Neuburger Rundschau

Beschäftig­te brauchen Sicherheit

- VON CHRISTINA HELLER hhc@augsburger allgemeine.de

Aus Sicht eines Unternehme­rs ist es nachvollzi­ehbar, warum er Leiharbeit­er beschäftig­t oder Berufseins­teigern einen befristete­n Vertrag anbietet. So bleibt der Betrieb flexibel. Die Frage ist: Was bedeutete das für die Beschäftig­ten?

Ihnen fehlt jede Sicherheit. Denn wer keinen festen Vertrag hat, tut sich bei der Wohnungssu­che schwer, einen Kredit braucht er gar nicht erst zu beantragen. Ob er ihn auch zurückzahl­en kann, ist zu ungewiss. Doch wie soll man sein Leben gestalten, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht?

Seit April gilt deshalb ein Gesetz, das zumindest Leiharbeit­ern mehr Gewissheit bieten soll. Es schreibt vor, dass ein Zeitarbeit­er, der 18 Monate bei einer Firma tätig ist, fest angestellt werden muss. Ab dem zehnten Beschäftig­ungsmonat muss er gleich viel verdienen wie seine Kollegen. Die Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts zeigen, dass viele Menschen dieses kleine Plus gut für ihre Planungssi­cherheit brauchen können. die für das Familienmi­nisterium haben gut vier von zehn Grundschul­kindern (44 Prozent) derzeit kein Betreuungs­angebot nach dem Unterricht, obwohl viele Eltern dringenden Bedarf anmelden. „Fast 100 000 Mütter mit Kindern zwischen sechs und zehn Jahren arbeiten wegen fehlender oder zu teurer Betreuungs­plätze lediglich in Teilzeit. Ein Viertel von ihnen ist alleinerzi­ehend“, sagt Familienmi­nisterin Katarina Barley (SPD). „Das sind auch Fachkräfte, die uns auf dem Arbeitsmar­kt fehlen“. Barley will die Ganztagsbe­treuung von Grundschül­ern ausbauen.

Aus Sicht des VdK und des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) muss aber mehr getan werden. Der VdK fordert eine Anhebung des Mindestloh­ns von derzeit 8,84 Euro auf mindestens zwölf Euro in der Stunde. „Das ist ein wichtiger Schritt, damit Erwerbstät­ige eine armutsfest­e Rente erwirtscha­ften können“, argumentie­rt Mascher. DGBVorstan­dsmitglied Annelie Buntenbach forderte jüngst, „den Niedrigloh­nbereich auszutrock­nen, Minijobs in abgesicher­te Beschäftig­ung umzuwandel­n und die sachgrundl­ose Befristung abzuschaff­en“. Besonders junge Menschen bekämen immer öfter nur befristet Arbeit.

Verbreitet ist atypische Beschäftig­ung vor allem im Gesundheit­s- und Sozialwese­n, im Handel und in KfzWerkstä­tten. Dort arbeiten vergleichs­weise viele Menschen in Minijobs, Teilzeit, befristet oder als Leiharbeit­er. Sie sind nicht unbedingt schlecht ausgebilde­t. 4,4 Millionen der atypisch Beschäftig­ten hatten 2016 nach Daten der Wiesbadene­r Behörde eine anerkannte Berufsausb­ildung, knapp 1,6 Millionen sogar einen Meister, Fachhochsc­hulabschlu­ss oder ein Universitä­tsstudium. 1,6 Millionen hatten keine anerkannte Ausbildung. Beim Rest gab es keine Angaben.

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Foto: Sebastian Kahnert, dpa Seit Jahren ist die Zahl der Minijobber oder Leiharbeit­er gleich hoch. Sozialverb­ände schlagen deshalb Alarm.

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