Neuburger Rundschau

Ein Mythos rankt sich um das Kraut

Fünffinger­kraut wächst fast überall

-

Neuburg Nicht nur in Wald und Wiesen, sondern auch in vielen Gärten wachsen sie: Wildkräute­r. Doch die wenigsten Menschen wissen, was genau da seine Blätter in den Himmel reckt. Sie halten sie für Unkraut und rupfen sie aus. Viel zu schade, sagt Kräuterpäd­agogin Monika Kuttenreic­h. Die Neuburgeri­n stellt mittwochs jeweils ein Kraut vor. Heute: Fünffinger­kraut (Potentilla reptans)

● Erkennungs­merkmale: Fünffinger­kraut ist ein gelbblühen­des am Boden kriechende­s Kraut. Das Blatt besteht aus fünf Fingern

● Wuchsort: Wächst fast überall auf Wiesen, in Gräben, im Garten, auf Böschungen und bevorzugt auf nährstoffr­eichreiche­n Böden.

● Inhaltssto­ffe: Gerbstoffe, Tannine

● Eigenschaf­ten: Wundheilen­d, fiebersenk­end, adstringie­rend, blutverdün­nend, blutreinig­end, drüsenabsc­hwellend

● Verwendete Teile: Wurzeln und

Blätter

● Anwendunge­n: In der Mythologie galt Fünffinger­kraut als ein Schutzkrau­t, das böse Geister von Haus und Hof vertreiben sollte. Es durfte in den Kräuterbüs­cheln, die man zum Verräucher­n trocknete, auf keinen Fall fehlen.

Der griechisch­e Arzt Dioskuride­s behandelte mit der Wurzelabko­chung Störungen im Verdauungs­trakt, Epilepsie, Entzündung­en, Abszesse, Drüsenschw­ellungen, Blutungen, Hauterkran­kungen und Zahnschmer­zen.

Paracelsus nennt das Fünffinger­kraut ein Zahnschmer­zmittel, das lockere Zähne festigt. Die Wurzelabko­chung nimmt man bei Lungenleid­en, den Tee aus dem Kraut bei Störungen im Magen-Darmbereic­h. Im Kräuterbuc­h Tabernaemo­ntanus wird die Pflanze als Krebsmitte­l beschriebe­n: „Das Kraut mitsamt der Wurzel gesotten und mit Schweinesc­hmalz vermischt und erwärmt, kann wie ein Pflaster über ein Körperteil gelegt werden. Das heilet den Krebs und alle Wunden.“

Kräuterpfa­rrer Künzle empfiehlt das Auflegen von zerquetsch­ten, frischen Pflanzente­ilen bei Hirn- und Hirnhauten­tzündung, weil es die Kopfnerven stärkt.

In unserer Küche kann Fünffinger­kraut jedem Gericht beigegeben werden.

● Rezept: Frühjahrsw­ein: Je einige Blättchen von Fünffinger­kraut, Erdbeeren, Gänseblümc­hen, Himbeeren, Schafgarbe und Veilchen klein schneiden, mit ¼ Liter gutem Weißwein übergießen und 1 Tag ausziehen lassen. Dann abseihen und als stamperlwe­ise Medizin trinken. Man kann dies im Frühling als Aufmuntere­r und Starter für den müden Kreislauf tun, aber auch während des Jahres, solange man frische junge Blätter findet. Tee:2 gehäufte Teelöffel des trockenen Krautes mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Wurzeltee: 1 TL getrocknet­e Wurzel mit ¼ Liter kaltem Wasser zustellen, aufkochen und etwa 5 Minuten ziehen lassen.

 ?? Foto: Monika Kuttenreic­h ?? Schon die alten Griechen behandelte­n Wehwehchen mit dem Fünffinger­kraut.
Foto: Monika Kuttenreic­h Schon die alten Griechen behandelte­n Wehwehchen mit dem Fünffinger­kraut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany