Die Frage der Woche In der Landessprache bestellen?
Mon français? Très mal. Aber ein Croissant und einen Café au lait kann ich gerade noch bestellen, wenn ich denn mal am Atlantik sitze. Und Dank meines großen Latinums bekomme ich das vielleicht auch in Italien hin. Mit Händen und Füßen. Wirklich an meine sprachlichen Grenzen kam ich aber zuletzt während meines ersten Urlaubes in einer Ferienanlage. Auf der griechischen Insel in der Ägäis war ich umgeben von Deutschen und Schweizern.
Beim Frühstücksbuffet, in der Strandbar, abends im Restaurant
– jeder sprach Deutsch. Und auch von den griechischen Kellnern wurde das ganz selbstverständlich erwartet. Manchmal bestellte ich auf Englisch – die Kellner waren sogar dreisprachig – aber sie antworteten auf Deutsch. Nach zwei Wochen Urlaub kam ich wieder nach Hause und mein neu erworbener Wortschatz belief sich auf: „Kalimera“und „Kalispera“. Guten Morgen, guten Abend – das ist schon fast peinlich. Versucht man in der Landessprache zu bestellen, erweist man den Einheimischen Respekt. Kein Kellner wird erwarten, dass wir mit ihm fehlerfreien Smalltalk betreiben. Aber er wird sich freuen, wenn wir ein gestammeltes „Ich hätte gerne…“in der jeweiligen Sprache hervorbringen und mit dem Finger auf die Speisekarte zeigen. Höchstwahrscheinlich wird er Lachen und das Gericht korrekt aussprechen – für ein bisschen Gute Laune bei der Arbeit.
Mit jedem Tag erweitert sich das Vokabular um ein paar Lebensmittel: Fleisch, Fisch, Gemüse – irgendwann verstehen wir auch die Grundbegriffe. Bestellen in der Landessprache? Si, klaro. Naturalemente! Of course! Und wenn es wirklich gar nicht geht, dann wenigstens auf Englisch. Aber bitte, bloß nicht auf Deutsch. Meist bringt es auch nichts, wenn man die Bestellung lauter und extra-deutlich wiederholt.
Nichts wäre schöner, als beim Luigi von den Antipasti-Pastas über den vino blanco äh bianco della casa bis zu den Exbressos alles multimoltoitalienisch zu bestellen, gratzieje millo auch. Doch erstens ist Luigi möglicherweise Albaner und versteht eh nicht, wie gut du italienisch kannst. Und zweitens: Es ist oft einfach eleganter, schlicht nur die Pizza Nummer 7 zu bestellen als eine Kwattro Schtatzione, bei der Luigi dann gönnerhaft und mit spitzen Lippen seine Notiz mit einem „sehr gerne“wiederholt.
Es spricht ja nichts dagegen, wenn man mit weltläufiger Nonchalance in Salzburg ein Seidel Bier bestellt und in Frankreich „un démi“– immer in der Hoffnung, sogleich verstanden worden zu sein. Wenn jetzt bloß keine Nachfrage oder eine Limo kommt... Und überall dort im Ausland, wo man keine dreisprachige Karte vorfindet und den Eindruck hat, es geht ohne abenteuerliches Abbuchstabieren des Gerichts „Callos a la Madrilena“nicht – bitte, niemand soll schließlich verhungern. Aber in Aichach oder Pforzheim? Muss ich da den Barista Rüdiger rau anflöten, als wäre Adriano Celantano gerade reingeschneit? „Caffe doppio, buongiorno, alora.“Dieses Mimikry-Verhalten gerät entweder vocale daneben oder aber es ist so perfekt, dass man danach schweigen muss, um nicht doch aufzufliegen als falscher Celentano, der sich verrät mit einem „Der Kaffee im Tschentrale isch suppa.“Muss es einem peinlich sein, auf deutsch zu bestellen? Man hat den Eindruck, dass da sehr feine Unterschiede gemacht werden. Niemand hat den Ehrgeiz, beim Chinesen auf chinesisch zu bestellen. Da reicht es, mit dem Finger auf Seite 14 der Speisekarte auf die Nummer 389 zu deuten. Aber beim Italiener oder Griechen? „Símera den ypárchoun oúzo ?“Weißt schon, Alexis.