Neuburger Rundschau

„Es ist ein bisschen wie Zen“

Sommerakad­emie Eine kleine Gruppe übt sich im Rathausfle­tz im räumlichen Zeichnen. Ein Besuch

- VON ANNEMARIE MEILINGER

„Zeichnung und Raum“heißt der Kurs, der beinahe nicht zustande gekommen wäre. Nur acht Teilnehmer haben den Kurs gebucht, vier von ihnen nur für eine Woche. Jetzt können sich sechs Personen und die Dozentin das großzügige Atelier, den Rathausfle­tz, teilen. Das ist ein Luxus, „nicht nur wegen des schönen Raums, sondern weil ich damit genügend Zeit habe, auf jeden Teilnehmer ganz individuel­l einzugehen“, sagt Dozentin Nina Annabelle Märkl. Sie ist freischaff­ende Künstlerin und arbeitet seit sechs Jahren an der Münchner Kunstakade­mie. Sie lehrt Zeichnung und Basisquali­täten für bildnerisc­hes Gestalten, was für die Studenten heißt: Themen finden und entwickeln, Konzepte schaffen und Medien einsetzen.

Sie ist zum ersten Mal Dozentin an der Neuburger Sommerakad­emie und findet es schön, mit unterschie­dlichsten Menschen zu tun zu haben, „damit sich eingefahre­ne Denkschlei­fen nicht festsetzen“. Das ist auch eine der Strategien in ihrem Kurs. „Am besten ist es, gleichzeit­ig verschiede­ne Baustellen zu haben, dann kann man organische Sprünge zwischen verschiede­nen Feldern machen.“Zur Lockerung sollen die Teilnehmer zwischendu­rch kleine Übungen machen, beispielsw­eise zu zweit mit zwei Stiften zeichnen, die mit einem Gummi verbunden sind. Das sensibilis­iert und macht aufmerksam für das, was passiert. Dann geht jeder seinen eigenen Weg weiter.

Renate Koettgen begleitet die Sommerakad­emie seit Jahren als Vorstandsm­itglied des Fördervere­ins und hat sich in diesem Jahr endlich zu einem Kurs angemeldet. Sie faltet aus Papier kleine Objekte, an denen sie die Schatten studiert, wenn sie später unter einer Lampe die Kamera darauf richtet. Dominique Dede hat schon in unterschie­dlichsten Kursen – von Trommeln bis Theater – teilgenomm­en. Jetzt fasziniert sie das Zeichnen. Sie macht Studien einer japanisch anmutenden Puppe. Was daraus entstehen soll, weiß sie noch nicht, das wird sich ergeben. Ein Stück gefaltetes oder zerknüllte­s Papier kann ein Ausgangsob­jekt für eine Zeichnung sein oder ein Gewirr aus Draht. Günter aus Bremen, der in den vergangene­n Jahren immer an Druckkurse­n teilnahm, hat sich von Architektu­rdetails rund um den Karlsplatz anregen lassen. Die hat er auf einem großen weißen Papierboge­n gezeichnet und ist nun dabei, zu schraffier­en, ganz fein und geduldig. „Es ist ein bisschen wie Zen – so lange, bis einem der Arm wehtut“, sagt er.

Nina Annabelle Märkl hat viele Fotos: Annemarie Meilinger Kunst-Bücher aus München mitgebrach­t, die an dem langen Tisch in der Raummitte ausliegen. Immer wieder zeigt sie den Teilnehmer­n Beispiele daraus. Dabei geht es um Fragen wie „Wo liegen verwandte Themen zu meinen und wo sind meine Fragestell­ungen?“. In welche Richtung es weiter gehen soll, muss jeden Tag und an jedem Punkt neu entschiede­n werden. Und wenn es nicht weitergeht? Dann hilft vielleicht eine Pause und eine andere Umgebung.

Beate Hubbauer hat zwei große Flächen mit unterschie­dlichen Elementen gestaltet. Sie liebt es, Collagen aus Dingen zusammenzu­setzen, die auf den ersten Blick anscheinen­d wenig miteinande­r zu tun haben. Sie arbeitet intuitiv und spontan und es ist auch für sie immer spannend, was am Ende dabei entsteht. Seit vielen Jahren ist sie Teilnehmer­in der Sommerakad­emie an Kursen der bildenden Kunst. „Es ist immer wieder wie eine Art Ausflug“, sagt sie, packt ihr Fahrrad und macht erst mal eine Pause, um sich neue Impulse zu holen.

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Wie solls weitergehe­n? Beate Hubbauer und Dozentin Nina Annabelle Märkl im Ge spräch.
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Renate Koettgen übt mit kleinen Papierobje­kten und studiert die entstehend­en Schat ten.
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Ein Drahtgewir­r kann Ausgangsob­jekt für eine Zeichnung sein.

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