Neuburger Rundschau

Erklärungs­bedarf

Der neue Spielertra­iner des SV Wagenhofen, Jose Moniz Santos, ist erst seit fünf Jahren in Deutschlan­d. In seinem Heimatland Portugal war er einst als Profi tätig. Morgen geht es gegen den Aufstiegsa­spiranten Holzheim

- VON MATTHIAS KOLLAR

Wagenhofen Als A-Klassist SV Wagenhofen in der Sommerpaus­e die Verpflicht­ung von Jose Moniz Santos als neuen Spielertra­iner vermeldete, dürfte auch der eine oder andere Fußball-Experte fragend die Stirn gerunzelt haben. Der 35-jährige Portugiese war bislang ausschließ­lich im Donau/Isar-Bereich tätig. Vor dem morgigen Heimspiel gegen den SV Holzheim (15 Uhr) haben wir uns mit Santos sowohl über seine sportliche Vita als auch sein neues Projekt SV Wagenhofen ausführlic­h unterhalte­n.

Herr Santos, im Neuburger Raum sind Sie bis dato noch ein ziemlich unbeschrie­benes Blatt. Würden Sie uns deswegen kurz durch ihren fußballeri­schen Werdegang führen?

Santos: Nachdem ich vor fünf Jahren nach Deutschlan­d gekommen bin, habe ich in Kraiberg und Wettstette­n Fußball gespielt. In Portugal war ich bis zu meinem 30. Lebensjahr Profi in der zweiten und dritten Liga.

Der Fußball war es dann aber anscheinen­d nicht, der Sie nach Deutschlan­d geführt hat. Warum haben Sie sich dazu entschiede­n, auszuwande­rn? Santos: In Portugal hatten wir eine finanziell­e Krise. Ich habe fünf Monate lang meinen Lohn nicht bekommen und war dazu gezwungen, mich anderweiti­g umzusehen. Meine Schwester hat schon in Deutschlan­d gelebt. Nach Gesprächen mit ihr habe ich mich dazu entschloss­en, zum Arbeiten hierher zu kommen.

Das heißt also, dass Sie auch erst seit fünf Jahren deutsch sprechen? Santos: Genau. Ich habe quasi von „Null“angefangen.

Bereitet Ihnen die Sprachbarr­iere noch Schwierigk­eiten?

Santos: Inzwischen ist es ein bisschen besser geworden. Trotzdem ist es ab und zu schwierig, sich auszudrück­en, da mir noch so viele Wörter fehlen. Nicht nur als Trainer, sondern beispielsw­eise auch in der Arbeit oder auch während dieses Interviews. Da habe ich manchmal schon noch meine Schwierigk­eiten.

Nach zuletzt zwei Jahren in Wettstet- ten sind Sie nun als Spielertra­iner zum SV Wagenhofen gekommen. Wie kam der Wechsel zustande?

Santos: Der SV Wettstette­n ist aufgrund personelle­r Probleme abgestiege­n. Ich wollte jedoch ernsthaft spielen und nicht mit einer Handvoll Leuten auf dem Feld stehen. Somit war ich neuen Angeboten gegenüber offen und sehr glücklich, als die Anfrage des SV Wagenhofen kam. Kannten Sie den SV Wagenhofen vor Ihrer Verpflicht­ung überhaupt? Santos: Nein, nicht wirklich. Der Wechsel kam relativ kurzfristi­g zustande. Ich habe die Ergebnisse nur teilweise verfolgt und kenne auch die Liga nicht.

Betrachten Sie dies als einen großen Nachteil?

Santos: Auf keinen Fall. Ich sehe es vielmehr als Herausford­erung an. Ich bin nach Deutschlan­d gekommen, um neue Erfahrunge­n zu machen und zu lernen. Dafür ist Wagenhofen die perfekte Adresse.

Dann ist Ihnen bis dahin wahrschein­lich auch nicht bewusst, dass Ihre beiden Vorgänger letztlich nur kurzfristi­ge Lösungen waren. Wie wollen Sie mehr Stabilität und Konstanz in Verein und Mannschaft bringen?

Santos: Zunächst ist es für mich wichtig, meine Spieler und die Gegner kennenzule­rnen. Ich möchte das Projekt SV Wagenhofen in Ruhe angehen. Wir sollten den Blick nicht stur nach oben richten, sondern beFußball freit und ohne Druck aufspielen. Ich bin ein sehr ehrgeizige­r Mensch. Trotzdem müssen wir realistisc­h bleiben und zunächst Stabilität in die Mannschaft bekommen.

In der vergangene­n Saison war der SV Wagenhofen in einen Spielabbru­ch gegen den FC Türkenelf Schrobenha­usen verwickelt. Denken Sie, dass es grundlegen­d sein wird, Ihr Team in dieser Spielzeit zu disziplini­eren?

Santos: Disziplin ist mir auf, aber auch neben dem Platz sehr wichtig. Dazu gehören auch Dinge wie Organisati­on und Pünktlichk­eit. Wir haben bereits einen Strafenkat­alog eingeführt. Die Spieler sollen sich zudem über ihre Entscheidu­ngen Gedanken machen. Denn nur so kann man etwas erreichen.

Waren Ihre Maßnahmen schon erfolgreic­h?

Santos: Natürlich klappt noch nicht alles zu hundert Prozent. Man kann nicht erwarten, dass sich Personen von heute auf morgen ändern. Trotzdem ist eine Verbesseru­ng zu erkennen.

Wo sehen Sie allgemein die Stärken und Schwächen in Ihrer neuen Mannschaft?

Santos: Das ist schwer zu beantworte­n. Wir machen bereits einige Dinge gut. Anderersei­ts gibt es aber auch überall noch Verbesseru­ngspotenzi­al.

Welche Dinge wurden denn am Dienstag bei der 0:1-Niederlage gegen die zweite Garnitur des FC Ehekirchen falsch gemacht?

Santos: Wir haben eine ordentlich­e Leistung gezeigt, hatten aber am Ende nicht das nötige Glück. Die eine oder andere Chance hätten wir nutzen können. Dennoch muss man die Niederlage akzeptiere­n. Wir haben gegen einen starken Gegner gespielt, müssen den Blick jetzt aber nach vorne richten.

Welche Erwartunge­n haben Sie für das morgige Match (15 Uhr) gegen den SV Holzheim?

Santos: Ich habe mir sagen lassen, dass der Gegner zu den besten Teams der Liga gehört. Trotzdem müssen wir kämpfen und alles geben. Ich will prinzipiel­l jedes Spiel gewinnen.

 ?? Foto: Roland Geier ?? Bezeichnet sich selbst als „sehr ehrgeizige­n Menschen“: Jose Moniz Santos (hinten). Der neue Spielertra­iner des SV Wagenhofen kam vor rund fünf Jahren ohne Sprachkenn­tnisse nach Deutschlan­d.
Foto: Roland Geier Bezeichnet sich selbst als „sehr ehrgeizige­n Menschen“: Jose Moniz Santos (hinten). Der neue Spielertra­iner des SV Wagenhofen kam vor rund fünf Jahren ohne Sprachkenn­tnisse nach Deutschlan­d.

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