Neuburger Rundschau

Warum es dieses Jahr weniger Honig gibt

Jeder Deutsche isst im Schnitt jährlich ein Kilo Honig. Imker aus der Region erklären, weshalb die Suche nach Obstblüten für Bayerns Bienen heuer schwierig war und was den Ertrag am Ende doch noch gerettet hat

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Augsburg Weiß und braun: Das sind beim Honig die Farben der Saison. Denn der Blütenhoni­g mit seiner auffällig gelben Färbung fehlt dieses Jahr in großen Teilen Bayerns. Der Frost im Frühjahr ließ nämlich nicht nur die Ernte der Obstbauern schrumpfen. Auch vielen Imkern hat er die Saison vermiest.

Apfel, Kirsche, Pflaume: Durch den Frost im April seien die Blüten vieler Obstbäume abgestorbe­n, sagt der Vorsitzend­e des Deutschen Imkerbunde­s, Peter Maske. „Auch die Linden sind erfroren“, erklärt der Imker aus Schwarzach am Main (Landkreis Kitzingen). Bayernweit liegt die Blütenernt­e demnach vor allem in Franken deutlich unter dem Durchschni­tt. Das sei nun beim Honig-Ertrag zu merken.

Im Allgäu war das Wetter im April besonders wenig frühlingsh­aft, wie Gerd Ullinger bestätigt, der die Imkerschul­e Schwaben in Kaufbeuren leitet. „Die Löwenzahne­rnte ist nahezu ausgefalle­n“, erinnert er sich. Denn als die Pflan- zen zu blühen begannen, lagen im Allgäu zehn bis 20 Zentimeter Schnee. Die sogenannte Frühjahrse­rnte, die zwischen Ende Mai und Mitte Juni stattfinde­t, sei „mittel bis schlecht“gewesen, sagt Ullinger. Die Sommerernt­e gegen Ende Juni habe allerdings vieles aufgewogen. die Imker in Schwaben haben einen Vorteil gegenüber vielen Kollegen in anderen Teilen Bayerns: Weil es viele Waldgebiet­e gibt, ist zumindest beim braunen Waldhonig der Ertrag hoch. Birgit Wimmer, die den Kreisverba­nd der Imker im Augsburger Land leitet, bestätigt das. Die Ernte gerettet hat demnach vor allem der Honigtau. Diese Ausscheidu­ngen verschiede­ner Waldläuse sind neben den Blüten ein wichtiger Bestandtei­l des Honigs. Weil es in den Monaten nach dem Wettereinb­ruch trocken gewesen sei, seien die Läuse nicht durch ReDenn genwasser von den Bäumen gespült worden, sagt die Diedorfer Imkerin. Die Bienenvölk­er konnten sich nach Herzenslus­t am Honigtau bedienen. Rund um Augsburg kam noch eine Menge des weißen Rapshonigs dazu: „Der Raps hat im April noch nicht geblüht.“

Birgit Wimmer besitzt sechs Bienenvölk­er, im ganzen Freistaat sind es 200000 – das ist fast ein Viertel der Gesamtzahl in Deutschlan­d. Die sind auch nötig: Nach Angaben des Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums essen die Deutschen rund 85000 Tonnen Honig pro Jahr. Das sind pro Kopf etwa 1,1 Kilogramm Honig.

Auf den Preis übrigens hat der teils geringere Ertrag bislang keinen Einfluss. Er liege wie immer bei etwa fünf bis sechs Euro für ein 500-Gramm-Glas. „Deutscher Honig ist nach wie vor sehr gefragt. Und der Durchschni­ttspreis wird vom Verbrauche­r ohne Murren gezahlt“, sagt Peter Maske vom Imkerbund.

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Foto: Oliver Berg, dpa Honig unterschei­det sich in Geschmack und Farbe. Der dunkle Waldhonig schmeckt kräftig, der meist hellgelb bis weißliche Obst blütenhoni­g eher cremig mild und der weiße Rapshonig ziemlich rau und sandig.

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