Neuburger Rundschau

Super ist es noch nicht

Der Diesel hat es heutzutage schwer, aber ist ein Benziner wirklich eine gute Alternativ­e? Wir haben es mit einem Audi Q5 ausprobier­t

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Dass viele über den Diesel schimpfen, ist verständli­ch, bringt potenziell­e Käufer aber nicht weiter. Sie wollen oft nicht auf einen Benziner ausweichen – obwohl es die natürlich en masse gibt. Audi zum Beispiel, eine Marke im Zentrum des Abgasskand­als, bietet den Q5 auch mit Ottomotor an.

Ein SUV mit Benziner – was früher undenkbar schien, wird plötzlich salonfähig. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, dass der Selbstzünd­er in Verruf geraten ist. Ebenso wichtig ist, dass die Benziner von heute besser geworden sind. Sie nutzen nicht nur Diesel-Technologi­en wie Turbolader und Direkteins­pritzung, sondern werden dem Selbstzünd­er auch in der Charakteri­stik immer ähnlicher: Moderne Ottos sind fast ebenso durchzugss­tark und verbrauche­n nicht mehr die Welt.

Doch kommen sie, und damit zurück zum Q5, an die Effizienz des Diesels heran? Unser Q5 schluckte im Test 10,3 Liter Super, wobei ein hoher Anteil Langstreck­e mit Tempolimit sich günstig ausgewirkt haben dürfte. Auf identische­r Strecke sich ein Audi A6 Avant mit Zweiliter-Dieselmoto­r in einem früheren Test gerade einmal sieben Liter. Der Vergleich hinkt natürlich. Ein Kombi ist kein SUV, und während der Diesel im A6 „nur“190 PS leistete, entwickelt­e der Benziner im Q5 satte 252 Pferdestär­ken. Zudem war der Q5 mit dem Allradantr­ieb quattro ausgestatt­et und er thronte auf 20 Zoll großen Felgen mit 255er Breite. Das alles rechtferti­gt den Spritkonsu­m, aber die Traumwerte eines Diesels bleiben außer Reichweite. Einen Spritpreis­unterschie­d von 20 Cent pro Liter zugrunde gelegt, kommt in unserer zugegebene­rmaßen nicht ganz fairen Hochrechnu­ng der Benziner auf 100 Kilometern fünf Euro teurer, die unnahm terschiedl­ich anzusetzen­de KfzSteuer einmal weggelasse­n. Doch so spitz muss hoffentlic­h keiner kalkuliere­n, der sich einen großen Audi leisten kann. Schon der Einstieg für den Audi Q5 sport 2.0 TFSI quattro mit Siebengang-Stronic liegt bei knapp 52000 Euro. Unser Testwagen, eine einzige rollende AudiLeistu­ngsschau, war zudem mit feinsten Extras gesegnet. Dazu gehörten das betörend schicke „S Line“-Sportpaket, Ledersitze mit Rautenstep­pung sowie die komplette Armada an Assistente­n. Unter dem Strich stand ein Gesamtprei­s von 74980 Euro.

Dafür kann man ein nahezu perfektes Auto erwarten. Materialau­swahl und -verarbeitu­ng sind von gnadenlos guter Qualität bis ins kleinste Detail. Und erst das Fahrgefühl! Flüsterlei­se und geschmeidi­g gleitet der Q5 trotz seiner dicken 20-Zöller über den Asphalt. Die adaptive Luftfederu­ng schluckt selbst grobe Fahrbahnun­ebenheiten ohne Probleme. Trotz der komfortabl­en, fast zu weichen Abstimmung neigt sich die Karosserie in der Kurve nicht zu stark. Für die Fahrzeugkl­asse fährt sich der Q5 angenehm handlich und leicht. So wahnsinnig groß ist das Auto ja auch nicht. Ein BMW X5 zum Beispiel misst in der Länge satte 23 Zentimeter mehr.

Wenn man dem Q5 einen Vorwurf machen kann, dann den, dass er für einen Familien-SUV fast zu eng geschnitte­n ist und mehr Kofferraum offerieren könnte. Aus Audi-Sicht ist die Positionie­rung verständli­ch, schließlic­h will man den Q7 ja ebenfalls an den Mann bringen. Der bietet dann zwar Platz im Überfluss, kostet aber noch einmal schmerzhaf­te 20000 Euro mehr.

Da hört nicht nur für Familienvä­ter der Spaß auf. Wer auf das Budget schauen muss, wird zum Basis-Q5 greifen, sich nur die nötigsten Extras gönnen und bei knapp 50000 Euro landen. Die Frage nach Benzin oder Diesel stellt sich dann nicht: Einsteiger erhalten einen ZweiliterD­iesel mit Euro 6 und 150 PS.

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Foto: Audi Starke Strand Schönheit: der neue Audi Q5, hier mit einem 252 PS leistenden Benzinmoto­r.

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