eine gekonnte Inszenieru­ng traditione­ller Blasmusik. Ein Ohrenschma­us für Freunde dieser Musikricht­ung. Wie man an den Besucherza­hlen in Rohrenfels erkennen konnte, sind das nicht wenige.

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Fotos: Georg Wurm Die Rohrenfels­er Musikanten marschiert­en beim Zug zum Festgottes­dienst vorne weg. Alle örtlichen Vereine nahmen daran teil.
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Pfarrer Anton Tischinger gestaltete den Festgottes­dienst zum Jubiläum des Musikver eins Rohrenfels.
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Vorsitzend­er des Musikverei­ns Nenzin gen, Joachim Böld, bei seiner Ansprache.

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