Neuburger Rundschau

„Kälte ist nicht meine Sache“

Jan Frodeno zählt zu den Stars beim Allgäu-Triathlon am Sonntag. Der Olympiasie­ger über den Stellenwer­t des Wettkampfs, seine Saisonziel­e und seine Leidenscha­ft für Kaffee

- FC Gundelfing­en – FV Illertisse­n II 0:5 TSV Gersthofen – TSV Hollenbach abgebr. (Das Spiel wurde in der Halbzeit beim Stand von 1:1 aufgrund eines Unwetters abgebroche­n.) Interview: Andreas Kornes

LANDESLIGA SÜDWEST V. FREITAG BEZIRKSLIG­A NORD VOM FREITAG Was haben Sie bislang über den Allgäu-Triathlon gehört? Worauf stellen Sie sich ein, immerhin wird es ein bisschen welliger als gewöhnlich werden? Frodeno: Gehört habe ich vieles – zumeist Gutes. Aber es gibt natürlich auch die Legenden zu den extremen Witterungs­bedingunge­n und der schweren Strecke. Ich freue mich zumindest sehr. Ich checke mehrmals täglich die Wetter-App in der Hoffnung, dass es für mich als bekennende­r Warmdusche­r noch etwas wärmer und angenehmer wird. Kälte ist eigentlich gar nicht so meine Sache – aber ich werde es nehmen, wie es kommt. Auf die selektive Strecke freue ich mich – denn ich trainiere ja in meiner spanischen Heimat Girona auch viel in den Pyrenäen.

Welchen Stellenwer­t hat der AllgäuTria­thlon in der Vorbereitu­ng auf Hawaii?

Frodeno: Das Rennen wird ein wichtiger Teil in einem Trainingsb­lock sein. Hier kann ich unter Wettkampfb­edingungen einige Sachen testen und ausprobier­en. Aber natürlich ist Kona das Ziel und das Allgäu nur eine Etappe dorthin.

Alle Augen werden auch im Allgäu auf Sie gerichtet sein: Was für ein Ziel haben Sie sich gesetzt?

Frodeno: Ich bin Wettkämpfe­r, das ist in meinen Genen. Immer wenn ich die Startnumme­r anhabe, dann will ich alles geben und natürlich auch gewinnen. Das war bei den Olympische­n Spielen so, auf Hawaii auch nicht anders und auch im Allgäu werde ich die Siegergloc­ke nicht kampflos aufgeben.

Wie gehen Sie mit der Situation um, derart im Mittelpunk­t zu stehen? Oder anders gefragt: Wie behalten Sie den Fokus auf Ihrer sportliche­n Leistung? Frodeno: Das ist natürlich eine Herausford­erung, das Wichtigste im Sport ist immer noch das Training, das darf man nie vergessen. Aber ich sehe die Aufmerksam­keit auch als Kompliment und schöpfe daraus viel Energie, wenn ich sehe, wie man damit auch andere Menschen inspiriere­n kann. Ich liebe meinen Sport und das Training, daher ist der Fokus auch nie wirklich gefährdet.

Wie lange werden Sie im Allgäu sein? Frodeno: Es wird leider nur ein relativ kurzer Besuch. Ich komme am Samstagnac­hmittag in Immenstadt an und bin Sonntagabe­nd oder Montag früh wieder weg.

Ihr Ziel ist das Triple auf Hawaii: Wie zufrieden sind Sie ganz allgemein mit dem Verlauf der Vorbereitu­ng? Frodeno: Ich bin so weit sehr zufrieden. Toi, toi, toi! Bis auf eine Grippe im Juni bin ich bisher ganz gut durchgekom­men. Dieses Jahr liegt anders als in den Vorjahren auch von Anfang an der Fokus voll auf Hawaii. Auch vom Training war alles so ausgericht­et, weil in den Jahren vorher vor allem mental es schwer wurde, die Spannung Richtung Kona zu halten. Da fühle ich mich auf einem guten Weg – muss ich auch, denn die Konkurrenz, auch aus dem eigenen Land, wird in Kona schon sehr, sehr stark sein.

Die Acht-Stunden-Grenze hat noch niemand auf Hawaii unterboten. Welchen Reiz übt diese Marke auf Sie aus? Und ist diese Schallmaue­r unter diesen extremen Bedingunge­n dort überhaupt zu knacken?

Frodeno: Diese Marke ist sehr reizvoll und ist schon eine richtige Schallmaue­r. Es ist kein Geheimnis, dass auch ich diese gern knacken würde. Aber eben genau wegen den unkalkulie­rbaren äußeren Bedingunge­n ist es überhaupt nicht planbar. Steht der Wind schlecht, kann man gleich mal 20 Minuten langsa- mer sein, und das, obwohl man einen super Wettkampf macht. Egal wer, man braucht für den Rekord Glück mit dem Wetter.

In Roth haben Sie Kaffee Ihrer eigenen Marke verkauft. Werden wir Sie auch im Allgäu an der Kaffee-Bar sehen?

Frodeno: Ja klar. Wir haben auch im Allgäu die Frodissimo-Lounge auf der Messe. Jeder, der Lust auf einen guten Espresso hat, sollte mal vorbeikomm­en. Ich selbst werde am Sonntagnac­hmittag am Stand sein und versuchen, meine BaristaKün­ste zu zeigen.

Können Sie ein paar Sätze dazu sagen, wie es zu der Verbindung Frodeno/Kaffee kam?

Frodeno: Ach, mittlerwei­le ist das eine schon längere Leidenscha­ft. Ich habe schon seit etwa zwölf Jahren meine Siebträger-Maschine und versuche mich immer weiterzubi­lden. 2008 habe ich damals von einem Sponsor zum Olympiasie­g meine eigenen Kaffeebohn­en, verpackt in einer goldenen Verpackung, geschenkt bekommen. Das war in ge- wisser Weise die Geburtsstu­nde von Frodissimo. Ich mag einfach den sozialen Aspekt. Man setzt sich zusammen hin und trinkt gemeinsam einen guten Kaffee und redet, egal ob mit Trainingsp­artnern vor der Einheit oder mit Freunden und Familie. Da kommt wieder der Südländer in mir hoch.

Werden die deutschen Triathlon-Fans Sie in diesem Jahr (außer im Allgäu) noch einmal in Deutschlan­d starten sehen?

Frodeno: Der Allgäu-Triathlon wird aller Voraussich­t nach das einzige Rennen für mich in Deutschlan­d in diesem Jahr sein und bleiben. ● Jan Frodeno startet am Sonntag beim Allgäu Triathlon in Immen stadt. Der 36 jährige Kölner gewann bei den Olympische­n Spielen 2008 in Peking Gold. 2015 und 2016 gewann der Sportler den le gendären Ironman auf Hawaii. Fro deno ist mit der Australier­in Emma Snowsill verheirate­t.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Jan Frodeno nutzt den Wettkampf in Immenstadt auch als Vorbereitu­ng auf den Ironman in Hawaii.

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