Neuburger Rundschau

Täter planten noch größeren Anschlag

13 Deutsche wurden bei dem Attentat in Barcelona zum Teil lebensgefä­hrlich verletzt. Der Mörder aus dem Lieferwage­n starb möglicherw­eise in einem Ferienort durch Polizeikug­eln. Hätte seine Tat verhindert werden können?

- VON RALPH SCHULZE UND MICHAEL STIFTER

Barcelona Mindestens 14 Menschen sind tot, 130 zum Teil schwer verletzt. Sie wurden Opfer von Terroriste­n. Einen Tag, nachdem ein Attentäter in einem Lieferwage­n über die belebte Flaniermei­le Las Ramblas in Barcelona gerast war, haben sich gestern die Anzeichen verdichtet, dass die Angreifer weitere Anschläge geplant hatten. Bei den Vorbereitu­ngen war aber offenbar ein Sprengsatz in einer Bombenwerk­statt explodiert.

In der Nacht zum Freitag starben dann fünf Verdächtig­e bei einer Schießerei mit der Polizei. Unter ihnen ist Medienberi­chten zufolge auch der Mörder von Barcelona, der zunächst entkommen war. Eine offizielle Bestätigun­g gab es dafür aber nicht. Die Männer waren im Ferienort Cambrils mit einem Auto in eine Menschenme­nge gefahren und hatten dabei eine Frau tödlich verletzt. Sie hatten Messer und eine Axt dabei und trugen Sprengstof­fgürtel, die sich erst später als Attrappen erwiesen. Im Zuge der Fahndung nach möglichen Mittätern wurden vier Personen festgenomm­en, drei von ihnen stammen aus Marokko, einer aus Spanien. Die Polizei geht von einer organisier­ten Terrorzell­e mit etwa zwölf Mitglieder­n aus.

Ein Mann stellte sich, nachdem er sein Fahndungsf­oto in den Nachrichte­n entdeckt hatte. Er heißt Driss Oukabir. Sein Ausweis war in dem Lieferwage­n entdeckt worden. Er gab an, sein 17-jähriger Bruder Moussa Oukabir habe die Papiere gestohlen. War der Marokkaner also der Täter von Barcelona? Vieles deutet darauf hin. Im Internet soll er angekündig­t haben, „Ungläubige“zu töten.

Während die Ermittler die Hintergrün­de der Tat untersuche­n, zu der sich die Terrormili­z Islamische­r Staat bekannt hat, ist Spanien damit beschäftig­t, den Schock zu verarbeite­n. Zu einer Gedenkminu­te mit tausenden Menschen kamen gestern König Felipe und Premier Mariano Rajoy nach Barcelona. Politiker aus aller Welt zeigten ihre Anteilnahm­e. In die Trauer mischte sich Trotz. „Der Terrorismu­s kann uns bittere und tieftrauri­ge Stunden bereiten, so wie das jetzt in Spanien geschehen ist. Aber besiegen kann er uns nie“, sagte Kanzlerin Angela Merkel.

In Barcelona wurden auch 13 Deutsche zum Teil schwer verletzt. Die Nachricht von deutschen Todesopfer­n bestätigte sich zunächst nicht. Am späten Abend wurde bekannt, dass zwei deutsche Verletzte mit dem Tod ringen. Das teilte der Arzt eines Krankenhau­ses in Barcelona Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel am Freitagabe­nd bei dessen Besuch mit.

Gestern kam die Frage auf, ob der Anschlag hätte verhindert werden können. Die Region gilt als Islamisten-Hochburg.

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Foto: Francisco Seco, dpa Tausende Menschen gedachten gestern in Barcelona der Toten. Unter ihnen waren auch Premier Mariano Rajoy und König Felipe (Bildmitte vorne).

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