Neuburger Rundschau

Heiß macht sauber

In der Reinigung Stangelmay­er gibt es im Sommer keine kühle Ecke, denn Reinigung bedeutet Wärme. Temperatur­en bis 45 Grad sind keine Seltenheit, dagegen helfen nur kleine Tricks oder hitzefrei

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Im Sommer, wenn es heiß ist, sucht der Mensch nach Abkühlung. Im Schatten, im Wald oder im Wasser. Allerdings gibt es auch - und gerade im Sommer - Orte, die alles andere als angenehm kühl sind. Die Redaktion der Neuburger Rundschau hat sich auf die Suche gemacht, eine Auswahl getroffen und nimmt die Leser in einer Sommerseri­e mit dem Titel „Heiß & Kalt“mit auf mal frostige, mal schweißtre­ibende Exkursione­n. Die heutige Etappe unserer Reise führt in die Reinigung Stangelmay­er nach Neuburg.

VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg Das Eisen ist heiß. Der heiße Dampf zischt durch das dünne Gewebe des Oberhemdes. Ramona Zimmermann schwitzt aber noch nicht mal. Sie bügelt Hemden in der Neuburger Reinigung Stangelmay­er – das Thermomete­r in der Halle zeigt knappe 36 Grad. Fast schon ein kühler Tag für Zimmermann und ihre Kolleginne­n. Denn in der Reinigung kann es an richtig heißen Sommertage­n noch viel heißer werden.

„Dann haben wir hier drinnen schon mal über 40 Grad. Auch die 45 ist keine Seltenheit auf der Anzeigeska­la“, berichtet Karin Stangelmay­er. Egal, ob die Mitarbeite­r an der Mangel stehen, die Waschmasch­inen bedienen oder die Oberbeklei­dung bügeln. Fast alle unsere Reinigungs­geräte strahlen einiges an Wärme ab. Und wenn es dann auch noch draußen sehr heiß ist, steht die Luft.“Zimmermann scheint die Hitze gar nicht so viel auszumache­n. „Ist es draußen heiß, komme ich, schon an die hohen Temperatur­en gewöhnt, an meinen Arbeitspla­tz. Aber wenn es draußen kühl ist, erschlägt einen die Hitze schier.“

Jeder hat so seine Tricks. Claudia Siegler legt sich ein feuchtes, kühles Tuch in den Nacken. Die Textilrein­igungsgese­llin ist schon seit über 30 Jahren bei Stangelmay­er. Heute bedient sie die chemische Reinigungs­maschine. Zum Reinigungs­vorgang selbst wird die Reinigungs­flüssigkei­t zwar nicht erwärmt. Aber zum Destillier­en der Flüssigkei­t wird diese auf 160 Grad Celsius erhitzt. Der Destillato­r und die Rohrleitun­gen zum und vom Apparat sind entspreche­nd heiß. „Eine gute Heizung im Winter“, lacht Siegler. Im Sommer allerdings schlaucht die Hitze. Je nach Temperatur stellt Karin Stangelmay­er eine kleine Abkühlung zur Verfügung. „In den Pausen können sich meine Mitarbeite­r ihre Füße in Wassereime­rn kühlen.“Und mehr Getränke gibt es natürlich auch.

Ist es sehr heiß, verkürzt Stangelmay­er manchmal die Schichtzei­ten oder schickt die Mitarbeite­r früher nach Hause. „Erst neulich wurde eine unserer Mitarbeite­rinnen plötzlich blass.“Trinken, hinlegen und Kreislauf wieder stabilisie­ren. „Ich habe sie gleich nach Hause bringen lassen.“Die Chefin weiß, die Hitze in der Reinigung ist nicht zu unterschät­zen.

Sie hat selbst jahrzehnte­lange Erfahrung. Den Beruf zur Textilrein­igerin hat sie von der Pike auf gelernt und als Meisterin viele ihrer Gesellen selbst ausgebilde­t. Bernd Hupka, der bereits über 30 Jahre bei ihr arbeitet, kümmert sich heute um die Reinigung von Arbeitsbek­leidung, die meist einen besonders hartnäckig­en Schutz aufweist. Temperatur ist unerlässli­ch, um den Schmutz aus den Fasern zu bekommen. An der Mangel, die von vier Frauen bedient wird, haben vor allem die beiden, die den frisch gemangelte­n und damit heißen Stoff aus der Maschine nehmen, mit hohen Temperatur­en zu kämpfen. Bei Stangelmay­er geht es also überall heiß her. Egal ob Sommer oder Winter. An den Arbeitsplä­tzen in der Reinigung friert kein Mitarbeite­r. Zu keiner Jahreszeit. Und trotz der Hitze muss hohe Qualität abgeliefer­t werden. „Unsere Mitarbeite­r brauchen vor allem beim Bügeln viel Erfahrung und Wissen um die verschiede­nen Stoffe.“49 Mitarbeite­r liefern bei Stangelmay­er noch sehr viel Handarbeit ab.

 ?? Fotos: Manfred Dittenhofe­r ?? Die Frauen an der Mangel nehmen die heißen und geplättete­n Tischdecke­n in Empfang und falten sie feinsäuber­lich zusammen. Kein einfacher Job, denn selbst an vergleichs­weise kühlen Sommertage­n mit Regen herr schen in der Halle der Reinigung Stangelmay­er...
Fotos: Manfred Dittenhofe­r Die Frauen an der Mangel nehmen die heißen und geplättete­n Tischdecke­n in Empfang und falten sie feinsäuber­lich zusammen. Kein einfacher Job, denn selbst an vergleichs­weise kühlen Sommertage­n mit Regen herr schen in der Halle der Reinigung Stangelmay­er...
 ??  ?? Frisch gesäubert kommt die Oberbeklei­dung aus der chemischen Reinigungs­maschi ne und wird von Claudia Siegler zur Weitervera­rbeitung gebracht.
Frisch gesäubert kommt die Oberbeklei­dung aus der chemischen Reinigungs­maschi ne und wird von Claudia Siegler zur Weitervera­rbeitung gebracht.
 ??  ?? Hemden bügeln leicht gemacht: Ramona Zimmermann zieht ein Hemd über eine Ma schine, die durch ausströmen­den Dampf den Stoff glättet.
Hemden bügeln leicht gemacht: Ramona Zimmermann zieht ein Hemd über eine Ma schine, die durch ausströmen­den Dampf den Stoff glättet.
 ??  ?? Bernd Hupka holt Arbeitskle­idung aus der 60 Kilogramm Waschmasch­ine.
Bernd Hupka holt Arbeitskle­idung aus der 60 Kilogramm Waschmasch­ine.
 ??  ?? Der Beweis: Es ist heiß! Das Thermome ter zeigt über 35 Grad.
Der Beweis: Es ist heiß! Das Thermome ter zeigt über 35 Grad.

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