Seit über 30 Jahren fest im Sattel
Serie (2) In Obermaxfeld schwingt sich jeden Dienstag eine Gruppe Damen aufs Rad. Männer dürfen nur in Ausnahmefällen mitfahren – und manchmal als Pannendienst einspringen
Ein Grund zum Feiern: Das Fahrrad ist heuer 200 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass stellen wir verschiedene Radl-Gruppen im Landkreis vor: Hobby-Fahrer, die sich in Vereinen oder anderweitig zusammengeschlossen haben, und offene Gruppen, die regelmäßig fahren und gerne noch Zuwachs suchen. Vielleicht möchten ja auch Sie sich mal wieder aufs Rad schwingen? Königsmoos Obermaxfeld Sieht man in Obermaxfeld eine Gruppe Radlerinnen, die sich zur Abfahrt bereit macht, weiß man, dass es Dienstag, kurz vor 18 Uhr ist. Denn jeden Dienstag, zwischen April und Oktober, pünktlich um 18 Uhr heißt es: Auf die Räder, fertig, los! Die fahrradbegeisterten Frauen radeln durchs Moos und kehren anschließend irgendwo in der Umgebung ein. Und da spielt auch das Wetter keine große Rolle. Weder Wind noch Regen hält die Damen vom Radeln ab. So auch an diesem Dienstag im August, an dem dunkle Wolken von Westen heranrollen und Regenschauer versprechen.
„Dann fahren wir eben eine kürzere Runde, bevor wir einkehren“, meint Monika Veitinger, die das Ta- der Gruppe führt und als Organisatorin bezeichnet werden kann – wenngleich alle der insgesamt 30 Frauen gleichberechtigt ihre Ideen einbringen und beim Organisieren mithelfen. Mitradeln kann jede, die Lust auf Fahrrad fahren, Spaß und Geselligkeit hat. Dabei spielt es keine
Rolle, woher die
Damen kommen oder wie alt sie sind. Nur Männer haben keine Chance. „Wir sind eine reine Frauen-Radlergruppe“, betont Veitinger und ihre Radl-Freundinnen lachen.
Von mancher Teilnehmerin fahren inzwischen auch die Töchter mit. Elfriede Fischer möchte die Radtouren mit ihren Freundinnen nicht missen. Die 82-Jährige ist zwar an diesem Dienstag nicht mit von der Partie, weil es ihr zu windig ist – „und der Regen kommt bestimmt“. Aber sie wohnt am Dorfplatz und verabschiedet die Radlergruppe zumindest. „Das Radfahren hält mich fit und es ist immer eine Gaudi.“
Die Touren sind nicht schnell, sondern geruhsam und lustig. „Wir wollen keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, sondern radeln und ratschen. Und auch das Einkehren ist wichtig“, erklärt Veitinger. Deshalb ist die Truppe in der Umgebung auch bestens bekannt, egal ob in den Gaststätten in Neuburg, in Bruck, in Ludwigsmoos, in Lampertshofen oder auf den Volksfesten der umliegenden Ortschaften. Das Donaumoos und die Randbezirke sind das Radler-Eldorado der Gruppe.
Es kommt natürlich schon mal vor, dass eine der Damen einen Platten fährt. „Auch kein Problem“, weiß Rita Roshol: „Dann rufen wir unsere Männer an. Die holen uns ab.“Die Rückholaktionen klappen aber nicht immer reibungslos. So erinnert sich Roshol immer noch gergebuch ne an eine Begebenheit, die schon Jahre zurückliegt. „Mein Mann ist beim ersten Mal an mir vorbeigefahren, ohne mich zu bemerken.“Erst auf dem Rückweg hat er seine Frau gefunden. Da stand sie winkend auf der Straße, statt wie vorher daneben. Maria Gottschall denkt an die Zeit vor dem Mobiltelefon, denn die Radlerinnen sind bereits seit 1984 regelmäßig unterwegs. „Wir waren gerade am Neuburger ArcoSchlösschen, da war mein Reifen platt.“Sie schickte ihre Truppe nach Hause und schob ihr havariertes Rad in die Neuburger Innenstadt. Da aber die Radhändler schon geschlossen hatten, machte sie sich kurzer Hand zu Fuß auf den Weg nach Obermaxfeld.
Die Damen der Obermaxfelder Gruppe erleben aber nicht nur Geselliges im Sattel. Saisonabschluss, Weihnachtsfeier, Ausflüge in den Bayerischen Wald und Spessart – die Gruppe ist oft miteinander unterwegs. Wer mal mitradeln möchte, der sollte einfach dienstags um 18 Uhr am Dorfplatz in Obermaxfeld vorbeischauen – mit Radl und guter Laune. Und Männer, nicht verzweifeln! Ab und zu ist auch mal ein Paarradeln angesagt – aber nur mit besonderer Einladung.