Neuburger Rundschau

Außer Kontrolle

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN ORF

Neulich mal wieder nach Deutschlan­d eingereist. Das heißt, selbiges zumindest versucht. Weil: Ab Salzburg ging nichts mehr, und während der folgenden zwei Stunden im Stau konnte man sich beim grenzdebil­en Radio-Frühschopp­en des mit dem Loibner Sepp (merkwürdig­erweise der einzige Sender, der zu empfangen war) selbstquäl­erisch hundertmal einen Idioten zeihen, ausgerechn­et in den Ferien für ein paar Tage nach Österreich gefahren zu sein.

Doch an der Grenze dann die Erkenntnis: die Idiotie, das sind immer die anderen, in diesem Fall die in Bayern in jeder dampfenden Bierzeltre­de hochgehalt­enen Grenzkontr­ollen, die aus vermeintli­chen Flüchtling­swellen schnöde Blechlawin­en machen – und einen in Form von fünf gelangweil­ten Polizeisch­ülern in einer Art improvisie­rten Bushaltehä­uschen nicht einmal anschauen, während man in Schrittges­chwindigke­it an ihnen vorbeizuck­elt. Der erste verärgerte Impuls denn auch: Das Recht, kontrollie­rt zu werden, wenigstens lautstark, mithilfe eines angeklebte­n schwarzen Schnurrbar­ts oder ähnlichem einzuforde­rn, wenn man eh schon ewig warten muss.

Dann aber doch vernünftig gewesen und lediglich die steirische­n Musikanten voll aufgedreht, was einen Joachim Herrmann, der als CSU-Spitzenkan­didat quasi mit Blaulicht auf der Standspur nach Berlin braust, natürlich nicht groß kümmern muss. Aber ausgerechn­et in der Hauptverke­hrszeit in den Sommerferi­en auf der ohnehin kollabiere­nden A 8 (der Stau löste sich dann schließlic­h irgendwo vor München auf) seine Law-and-Order-Folklore durchzudrü­cken, wenn sich schon der Chef, also der Seehofer Horst, im gewohnten Polit-Limbo unter der vormals vermeintli­ch vehement geforderte­n Obergrenze durchschlä­ngelt, ist nach insgesamt sechseinha­lb Stunden Fahrt doch ein wenig ärgerlich.

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