Bildhauerkurs zieht aufs Land
Premiere Was in Neuburg bei der Sommerakademie funktioniert, könnte auch in Ehekirchen klappen, dachte sich Gemeinderat Franz Männling und rief den „Ehekirchener Kunstsommer“ins Leben. Ein Besuch vor Ort
EKuSo ist die Abkürzung für „Ehekirchener Kunstsommer“und der könnte – wenn er ankommt – künftig eine jährliche Veranstaltung in Ehekirchen werden. „Das ist sogar ziemlich wahrscheinlich“sagt Franz Männling, der den EKuSo zusammen mit Heidi Kügler erfunden hat. Die beiden haben einen zweiwöchigen HolzbildhauerKurs organisiert, der zurzeit auf der Grünfläche vor der Schulturnhalle stattfindet. Seit einer Woche bearbeiten 13 Teilnehmer – die meisten aus Ehekirchen oder der näheren Umgebung – Holz in allen Variationen: große Stämme, verzweigte, krumme, hohle – eben alles, was die Mitarbeiter des Bauhofs und einige andere Holzspender angekarrt haben. Am Donnerstagvormittag wird noch einmal ein riesiger Kastanienzwiesel angeliefert und gleich aufgestellt – und schon sprudeln die Ideen, was daraus werden könnte. Doch da kommt viel Muskelarbeit auf den zu, der seine Idee verwirklichen will.
Franz Männling war fünf Jahre lang Teilnehmer des Sommerakademiekurses der Augsburger Bildhauerin Ilona Herreiner. Dort schuf er mit wachsender Begeisterung große Plastiken – zuletzt 2015 die „Chain of Change“, eine endlose riesige Holzkette. Doch dann gab es kein Kursangebot mehr für Holzbildhauer. Franz Männling hatte aber in Ehekirchen schon einige Leute mit seiner Begeisterung angesteckt. „Nach der Ausstellung einiger meiner Objekte in der Ehekirchener Kirche fragten immer mehr Leute nach einem Kurs“, erinnert sich der Gemeinderat. Zusammen mit Heidi Kügler fing er deshalb an zu planen und gewann Ilona Herreiner als Kursleiterin. Mundpropaganda und zwei kleine Anzeigen im Gemeindeblatt reichten, um die erste Kurswoche zu füllen, die zweite ist inzwischen auch gut besetzt. Bürgermeister und Gemeinderat unterstützten die Idee und ließen den Bauhof schon mal Schnitzholz auf die Seite legen. In Ehekirchen wird immer mal ein hohler Baum gefällt und auch aus Privatgärten stammt so mancher alte Obstbaum.
Auf dem weitläufigen Gelände ist ein ruhiges Arbeiten möglich, man sucht sich einen Schattenplatz oder eine Stelle, wo das Holz gut gelagert oder sicher befestigt werden kann. Ein paar Zelte stehen da und Tische, auf denen das unterschiedlichste Werkzeug bereitliegt. Florian Vierl schneidet gerade aus Metall Flügel für sein „buckliges Musenross“, während seine Freundin Martina ih- geschälten Baum mit Draht einspinnt. Monika Bachhofer hat sich einen dicken Kastanienstamm ausgewählt und arbeitet nun schöne Stellen heraus. Eric Kuttenreichs Plastik ist schon gut zu erkennen. Die Vorderseite ist ein gekrönter Kopf, der frech die Zunge heraus streckt. Jetzt kommt die Hinterseite dran. Heidi Kügler schnitzt an einem Stamm mit Verdickungen. Mehrere Gesichter will sie dort unterbringen. „So wie es halt ist: Jeder hat mehrere Seiten“, sagt sie.
Sie und Franz Männling sind sehr zufrieden mit ihrem Projekt „Ehekirchener Kunstsommer“. Alles sei unkompliziert zu organisieren geren wesen, von verschiedenen Seiten habe es Unterstützung gegeben. Die Verpflegung kommt entweder von der örtlichen Metzgerei oder die Teilnehmer grillen zusammen. Die Stimmung ist gut, es herrscht ein produktives Klima und immer wieder kommen interessierte Ehekirchener vorbei. Nach dem Kurs soll es eine Ausstellung geben. Am Samstag, 19. August, um 11 Uhr wird vor und im Rathaus eine gemeinsame Ausstellung mit der Ehekirchener Malerin Stefanie Paula eröffnet. In der darauffolgenden Woche sind die entstandenen Werke dann während der Geschäftszeiten zu besichtigen.