„Kälte ist nicht meine Sache“
Jan Frodeno zählt zu den Stars beim Allgäu-Triathlon am Sonntag. Der Olympiasieger über den Stellenwert des Wettkampfs, seine Saisonziele und seine Leidenschaft für Kaffee
LANDESLIGA SÜDWEST V. FREITAG BEZIRKSLIGA NORD VOM FREITAG Was haben Sie bislang über den Allgäu-Triathlon gehört? Worauf stellen Sie sich ein, immerhin wird es ein bisschen welliger als gewöhnlich werden? Frodeno: Gehört habe ich vieles – zumeist Gutes. Aber es gibt natürlich auch die Legenden zu den extremen Witterungsbedingungen und der schweren Strecke. Ich freue mich zumindest sehr. Ich checke mehrmals täglich die Wetter-App in der Hoffnung, dass es für mich als bekennender Warmduscher noch etwas wärmer und angenehmer wird. Kälte ist eigentlich gar nicht so meine Sache – aber ich werde es nehmen, wie es kommt. Auf die selektive Strecke freue ich mich – denn ich trainiere ja in meiner spanischen Heimat Girona auch viel in den Pyrenäen.
Welchen Stellenwert hat der AllgäuTriathlon in der Vorbereitung auf Hawaii?
Frodeno: Das Rennen wird ein wichtiger Teil in einem Trainingsblock sein. Hier kann ich unter Wettkampfbedingungen einige Sachen testen und ausprobieren. Aber natürlich ist Kona das Ziel und das Allgäu nur eine Etappe dorthin.
Alle Augen werden auch im Allgäu auf Sie gerichtet sein: Was für ein Ziel haben Sie sich gesetzt?
Frodeno: Ich bin Wettkämpfer, das ist in meinen Genen. Immer wenn ich die Startnummer anhabe, dann will ich alles geben und natürlich auch gewinnen. Das war bei den Olympischen Spielen so, auf Hawaii auch nicht anders und auch im Allgäu werde ich die Siegerglocke nicht kampflos aufgeben.
Wie gehen Sie mit der Situation um, derart im Mittelpunkt zu stehen? Oder anders gefragt: Wie behalten Sie den Fokus auf Ihrer sportlichen Leistung? Frodeno: Das ist natürlich eine Herausforderung, das Wichtigste im Sport ist immer noch das Training, das darf man nie vergessen. Aber ich sehe die Aufmerksamkeit auch als Kompliment und schöpfe daraus viel Energie, wenn ich sehe, wie man damit auch andere Menschen inspirieren kann. Ich liebe meinen Sport und das Training, daher ist der Fokus auch nie wirklich gefährdet.
Wie lange werden Sie im Allgäu sein? Frodeno: Es wird leider nur ein relativ kurzer Besuch. Ich komme am Samstagnachmittag in Immenstadt an und bin Sonntagabend oder Montag früh wieder weg.
Ihr Ziel ist das Triple auf Hawaii: Wie zufrieden sind Sie ganz allgemein mit dem Verlauf der Vorbereitung? Frodeno: Ich bin so weit sehr zufrieden. Toi, toi, toi! Bis auf eine Grippe im Juni bin ich bisher ganz gut durchgekommen. Dieses Jahr liegt anders als in den Vorjahren auch von Anfang an der Fokus voll auf Hawaii. Auch vom Training war alles so ausgerichtet, weil in den Jahren vorher vor allem mental es schwer wurde, die Spannung Richtung Kona zu halten. Da fühle ich mich auf einem guten Weg – muss ich auch, denn die Konkurrenz, auch aus dem eigenen Land, wird in Kona schon sehr, sehr stark sein.
Die Acht-Stunden-Grenze hat noch niemand auf Hawaii unterboten. Welchen Reiz übt diese Marke auf Sie aus? Und ist diese Schallmauer unter diesen extremen Bedingungen dort überhaupt zu knacken?
Frodeno: Diese Marke ist sehr reizvoll und ist schon eine richtige Schallmauer. Es ist kein Geheimnis, dass auch ich diese gern knacken würde. Aber eben genau wegen den unkalkulierbaren äußeren Bedingungen ist es überhaupt nicht planbar. Steht der Wind schlecht, kann man gleich mal 20 Minuten langsa- mer sein, und das, obwohl man einen super Wettkampf macht. Egal wer, man braucht für den Rekord Glück mit dem Wetter.
In Roth haben Sie Kaffee Ihrer eigenen Marke verkauft. Werden wir Sie auch im Allgäu an der Kaffee-Bar sehen?
Frodeno: Ja klar. Wir haben auch im Allgäu die Frodissimo-Lounge auf der Messe. Jeder, der Lust auf einen guten Espresso hat, sollte mal vorbeikommen. Ich selbst werde am Sonntagnachmittag am Stand sein und versuchen, meine BaristaKünste zu zeigen.
Können Sie ein paar Sätze dazu sagen, wie es zu der Verbindung Frodeno/Kaffee kam?
Frodeno: Ach, mittlerweile ist das eine schon längere Leidenschaft. Ich habe schon seit etwa zwölf Jahren meine Siebträger-Maschine und versuche mich immer weiterzubilden. 2008 habe ich damals von einem Sponsor zum Olympiasieg meine eigenen Kaffeebohnen, verpackt in einer goldenen Verpackung, geschenkt bekommen. Das war in ge- wisser Weise die Geburtsstunde von Frodissimo. Ich mag einfach den sozialen Aspekt. Man setzt sich zusammen hin und trinkt gemeinsam einen guten Kaffee und redet, egal ob mit Trainingspartnern vor der Einheit oder mit Freunden und Familie. Da kommt wieder der Südländer in mir hoch.
Werden die deutschen Triathlon-Fans Sie in diesem Jahr (außer im Allgäu) noch einmal in Deutschland starten sehen?
Frodeno: Der Allgäu-Triathlon wird aller Voraussicht nach das einzige Rennen für mich in Deutschland in diesem Jahr sein und bleiben. ● Jan Frodeno startet am Sonntag beim Allgäu Triathlon in Immen stadt. Der 36 jährige Kölner gewann bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking Gold. 2015 und 2016 gewann der Sportler den le gendären Ironman auf Hawaii. Fro deno ist mit der Australierin Emma Snowsill verheiratet.