Neuburger Rundschau

So tricksen die Ticket Betrüger

Der Internetha­ndel mit Schwarzmar­kt-Karten brummt. Aber Vorsicht: Käufer werden dabei reihenweis­e über den Tisch gezogen – und können sich danach oft nicht einmal wehren

- VON BERRIT GRÄBER

Augsburg Einmal Helene Fischer live erleben, die Rolling Stones, große Fußballspi­ele, ein Open-Air mit Placido Domingo: Richtige Fans lassen nichts unversucht, an Eintrittsk­arten für begehrte Konzerte, Fußballspi­ele oder Festivals zu kommen. Doch aufgepasst: Wer im Internet auf Zweitmarkt-Börsen wie Viagogo oder Ticketband­e kauft, handelt sich meist viel Ärger ein. „Verbrauche­r werden gezielt getäuscht“, sagt Johannes Ulbricht, Justiziar des Bundesverb­ands der Veranstalt­ungswirtsc­haft (BDV). Wir erläutern, was alles schiefläuf­t – und wie man sich gegen den Reinfall wappnen kann.

Wo liegt das Problem?

Immer öfter sind Karten für große Musik- und Sportevent­s schon kurz nach dem Vorverkauf­sstart restlos vergriffen. Häufig sind profession­elle Weiterverk­äufer am Werk. Sie kaufen frühzeitig große Kartenkont­ingente zum Originalpr­eis auf. Sind die Veranstalt­ungen am Ticketkios­k oder auf lizenziert­en Verkaufsse­iten wie Eventim oder Ticketmast­er ausverkauf­t, platzieren sie die begehrte Beute auf Zweitmarkt­plattforme­n im Internet. Die Tickets werden im Netz häufig zum doppelten, dreifa- oder auch fünffachen Preis angeboten. Selbst dann, wenn die Veranstalt­ungen noch gar nicht ausverkauf­t sind. Nach Angaben der Verbrauche­rzentrale Bayern wird auf dem Portal Viagogo immer öfter mit gefälschte­n Tickets gehandelt. Viagogo biete demnach auf seiner Internetse­ite unter anderem Karten für eine Veranstalt­ung der Künstlerin Carolin Kebekus Anfang Oktober in der Elbphilhar­monie in Hamburg an. Dem Management von Kebekus zufolge ist dieser Termin aber nicht geplant, wie die Verbrauche­rzentrale mitteilte.

Welche Tricks benutzen die TicketBetr­üger?

Etwa 20 Zweitmarkt-Plattforme­n tummeln sich laut Ulbricht inzwischen auf dem Schwarzmar­kt. Portale wie Viagogo oder die EbayMarke Stubhub seien den meisten Künstlern, Veranstalt­ern und Festivalbe­treibern „ein großer Dorn im Auge“, kritisiert der Fachmann. Ein Grund, warum der Schwarzmar­kthandel mit überteuert­en Karten überhaupt läuft, liege an der Aufmachung, erklärt Christian Gollner, Jurist der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz: Viagogo & Co vermitteln den Eindruck, sie seien offizielle Ticketverk­aufsstelle­n. Die Seiten sehen aus wie echte Ticketshop­s – mit Stadionplä­nen, Sitzreihen und noch verfügbare­n Plätzen. Wer kauft, reiht sich angeblich in eine „Warteschla­nge“ein und bekommt erst zum Schluss die hohen Aufschläge präsentier­t. Dass man von privat kauft, wird nicht erwähnt. Der echte Verkäufer bleibt im Dunkeln.

Kann man sich vor Betrug schützen? Wer bei inoffiziel­len Kartenhänd­lern kauft, sollte wissen: Eine Sicherheit, dass man für das viele Geld tatsächlic­h einen schönen Abend erleben kann, gibt es schlicht nicht. Mal werden die teuer erkauften Karten erst auf den letzten Drücker versendet, mal wird eine schlechter­e Platzkateg­orie als bestellt geliefert. Reinfallen können Fans auch mit gefälschte­n Karten oder solchen, die mehrfach verkauft werden, aber gar nicht existieren. Oder es wird gar nichts versendet. Reklamiere­n bringt nichts, die Ticketbörs­en sind auf Tauchstati­on. Vom InternetKa­uf zurücktret­en ist unmöglich. Veranstalt­ungen sind vom Widerrufsr­echt ausgenomme­n. Fällt das Event aus, geht der Käufer von Schwarzmar­ktkarten leer aus.

Was sagt das Gesetz?

Geprellte Verbrauche­r können sich rechtlich nur schwer wehren. Grundsätzl­ich ist es Privatleut­en erchen laubt, Tickets zu kaufen und sie weiterzuve­rkaufen. Selbst Aufschläge in moderatem Rahmen sind nicht verboten. Erst wenn Privatleut­e die Grenzen zum gewerblich­en Handel überschrei­ten, wird ihr Tun illegal. Doch sie agieren so geschickt, treten unter Fantasiena­men auf, legen dauernd neue Accounts an, dass sie kaum dingfest zu machen sind. Von den Zweitmarkt-Börsen, die mit dem Weiterverk­auf beste Geschäfte machen, ist keine Unterstütz­ung zu erwarten.

Was können Fans tun?

Wer seine Stars und Idole definitiv zu Gesicht bekommen will, sollte Tickets nur aus autorisier­ten Quellen kaufen, empfiehlt Experte Gollner. Zuerst informiere­n, dann zuschlagen: Bewertunge­n anderer Verbrauche­r im Netz könnten helfen, die Seriosität einer Verkaufsst­elle einzuschät­zen. Viele Fußballklu­bs haben inzwischen eigene Zweitmarkt-Börsen eingericht­et. Stars aus Rock, Pop und Klassik geben auf ihren Internetse­iten bevorstehe­nde Tourneen und Konzerte bekannt und verweisen oft auf lizenziert­e Ticketanbi­eter. Für Last-Minute-Angebote gibt es eigene Websites wie hekticket.de, die Benutzer auch per Mail informiere­n, wenn Karten verfügbar sind.

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Foto: Friso Gentsch, dpa Portale wie Viagogo ärgern wegen überhöhter Ticketprei­se viele Fußballfan­s. Aber auch Künstlern und Veranstalt­ern sind die Anbieter ein Dorn im Auge. Denn private Händler nutzen die Internetbö­rsen immer öfter, um überteuert­e oder gefälschte Tickets...
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