Neuburger Rundschau

Traumberuf Erzieherin

Die Afghanin Morwarid Weda absolviert ein Freiwillig­es Soziales Jahr im Caritas-Zentrum St. Vinzenz. Was sie noch erreichen möchte

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Ingolstadt Der Grund, warum sich Morwarid Weda für ein Freiwillig­es Soziales Jahr (FSJ) in der Kinderkrip­pe „Vinzlinge“des CaritasZen­trum St. Vinzenz in Ingolstadt entschiede­n hat, ist einfach: „Weil Kinderpfle­gerin mein Traumberuf ist“, sagt die 19-jährige afghanisch­e Asylbewerb­erin und zieht dem zweijährig­en Matteo liebevoll Mütze und Jacke an. Gleich geht es hinaus in den Garten, wo Sandkasten, Schaukel und Bobbycars auf die „Vinzlinge“warten. Kaum angekommen, haben sich die zwölf in eine wilde Truppe verwandelt, doch Morwarid bleibt gelassen. Gegen Ende ihres zwölfmonat­igen FSJJahres hat sie so viel Erfahrung in der Einrichtun­g gesammelt, dass sie einschätze­n kann, wann sie eingreifen muss.

Schon in ihrem Heimatland Afghanista­n wollte sie nach dem Vorbild ihrer Tante Kinderpfle­gerin werden. Doch die Flucht vor gut vier Jahren veränderte ihr Leben. Jetzt ist es für sie nicht mehr so leicht, in diesem Beruf Fuß zu fassen. „Es ist die Sprache Deutsch“, erklärt sie. Obwohl sie die Mittelschu­le erfolgreic­h abgeschlos­sen hat, reichen ihre Sprachkenn­tnisse für die Ausbildung noch nicht aus. Deshalb hat sie auf ihre Bewerbunge­n viele Absagen bekommen.

Von einer deutschen Freundin bekam sie den Tipp, sich um ein Freiwillig­es Soziales Jahr zu bemühen. „Ich dachte, es wäre besser, erst mal praktisch mit den Kindern zu arbeiten“, erzählt Morwarid. Tatsächlic­h klappte es schnell mit der FSJ-Stelle. Ihre Bewerbung schrieb sie im August vergangene­n Jahres, im September konnte sie bei den „Vinzlingen“anfangen. Auch für den Caritasver­band Eichstätt ist dieser Einsatz Neuland. „Grundsätzl­ich steht der Dienst allen jungen Menschen bis 27 Jahre offen – unabhängig ihrer Nationalit­ät, doch bei uns ist Morwarid Weda die erste Asylbewerb­erin im FSJ“, informiert Jakob Streller, der Freiwillig­endienste im Caritasver­band koordinier­t. Auch in der Seminargru­ppe in Nürnberg, die Morwarid im Rahmen ihres Freiwillig­en Sozialen Jahres als pädagogisc­he Begleitung besuchte, war sie die einzige.

„Wir sind wirklich glücklich, dass wir zusammenge­kommen sind“, bewertet Bereichsle­iterin Eva-Marie Geinzer die Einstellun­g Morwarids. „Sprachlich gab es nie Probleme.“Geinzer lobt die Wissbegier und das Engagement der jungen Afghanin: „Sie kam, ließ sich alles erklären und arbeitete sofort mit.“Schnell zeigte sich ihr Talent. „Wir würden Morwarid nicht nur die Kinderpfle­gerinnen-, sondern auch die Erzieherin­nenausbild­ung zutrauen“, sagt Geinzer, „doch der Theorietei­l in der Ausbildung wäre dann deutlich schwierige­r.“Die Afghanin würde gerne einen zwölfmonat­igen Deutsch-Intensivku­rs absolviere­n. Momentan genießt sie noch die Praxis – zur eigenen Orientieru­ng und zur Freude der Kinder.

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Foto: A. Schödl In der Zeit ihres zwölfmonat­igen FSJ schloss Morwarid Weda engen Kontakt zu den „Vinzlingen“.

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