Anruf aus Monaco
Es gibt Tage, da rückt die Frage nach dem „wer?“schmerzlich früh in den Mittelpunkt. Neulich war so einer. Wer zerdeppert morgens um 5.30 Uhr in der Wohnung nebenan sein Geschirr – offenkundig mit solcher Wonne, dass der Tag zwangsläufig (und recht unsanft) auch für alle Unglücksraben in Hörweite beginnt? Wer braut Kaffee mit dem letzten Papierfilter und lässt nicht mal ein Schlückchen von dem überlebensnotwendigen Elixier für seinen Mitbewohner übrig? Und schließlich ein wenig später beim Blick auf die – zugegebenermaßen formschönen – Rücklichter des Regionalzugs: Wer hat schon wieder an der Uhr gedreht?
Aber dann gibt es noch Tage, da wird die Wer-Frage von einer Was-Frage begleitet, wie erst vor Kurzem am Grantlereck erzählt wurde. Die Geschichte ging so:
Klingelte das Handy. Die Anrufzeit: 5.30 Uhr. Die Anrufernummer: unbekannt. Zumindest war es eine Kombination aus vielen, vielen Ziffern, die kaum alle auf den Bildschirm passten. Eine Erläuterung lieferte das schlaue Telefon gleich mit. „Monaco“war auf dem Display zu lesen. Das „wer“war also klar. Irgendwie zumindest. Die viel naheliegendere Frage war allerdings: Was zur H... soll das Ganze?
Waren etwa Bekannte, Freunde oder Verwandte auf Urlaubsreise im Fürstentum? Getrieben vom plötzlichen Bedürfnis nach einem persönlichen Gespräch über ein örtliches Festnetztelefon? Unwahrscheinlich. Mitten im Leben der Reichen und Schönen dürfte Heimweh ein seltenes Leiden sein. Vielleicht der Fußballklub AS Monaco? Möglicherweise auf der Suche nach geheimen Spielzügen? Aber vielleicht war ja auch der Fürst höchstpersönlich am anderen Ende der Leitung, der ... sich einfach nur verwählt hatte? Oder der Anruf kam gar nicht aus Monaco. Haben Betrüger eine neue Masche entwickelt, die arglistig auf die Neugier von Angerufenen abzielt?
Um darauf reinzufallen, hätte der dreiste Betrüger allerdings früher aufstehen müssen. Also in jedem Fall vor 5.30 Uhr.