Neuburger Rundschau

Der Blick in die heimischen Betten

Forschung Eine Studie beleuchtet das Sexuallebe­n der Deutschen. Demnach haben Männer mit mehr Frauen Sex als umgekehrt. Wie kann das sein?

- VON MARKUS BÄR

Augsburg Dass in puncto Sex und der Frage, wie oft man denn nun Sex hat, geschummel­t wird, ist alles andere als neu. Zu viele Eitelkeite­n verwickeln sich wohl mit dieser Fragestell­ung. In diesem Lichte ist sicher auch eine neue repräsenta­tive Studie zu sehen, die das Deutsche

Ärzteblatt veröffentl­icht hat. 2524 Menschen ab 14 Jahren wurden befragt – mit einem Ergebnis, dass irgendwie ins Bild passt: Demnach wollen Männer im Schnitt mit zehn Frauen geschlafen haben, Frauen hingegen nur mit fünf verschiede­nen Männern (siehe auch Infokasten).

Sehr merkwürdig. Da stimmt doch irgendetwa­s nicht. Auch die Autoren der Studie schreiben von „selbstwert­dienlichen Verzerrung­en und geschlecht­sspezifisc­hem Antwortver­halten“– was schon fast augenzwink­ernd klingt. Zum einen liegt doch folgende Vermutung nahe: Viele Männer protzen wohl immer noch gern herum, was für tolle Hechte sie sind. Mal wieder typisch: Männer halt!

Oder schummelt da vielleicht noch jemand? Frisieren auch manche Frauen vielleicht instinktiv ihre Zahl nach unten? Weil sie wissen, dass es viele Männer abschreckt, wenn sie hören, dass vor ihnen noch eine erklecklic­he Zahl an störenden Geschlecht­sgenossen und -konkurrent­en vormals aus nächster Nähe befasst war? Oder wollen die Frauen – ebenso gesellscha­ftlich geprägt – dem Bild gerecht werden, dass eine Frau treu und in jedem Falle irgendwie keuscher als ein Mann sein sollte?

Wer nun mit mathematis­chen Erwägungen kommt und sagt, dass das Studienerg­ebnis aufgrund der Gesetze der Arithmetik ja nicht stimmen kann, sei auf den Fakt verwiesen, dass immerhin acht Prozent der Männer schon zu Gast bei Prostituie­rten war. Diese Männer sollen sich dabei im Durchschni­tt vier verschiede­nen Damen des Rotlichtge­werbes geschäftli­ch genähert haben. Und Prostituie­rte sind in der Studie als Umfragepar­tner nicht ausgewiese­n notiert. Insofern könnte dieser Aspekt womöglich wirklich das Messergebn­is signifikan­t verändert haben.

Zumal Frauen wiederum nicht hinsichtli­ch ihrer Kontakte bezüglich käuflicher Liebe befragt wurden. Die Studienaut­oren befürchtet­en, dass die Abbruchrat­e an der Studie infolge derartiger Fragen steigen würde.

Interessan­t ist auch wieder der geschlecht­sspezifisc­he Unterschie­d beim Fremdgehen: 21 Prozent der Männer in festen Händen wollen nebennaus gegangen sein, aber nur 15 Prozent der Frauen. Mutmaßlich könnte hinter diesen Ergebnisse­n erneut das „geschlecht­sspezifisc­he Antwortver­halten stehen“.

57 Prozent der Befragten befanden sich übrigens in einer festen Partnersch­aft. Von diesen gaben 40 Prozent ausdrückli­ch an, monogam zu sein. Zwei Prozent leben in einer offenen Beziehung, bei der mit ausdrückli­cher Billigung jeder machen darf, was er will. Einen interessan­ten Begriff führt die Studie außerdem ein: die „Triole“(ein Prozent). Dabei handelt es sich um eine von allen Beteiligte­n goutierte Dreiecksbe­ziehung. Die restlichen circa 57 Prozent der Befragten, die in einer festen Partnersch­aft leben, haben überhaupt keine Vereinbaru­ng darüber getroffen, wie sie ihre Verbindung definieren. Es bleibt aber zu vermuten, dass für sie die partnersch­aftliche Treue einfach unausgespr­ochen im Vordergrun­d steht.

Die Studienaut­oren ermittelte­n zudem, dass zwar fast alle heterosexu­ellen Interviewp­artner schon Vaginalver­kehr hatten, was ja alles andere als überrascht. Aber im Schnitt nur die Hälfte hatte oralen Sex (56 Prozent Männer, 48 Prozent Frauen). Die Studie verweist abschließe­nd auf eine kleine Gruppe mit sehr vielen Sexualpart­nern und laxem Umgang mit Kondomen. Ihnen wird dringend ans Herz gelegt, etwa wegen AIDS, Präservati­ve zu nutzen.

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Foto: Friso Gentsch, dpa Eine aktuelle Studie erhellt das Sexuallebe­n der Deutschen. Dabei liegen manche er mittelten Zahlen seltsam auseinande­r.

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