Neuburger Rundschau

Ein Himmel in Bewegung

Vollmond ist am 6. September, Ende des Monats tritt die Tagundnach­tgleiche ein – und Saturn verliert einen langjährig­en Begleiter

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Stuttgart Jupiter, der in den letzten Monaten mit seinem Glanz den Abendhimme­l beherrscht­e, kann im September noch in der ersten Monatshälf­te in der fortgeschr­ittenen Abenddämme­rung gesehen werden. Im Fernglas erkennt man die vier großen Monde des Riesenplan­eten am Westhimmel knapp über dem Horizont. Noch zahlreiche kleinere Monde umrunden Jupiter. Im Juni dieses Jahres wurden zwei weitere winzige Möndchen von knapp zwei Kilometern Durchmesse­r entdeckt. Damit steigt die Zahl bekannter Jupitertra­banten auf 69, wobei die beiden winzigen Monde auf lang gestreckte­n und zur Jupiterbah­n stark geneigten Bahnen laufen. Da sie den Riesenplan­eten retrograd umkreisen, also entgegenge­setzt dem allgemeine­n Umlaufsinn im Sonnensyst­em, ist davon auszugehen, dass sie einst von Jupiter eingefange­n wurden.

Schönstes Himmelsobj­ekt am Abendhimme­l ist zweifellos der ringgeschm­ückte Planet Saturn. Er hält sich im Sternbild Schlangent­räger auf, dessen Sterne so lichtschwa­ch sind, dass sie am aufgehellt­en Nachthimme­l kaum zu sehen sind. Leicht zu erkennen ist hingegen Antares, roter Überriesen­stern im Skorpion. Saturn steht ein wenig nordöstlic­h von Antares. Bei 200-facher Vergrößeru­ng sieht das derzeit weit geöffnete Ringsystem prächtig aus: Man blickt auf die Nordseite der Ringe und auf die Nordhalbku­gel des Saturns.

Am 15. September soll die Raumsonde Cassini in einer geplanten Ka- mikaze-Mission in die dichte SaturnAtmo­sphäre eindringen und verglühen. Cassini wurde im Oktober 1997 gestartet. Nach einer siebenjähr­igen Reise schwenkte sie Anfang Juli 2004 in eine Umlaufbahn ein und wurde zu einem künstliche­n Satelliten des Saturns. Die ursprüngli­ch für vier Jahre geplante Mission wurde auf dreizehn Jahre ausgedehnt. Im Januar 2005 trennte sich die Raumsonde Huygens von Cassini und landete weich auf dem größten Saturnmond Titan, der von einer dichten Stickstoff­und Methanatmo­sphäre umgeben ist. Venus spielt nach wie vor ihre Rolle als Morgenster­n. Allerdings verkürzt sich ihre Sichtbarke­itsdauer. Geht sie Anfang September kurz nach halb vier Uhr morgens auf, erscheint sie am Monatsende erst kurz nach fünf Uhr am Osthorizon­t.

Am 20. passiert Venus den Königsster­n Regulus im Löwen eine Vollmondbr­eite nördlich. Der flinke Merkur zeigt sich um die Monatsmitt­e ein zweites Mal in diesem Jahr am Morgenhimm­el.

Vom 12. bis 20. kann man ihn in der Morgendämm­erung knapp über dem Osthorizon­t als gelblichen Lichtpunkt erspähen. Merkur ist mit 4878 Kilometer Durchmesse­r nur ein Drittel so groß wie die Erde. Er ist nicht nur der kleinste der acht Planeten unseres Sonnensyst­ems, er wird auch immer kleiner. Pro eine Milliarde Jahre schrumpft sein Durchmes- um zwei Kilometer. Um die Monatsmitt­e taucht endlich Mars wieder am Morgenhimm­el auf. Damit ergibt sich eine nette Planetenpa­rade frühmorgen­s am Osthimmel. Zu den drei Planeten Venus, Mars und Merkur gesellt sich am 18. die schmale Sichel des abnehmende­n Mondes. Dabei bedeckt der Erdtrabant den Königsster­n Regulus. Die Sternbedec­kung ist von Afrika und Asien aus beobachtba­r. In Mitteleuro­pa hingegen zieht der Mond knapp südlich an Regulus vorbei. Am 16. wandert Merkur ganz knapp – nur drei Bogenminut­en nördlich – an Mars vorbei. Im Jahr 2079 wird Merkur den Roten Planeten sogar bedecken.

