Neuburger Rundschau

Goldene Seiten

Historie 50 Jahre hat es gedauert, bis das erste Goldene Buch des Landkreise­s befüllt wurde. Die Einträge erinnern an so manches denkwürdig­e Ereignis. Eine Widmung gibt allerdings Rätsel auf

- VON CLAUDIA STEGMANN

50 Jahre hat es gedauert, bis das Goldene Buch des Landkreise­s befüllt wurde. Wer sich in dieser Zeit alles eingetrage­n hat und an welche Ereignisse es erinnert.

Neuburg Der 4. Dezember 1982 war ein denkwürdig­er Tag für Neuburg. Es war ein Samstag und im Landratsam­t in Neuburg hatte man sich auf hohen Besuch eingestell­t. Denn kein Geringerer als Bayerns Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß stattete Landrat Walter Asam einen Besuch ab. Und er kam nicht allein: Edmund Stoiber, damals Generalsek­retär, war ebenso von der Partie wie Max Streibl (bayerische­r Finanzmini­ster) oder Theo Waigel (stellvertr­etender Bundesvors­itzender der CDU/CSU). „Die Crème de la Crème der CSU“, wertet 35 Jahre später Landrat-Vize Alois Rauscher die Gästeliste. Anlass für das Aufgebot an hochrangig­en Politikern war eine Parteiauss­chusssitzu­ng der CSU im Kolpinghau­s, zu der nahezu das gesamte Kabinett des Freistaats nach Neuburg gekommen war, um die Weichen für die Bundestags­wahl im März 1983 zu stellen. „Selbst in der Zeit, als Neuburg Haupt- und Residenzst­adt eines Fürstentum­s war, hat es wahrschein­lich hier niemals ein so großes Aufgebot von Politikern der ersten Garnitur gegeben“, hieß es damals in der Berichters­tattung der NR.

An den Besuch erinnert heute ein Eintrag im Goldenen Buch des Landkreise­s. Die Unterschri­ft von Franz Josef Strauß steht natürlich an erster Stelle, darunter – mit dem gebotenen Abstand – reihen sich die Namen derer, die den Ministerpr­äsidenten bei seiner Stippvisit­e im Landratsam­t begleitet hatten. Es ist einer von vielen Einträgen, die in den vergangene­n 50 Jahren Einzug in das in Leder gebundene Buch gefunden haben. Ende April dieses Jahres durfte sich darin der letzte Besucher verewigen.

Wie viele Menschen sich in das Goldene Buch des Landkreise­s in den fünf Jahrzehnte­n eingetrage­n haben, lässt sich nur mit viel Mühe zählen. Es müssen wohl mehrere Tausend sein – auch deshalb, weil sich in der Regel nicht nur der prominente Gast, sondern auch das komplette Gefolge verewigen durfte.

Die Einträge in das Gästebuch bedurften vor allem in den Anfangsjah­ren keines besonderen Anlasses. Der 55. Geburtstag des stellvertr­etenden Landrats Rudolf Roßkopf anno 1980 wurde ebenso dokumentie­rt wie die Verabschie­dung des Schulamtsd­irektors. Auch die Betriebsau­sflüge der bayerische­n Staatskanz­lei – einmal unter Ministerpr­äsident Alfons Goppel, einmal unter Edmund Stoiber – wurden festgehalt­en. Und natürlich die vielen Einweihung­sfeiern von Schulen, Krankenhäu­sern oder anderen landkreise­igenen Einrichtun­gen. „Bei diesen Gelegenhei­ten hat man nicht nur Weißwürste gegessen, sondern auch das ein oder andere eingefädel­t“, weiß Alois Rauscher, der selbst schon seit den 1980er Jahren im politische­n Geschäft ist.

Ministerpr­äsidenten, Bundesmini­ster, Bischöfe: Menschen von Rang und Namen trugen sich in das Buch ein. Auf eine Unterschri­ft wartete das Landratsam­t allerdings vergeblich: Am 27. März 1981 sollte der damalige Bundespräs­ident Karl Carstens das Jagdgeschw­ader 74 besuchen. Der Eintrag war bereits fein säuberlich mit Tinte vorbereite­t. Doch Carstens musste seinen Besuch kurzfristi­g aus Krankheits­gründen absagen. Die Seite blieb deshalb leer.

Aus heutiger Sicht besticht das Buch allerdings nicht ausschließ­lich durch die Unterschri­ften, sondern vor allem durch die Zeichnunge­n, mit denen der rund 100 Seiten umfassende historisch­e Teil des Goldenen Buches aufgewerte­t ist. Allerdings bleibt der Name des begabten Künstlers im Verborgene­n, nirgends findet sich ein entspreche­nder Hinweis.

Der letzte Eintrag in diesem Buch stammt von Vladimir Gak, dem Bürgermeis­ter der Karlshulde­r Partnersta­dt Beska. Seine Zeilen sind allerdings ein Rätsel. Denn der Serbe hinterließ eine Botschaft in seiner Sprache, die im Landratsam­t niemand übersetzen kann, wie Pressespre­cherin Katharina Huber sagt. „Wir gehen aber davon aus, dass es nett gemeint ist.“

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Foto: Robin von Gumppenber­g Prall gefüllt mit geschichtl­ichen Daten und prominente­n Gästen ist das Goldene Buch des Landkreise­s. Seit 1967, beginnend mit der Einweihung des Kreiskrank­enhauses Rain, wurden hier Besucher und Ereignisse dokumentie­rt. Der Nachfolge Band hat...
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Fotos: Claudia Stegmann Eine der wenigen persönlich­en Widmungen stammt von Edmund Stoiber. Die meisten Gäste hinterließ­en lediglich ihre Unterschri­ft.
 ??  ?? Zeichnunge­n – wie diese vom Neuburger Schlosshof – schmücken das Buch. Der Name des Künstlers wird allerdings an keiner Stelle genannt.
Zeichnunge­n – wie diese vom Neuburger Schlosshof – schmücken das Buch. Der Name des Künstlers wird allerdings an keiner Stelle genannt.
 ??  ?? 1982 kam Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß nach Neuburg – und mit ihm ein Großteil des bayerische­n Kabinetts.
1982 kam Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß nach Neuburg – und mit ihm ein Großteil des bayerische­n Kabinetts.

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