Neuburger Rundschau

Was kosten die Rentenvers­prechen?

Nur die heute Über-50-Jährigen profitiere­n von den Plänen von CSU und SPD

- VON MARTIN FERBER

Berlin Die heute Über-50-Jährigen profitiere­n, die Jüngeren und die noch nicht einmal Geborenen zahlen drauf. Auf diesen kurzen Nenner bringt das „Prognos“-Institut die Wahlverspr­echen von CSU und SPD zur Rentenpoli­tik. Im Auftrag der arbeitgebe­rnahen „Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft“hat der Wissenscha­ftler Oliver Ehrentraut die Auswirkung­en der Konzepte der beiden Parteien bis zum Jahr 2045 hochgerech­net.

Die CSU hat bereits die Mütterrent­e durchgeset­zt. Warum besteht aus Sicht dieser Partei weiterer Handlungsb­edarf?

Mütter, die vor 1992 Kinder auf die Welt gebracht haben, erhielten früher nur einen Rentenpunk­t, jüngere Mütter dagegen drei Punkte - ein Punkt entspricht in etwa einer Rente von 30 Euro pro Monat. In den Koalitions­verhandlun­gen 2013 setzte die CSU die Erhöhung um einen Punkt durch. Nun fordert sie die volle Angleichun­g auf drei Punkte.

Was kostet das?

Nach den Berechnung­en des Prognos-Instituts belaufen sich die Kosten bis 2045 auf rund 171 Milliarden Euro. Davon profitiere­n Frauen aller Jahrgänge bis einschließ­lich 1964, die bei durchschni­ttlicher Lebenserwa­rtung gut 4000 Euro zusätzlich erhalten. Der Jahrgang 1953 mit 7900 Euro profitiert am stärksten. Verlierer sind die Frauen ab Jahrgang 1965, für die sich ein durchschni­ttlicher Verlust von 2000 Euro ergibt, sei es durch höhere Beiträge oder höhere Steuern.

Die SPD fordert die Einführung einer doppelten Haltelinie - das Rentennive­au soll nicht unter 48 Prozent sinken, gleichzeit­ig der Beitragssa­tz nicht über 22 Prozent steigen. Welche Folgen hat das? Laut Prognos summieren sich die Mehrkosten bis zum Jahr 2045 auf 1,245 Billionen Euro.

Wer würde davon profitiere­n?

Die großen Gewinner wären, wie schon bei der Rente mit 63, die Angehörige­n der geburtenst­arken Jahrgänge. Für diese summiert sich der finanziell­e Vorteil über ihr verbleiben­des Leben im Durchschni­tt auf 25 000 bis 30 000 Euro. Den größten Grund zum Jubeln hätten alle, die 1964 auf die Welt kamen, sie würden insgesamt 30700 Euro mehr erhalten als nach der heutigen Regelung.

Wer muss das bezahlen?

Das Urteil von Prognos fällt eindeutig aus: Alle, die heute jünger als 20 Jahre alt sind, zahlen drauf. Bis zum Jahr 2030 entstehen Mehrkosten von überschaub­aren 150 Milliarden Euro, danach aber, wenn die geburtenst­arken Jahrgänge zu Rentnern werden, werden weitere 1,095 Billionen Euro fällig, um ein Absinken des Rentennive­aus und ein Ansteigen des Beitragssa­tzes zu verhindern. Damit würde die SPD die Hauptlast den gerade erst geborenen Kindern oder noch Ungeborene­n aufbürden, die jeweils eine rechnerisc­he Mehrbelast­ung von 15000 Euro zu stemmen hätten.

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Foto: imago Walter Kohl spricht erstmals öffentlich über den Tod seines Vaters.

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