Verwirrspiel um schöne Frauen
Die konzertante Aufführung der Simon-Mayr-Oper „Le due duchesse“beeindruckte das Publikum im Kongregationssaal durch Spielfreude und starke Klänge
Neuburg Am Ende lässt der König Gnade walten – und Gerechtigkeit. Ist doch der hundertunderste vom König als Steuer geforderte Wolf erlegt und das Verwirrspiel um zwei bezaubernd schöne Frauen aufgelöst. Der Triumph der Güte steht am Ende eines Dramas, das an Irrungen und Wirrungen ebenso reich ist wie an Gelegenheiten, Arien, Duette und musikalische Glanzpunkte aneinanderzureihen. Das Stück lässt dem Opernfreund zu wünschen nichts übrig. In seiner „halbernsten“Oper „Le due duchesse“zog der romantische Opernkomponist Johann Simon Mayr – im Jahre 1814 auf der Höhe seines Schaffens – alle Register kühner Unterhaltung und schuf ein Werk von bemerkenswertem Abwechslungsreichtum. Opera seria und opera buffa stehen hier nicht in Konkurrenz, sondern in gegenseitiger Ergänzung, die Mittel der (Verwechslungs-)Komödie und des (Liebes-)Dramas werden vereint zu einem überaus bunten, lebhaften und publikumswirksamen Gesamtereignis.
Bei der konzertanten Aufführung von „Le due duchesse“im Neuburger Kongregationssaal zeigte sich einmal mehr, dass die Bemühungen um eine Renaissance des Lebenswerks von Johann Simon Mayr über einen gerne großen Regionalpatriotismus mit gutem Recht deutlich hinausgehen. Wie es halt so ist: Dem Wegbereiter gilt weniger Ruhm als dem Wegbeschreiter, und so steht Mayr musikgeschichtlich ein Stück weit im Schatten seiner Schüler und Epigonen. Der hervorragend disponierte Ingolstädter Simon-MayrChor, verstärkt durch Mitglieder des Chores der Bayerischen Staatsoper München, das Ensemble Concerto de Bassus mit Konzertmeisterin Theona Gubba-Chkheidze und ausgesuchte Gesangssolisten boten unter der Gesamtleitung von Franz Hauk eine beeindruckende konzertante Oper dar. In historisch informierter Aufführungspraxis gelang authentisches Klangbild. Dem ordneten sich – nach anfänglichen atmosphärischen Anpassungsschwierigkeiten – auch die ventillosen Naturtrompeten und -hörner harmonisch zu. Das Orchester agierte mit erkennbarer Spielfreude wie aus einem Guss und musizierte die kleinen Feinheiten, mit denen Mayr die Handlung nuanciert und detailliert auszumalen verstand, so versiert wie genüsslich aus. Auch starke Klänge konnten in präziser Balance Wirkung entfalten, ohne dabei den Saal zu überfordern.
Aus einer Riege ausgezeichneter Sängerinnen und Sänger ragten heraus Tina Marie Herbert mit moduein lationsfähigem, heiterem Sopran und großem mimischem Talent als Laura, Samuel Hasselhorn mit starkem Bariton als Berto und YoungJun-Ahn mit machtvollem, kernigem Tenor als König Edgar. Dem galt zum Schluss die Lobeshymne seiner Untergebenen. Dem Happy End stand nichts mehr im Wege.