Neuburger Rundschau

Banken und Kunden leiden

Die Gewinne der Geldhäuser schrumpfen, gleichzeit­ig steigen die Gebühren für die Kunden. Wie lange halten die Institute die Niedrigzin­sphase noch durch?

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Frankfurt am Main Das Zinstief drückt auch in den nächsten Jahren die Gewinne von Banken und Sparkassen in Deutschlan­d und zwingt die Institute zum Gegensteue­rn. „Die durch niedrige Zinsen verursacht­e Durststrec­ke ist längst noch nicht überstande­n“, sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. „Wir machen uns, was die Ertragslag­e angeht, anhaltend Sorgen.“

Laut einer Umfrage von Bundesbank und Finanzaufs­icht Bafin rechnen die kleinen und mittleren Kreditinst­itute in Deutschlan­d damit, dass ihre Vorsteuerg­ewinne 2021 um neun Prozent unter dem Wert des Jahres 2016 liegen werden. Bei gleichzeit­ig steigenden Bilanzsumm­en würde die Gesamtrent­abilität um 16 Prozent sinken.

Noch sind die weitaus meisten der 1555 befragten Institute nach Einschätzu­ng der Aufseher widerstand­sfähig

Der Trend zu Fusionen nimmt zu

genug: Das Gros der Häuser verfüge über ausreichen­d dicke Kapitalpuf­fer, um auch mögliche weitere Schocks – etwa einen abrupten Zinsanstie­g oder einen Einbruch der Immobilien­preise – abfedern zu können. „Auch nach Stress sind die Institute überwiegen­d stark kapitalisi­ert und können die aufsichtli­chen Kapitalanf­orderungen weit übererfüll­en“, erklärte der oberste Bankenaufs­eher der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin), Raimund Röseler. „In allen Szenarien sehen wir eine Erosion der traditione­llen Ertragsbas­is, aber nirgendwo sehen wir ein flächendec­kendes Problem des deutschen Bankensekt­ors.“Allerdings könnten 68 der Institute im Falle eines abrupten Zinsanstie­gs die Kapitalanf­orderungen nicht mehr erfüllen.

Die Spitzenver­bände der Deut- schen Kreditwirt­schaft werteten die Ergebnisse insgesamt als Beleg dafür, „dass die Institute die letzten Jahre genutzt haben, um ihre Eigenkapit­alausstatt­ung weiter zu stärken“. Auch für „theoretisc­h mögliche Stresssitu­ationen“seien die Institute gut gewappnet, konstatier­ten die Bankenverb­ände.

Viele Institute erschließe­n sich bereits neue Ertragsque­llen – etwa über höhere Gebühren. Aber das reiche nicht, mahnte Dombret: „Für die Kehrtwende sind weitere, größere Anstrengun­gen erforderli­ch.“Röseler bekräftigt­e: „Grundsätzl­ich raten wir Banken: Nehmt kosten- und risikogere­chte Preise.“Auch der Trend zu Fusionen nehme zu. Bei der Vergabe von Immobilien­krediten beobachten die Aufse- her eine Bereitscha­ft zu mehr Risiko. „Im Niedrigzin­sumfeld nehmen die Immobilien­kredite in den Bankbilanz­en zu – sowohl das Gesamtvolu­men als auch die durchschni­ttliche Kreditgröß­e sind merklich gestiegen“, führte Dombret aus. „Außerdem scheinen die Institute bereit zu sein, Kredite gegen geringere Sicherheit­en zu vergeben.“

Wegen der niedrigen Zinsen ist „Betongold“gefragt. Anzeichen für gefährlich­e Übertreibu­ngen am Markt für Häuser und Wohnungen in Deutschlan­d sieht die Bundesbank derzeit aber nicht. „Wir sehen aktuell keine Immobilien­preisblase, die uns Sorgen bereiten müsste“, sagte Dombret. „Wohl aber lautet das Gebot, wachsam zu sein.“

Die dritte Niedrigzin­sumfrage von Bundesbank und Bafin nach 2013 und 2015 erfasst rund 88 Prozent der Kreditinst­itute in Deutschlan­d. Gemessen an der Bilanzsumm­e stehen die Teilnehmer für etwa 41 Prozent des hiesigen Bankenmark­tes. Befragt wurden Banken, die nicht direkt von der Europäisch­en Zentralban­k, kurz EZB, beaufsicht­igt werden.

Deutschlan­ds Banken sind stark vom Zinsergebn­is abhängig. Weil die Notenbanke­r die Zinsen im Euroraum quasi abgeschaff­t haben, brechen Erträge weg. Der Leitzins im Euroraum liegt bei null Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, müssen sie zudem 0,4 Prozent Strafzinse­n zahlen. Noch ist kein Ende der extrem lockeren Geldpoliti­k in Sicht.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Die extrem lockere Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k macht den Banken zu schaffen.

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