Lauingen aus der hohen Vogelschau
Fürstenmacht und wahrer Glaube Begleitend zur Ausstellung stellen wir jede Woche ein Exponat vor. Diesmal: Ein Kupferstich
Lauingen Der Kupferstich ist im Rittersaal des Neuburger Schlosses ausgestellt – als Teil des Themas „Pfalz-Neuburg, Region und Religion“in der Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“.
Im Ausstellungskatalog ist dazu Folgendes zu finden: Der dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm sowie Bürgermeistern, Rat, Bürgern und Einwohnern der Stadt Lauingen gewidmete Kupferstich ist signiert: Christoph Senft [...] Ao 1617. Die Darstellung ist äußerst exakt, lagegenau – wie eine Gegenüberstellung mit dem Ortsblatt von 1813/24 zeigt – und beruht auf einer jahrelangen Maßaufnahme. Die wichtigsten Bauwerke (Kirchen, öffentliche Gebäude, Tore, Türme) sind durch Beifügung von Buchstaben (A bis S) hervorgehoben. Bei anderen steht eine Bezeichnung. Ungewöhnlich sind die beiden Brückenmühlen an beiden Seiten der Donaubrücke.
Der Zeichner und Stecher Christoph Senft wurde wohl 1576/77 als Sohn eines Zinngießers in Lauingen geboren. Er schuf bereits 1593 für Phillip Ludwig einen signierten Wappensteinbozzetto und war 1596/97 als Stempelschneider tätig. 1601 ließ er sich als Bildhauer in Lauingen nieder. Wie zuvor sein Vater, so betreute er dort ab 1604 als Visierer den Weinmarkt und ab 1611 das Brunnenwerk der Stadt. Er stach für den Lauinger Maler Georg Brentel d. J. (1581 bis 1634) dessen Vorlagen für einfachere mathematisch-astronomische Instrumente. Senft schuf eine Anzahl von Stadtansichten von Lauingen, die Draufsicht auf die Stadt wurde in der Zeit des Simultaneums abgeschlossen. Senft wurde nach 1618 katholisch und blieb in der Stadt im Gegensatz zu drei Schwägern, die nach dem Sturz des evangelischen Rates am 28. April 1620 Lauingen aus Religionsgründen verließen. Er wurde am 30. April in den neuen katholischen Rat gewählt und stieg 1630 zu einem der Bürgermeister auf. In der erneut evangelischen Zeit der Schwedenbesetzung 1632/34 schuf er 1633 die beiden Kupferstiche „Begräbnis von Pfalzgraf Ottheinrich II 1604 in der Pfarrkirche Lauingen“sowie die Darstellung der Anlage der schwedischen Sternschanzen. Dieses Motiv war auch bei späteren Kupferstechern beliebt. Ende April 1635 heiratete Senft nochmals, am 6. November 1635 fehlt er bei der Lauinger Ratsversammlung mit dem Hinweis: seel(ig) defunctus (verstorben).
Die Kupferplatte von 1617 kam wohl in diesem Jahr in den Besitz von Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm und so in das Schloss Neuburg an der Donau. Bei einer Inventarrevision 1866 fiel sie auf und wurde mit Genehmigung von König Ludwig II. der Stadt Lauingen überlassen. Der damals gerade erscheinenden Geschichte der Stadt Lauingen von Bernhard Mayer wurde ein Abdruck beigegeben. Ausstellung Wer das Exponat mit ei genen Augen sehen möchte, kann die Ausstellung bis 5. November Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr besuchen.