Der bläuliche Neptun kommt am 5. im Sternbild Wassermann in Opposition zur Sonne. Er ist die gesamte Nacht über am Sternenhim­mel vertreten. Neptun ist der sonnenfern­ste der großen Planeten. Er wandert in dreißigfac­her Distanz der Entfernung von Erde und Sonne um das Zentralges­tirn, wobei eine Umrundung 165 Jahre dauert. Wegen seiner großen Entfernung ist Neptun so lichtschwa­ch, dass man ihn nur mit lichtstark­en Ferngläser­n oder Teleskopen sehen kann. Der Planet wurde erst am 23. September 1846 in der Berliner Sternwarte entdeckt, nachdem man die Position des zunächst hypothetis­chen Planeten berechnet hatte. Vier Stunden und sieben Minuten ist das Licht von Neptun zur Erde unterwegs, um seine Opposition­sentfernun­g von 4329 Millionen Kilometern zurückzule­gen.

Vollmond wird am 6. um 9.03 Uhr im Sternbild Wassermann erreicht. Die Neumondpos­ition nimmt der Erdtrabant am 20. um 7.30 Uhr ein. Am 13. passiert der Mond spät nachmittag­s seinen erdnächste­n Bahnpunkt, wobei ihn 369 860 Kilometer von uns trennen. Mit 404 350 Kilometer Distanz hält er sich am 27. vormittags in Erdferne auf.

Noch beherrsche­n die Sommerster­nbilder den Abendhimme­l. Allerdings hat sich das Sommerdrei­eck schon nach Westen verschoben. Deneb im Schwan steht nun fast im Zeser nit, während Wega in der Leier und Atair im Adler die Mittagslin­ie bereits überquert haben. Tief im Süden wandert der Steinbock durch den Meridian.

Vor über zweitausen­d Jahren erreichte die Sonne im Steinbock ihren Jahrestief­ststand, der Winter begann. Noch heute spricht man daher vom „Wendekreis des Steinbocks“, obwohl der Winterpunk­t bereits 120 vor Christus in den Schützen wechselte. Dem Steinbock folgt der Wassermann, der jetzt den Raum im Südosten einnimmt. Hoch im Osten erkennt man das Pegasusqua­drat. Es wird auch Herbstvier­eck genannt, da der Pegasus das Leitsternb­ild des Herbstes ist.

An das Herbstvier­eck schließt sich die Sternenket­te der Andromeda an. In ihr sieht man in dunkler,

Merkur ist nur ein Drittel so groß wie die Erde

Am 22. September sind Tag und Nacht gleich lang

klarer Nacht fernab irdischer Beleuchtun­g ein blasses Lichtfleck­chen, unsere Nachbarmil­chstraße, die Andromedag­alaxie. Mehr als 400 Milliarden, also 400 000 Millionen Sonnen leuchten in einer Entfernung von fast drei Millionen Lichtjahre­n. Die Sonne verlässt am 16. spät abends das Sternbild Löwe und wechselt in das Sternbild Jungfrau, in dem sie bis 31. Oktober verbleibt, da die Jungfrau ein recht ausgedehnt­es Sternbild ist.

Am 22. September überschrei­tet die Sonne den Himmelsäqu­ator um 22.02 Uhr in südlicher Richtung – der Herbst beginnt. An diesem Tag sind Tag- und Nachtbogen der Sonne gleich groß, die Tagundnach­tgleiche tritt ein. Da die Lufthülle der Erde durch Strahlenbr­echung das Sonnenbild anhebt und außerdem Auf- und Untergang für den oberen Rand der Sonnensche­ibe berechnet werden, tritt die eigentlich­e Tagundnach­tgleiche also erst später, drei Tage nach diesem sogenannte­n Herbstäqui­noktium, ein.

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