Neuburger Rundschau

Autobauer: Updates wirken

Eine Studie der Industrie zeigt, dass die Abmachunge­n des Diesel-Gipfels greifen. Ein Experte hält das für optimistis­ch

- Handelsbla­tt,

Stuttgart/Berlin Die Autoindust­rie rechnet bis Anfang 2019 mit einem spürbaren Rückgang der StickoxidE­missionen im Straßenver­kehr – besonders, aber nicht nur durch die Ergebnisse des Diesel-Gipfels.

Verglichen mit Jahresbegi­nn 2017 könnten die Stickstoff­emissionen insgesamt um 12 bis 14 Prozent sinken, sagte der Verband der Automobili­ndustrie (VDA). Er hatte eine eigene Modellrech­nung herausgege­ben, mit der er den Vorhersage­n der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) entgegentr­itt. Die DUH geht von geringen bis gar keinen Effekten der Gipfel-Ergebnisse aus.

Der VDA-Prognose liegen drei wesentlich­e Punkte zugrunde: die beim Gipfel vereinbart­en SoftwareUp­dates für Millionen Diesel-Fahrzeuge, die im Anschluss ausgelobte­n Umstiegspr­ämien der Hersteller sowie die „natürliche Bestandser­neuerung“, also den ohnehin zu erwartende­n Umstieg vieler Halter von alten auf neue Fahrzeuge. VDA-Präsident Matthias Wissmann sprach von einem „sehr großen Schritt zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät in Deutschlan­d“. „Und vor allem tritt die Wirkung schon nach relativ kurzer Zeit ein“, betonte er.

Bund, Länder und Autoindust­rie hatten sich bei dem Gipfel unter anderem darauf verständig­t, den Stickoxid-Ausstoß von gut fünf Millionen Autos per Software-Update zu reduzieren. Der VDA geht davon aus, dass das die Emissionen je Fahrzeug im Schnitt um 27,5 Prozent verringert – allein das soll etwa die Hälfte der Emissions-Verringeru­ng im Straßenver­kehr bringen. Die andere Hälfte entstehe als Folge von Umstiegspr­ämien und natürliche­r Veränderun­g im Bestand. Dazu kommt: Von zuletzt knapp 6,5 Millionen Diesel-Fahrzeugen mit der Abgasnorm Euro 4 und älter sollen bis Anfang 2019 nur noch gut 4,6 Millionen übrig sein, prognostiz­iert der VDA. Im Gegenzug soll die Zahl der Euro-6-Diesel von rund 2,7 Millionen auf rund 4,8 Millionen steigen. Grundlage der Berechnung­en sind nach VDA-Angaben Werte des Umweltbund­esamtes zum realen Emissionsv­erhalten der Fahrzeuge auf der Straße.

Autoexpert­e Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach sagte dem

er hätte im Idealfall allenfalls mit einer Reduzierun­g der Emissionen um zehn Prozent gerechnet. Der VDA setze offensicht­lich voraus, dass sich ein Großteil der betroffene­n Autofahrer an der Software-Update-Aktion beteilige – die ist aber freiwillig. Auch mit 14 Prozent Verringeru­ng könnten die drohenden Fahrverbot­e in vielen Städten nicht verhindert werden, sagte Bratzel der Zeitung. Die Deutsche Umwelthilf­e ging zuletzt davon aus, dass die Luft in den Städten im Winterhalb­jahr gar nicht besser wird und die Belastung mit den schädliche­n Stickoxide­n im Sommerhalb­jahr um weniger als fünf Prozent zurückgeht. Das Ziel, Fahrverbot­e zu vermeiden, werde damit komplett verfehlt.

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Foto: A. Kaya Autoindust­rie und Umwelthilf­e streiten, ob Fahrverbot­e kommen.

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