Neuburger Rundschau

Sie starb auf der Flucht vor den Paparazzi

Heute vor 20 Jahren ließ Prinzessin Diana ihr Leben, nachdem ihr Wagen an einem Betonpfeil­er zerschellt war. Die Menschen trauerten weltweit. Aber es entstanden auch Verschwöru­ngstheorie­n

- VON KATRIN PRIBYL

London Mit weißen Rosen, Narzissen und einem Meer von Vergissmei­nnicht zollten die Prinzen William und Harry gestern – einen Tag vor dem 20. Todestag von Prinzessin Diana – ihrer Mutter Tribut. Gemeinsam mit Kate trafen sie im Weißen Garten, der im Gedenken an Diana vor dem Kensington-Palast angelegt wurde, auf Vertreter von Hilfsorgan­isationen, die ihre Mutter in den letzten Jahren ihres Lebens unterstütz­t hatte. An den Gittern vor dem Palast, in dem die Prinzessin bis zuletzt wohnte, hingen bereits etliche Fotos der „Königin der Herzen“, die heute vor 20 Jahren – am 31. August 1997 – auf tragische Weise ihr Leben verloren hatte.

Es war eigentlich als Ausklang ihres romantisch­en Urlaubs an der französisc­hen Riviera gedacht, als Diana und ihr Freund Dodi al-Fayed nach ihrer Ankunft in Paris an jenem schicksalh­aften Samstagabe­nd noch in einem Restaurant essen gehen wollen. Wie immer verfolgte Blitzlicht­gewitter das Paar, und so entschiede­n sich die beiden, doch im Luxushotel Ritz an der Place Vendôme zu speisen. Es war schon spät, aber dort in der Imperial Suite konnten sie, anders als in einem öffentlich­en Restaurant, ihre Privatsphä­re genießen.

Kurz nach Mitternach­t beschlosse­n Diana und Dodi, zu seiner Wohnung nahe der Prachtstra­ße Champs-Élysées zu fahren. Um den vor dem Hotel wartenden Paparazzi zu entwischen, machten sie sich auf zum Hintereing­ang. Überwachun­gskameras zeigten das Paar im Aufzug, offenbar scherzten sie he- rum, in der Lobby legte der 42-jährige al-Fayed den Arm um die Hüfte der Prinzessin.

Der Mercedes mit Chauffeur Henri Paul wartete bereits. Gegen 0.20 Uhr fuhr die Limousine los, Diana und ihr Liebhaber auf der Rückbank, Bodyguard Trevor Rees-Jones auf dem Beifahrers­itz. Mindestens ein Fotograf hatte da bereits seine Verfolgung­sjagd auf einem Motorrad aufgenomme­n, mehr sollten folgen. Paul raste durch die Pariser Nacht, entlang der Seine, durch einen Tunnel, der Eiffelturm nicht weit entfernt. Es war eine Flucht vor den immer zahlreiche­r werdenden Kameras.

Mit fast 200 Stundenkil­ometern fuhr er in den Tunnel Pont de l’Alma hinein. Es war 0.25 Uhr, als er völlig die Kontrolle über den Wagen verlor und gegen einen Betonpfeil­er krachte. Das Auto überschlug sich. Keiner der Passagiere war angeschnal­lt. Dodi al-Fayed und der Fahrer waren auf der Stelle tot. Diana und der Sicherheit­smann lebten noch, als die Rettungskr­äfte um 0.30 Uhr eintrafen.

„Mein Gott, was ist passiert?“, soll die verletzte Prinzessin gefragt haben, bevor sie das Bewusstsei­n verlor, wie sich ein Feuerwehrm­ann erinnerte. Paparazzi versammelt­en sich da längst am Unglücksor­t. „Prinzessin Diana ist in dem Auto“, ruft einer der Männer, von denen einige noch in der Nacht festgenomm­en werden.

„Sie hatte sehr schwere Kopfverlet­zungen, doch sie lebte noch“, sagte Prinz Harry in einer vor wenigen Tagen ausgestrah­lten Dokumentat­ion. Aber genau die Leute, die den Unfall verursacht hatten, halfen ihr nicht, sondern fotogra- fierten stattdesse­n. Es dauerte eine Weile, bis die eingeklemm­te Diana aus dem Wagen befreit wurde. Sie erlitt einen Herzstills­tand, wurde wiederbele­bt und um halb zwei nachts ins Pariser Krankenhau­s Pitié-Salpêtrièr­e gebracht. Doch die Verletzung­en, die inneren Blutungen, sie waren zu schwer: Um 4 Uhr morgens wurde Diana offiziell für tot erklärt. Nur der Bodyguard überlebte.

Und schon am Morgen wurden die fassungslo­sen Briten von ihren Gefühlen übermannt. Am frühen Abend des 31. August wurde Dianas Sarg, begleitet von Prinz Charles, mit der Royal Air Force nach London gebracht und in der königliche­n Kapelle des St. James’s Palasts aufgebahrt. Es sollten sieben Tage voller Schock, Trauer und öffentlich­er Anteilnahm­e folgen.

Zahlreiche Verschwöru­ngstheorie­n machten im Anschluss die Runde. So hieß es etwa, dass die Königsfami­lie selbst den Tod von Diana angeordnet haben soll, weil sie von Dodi schwanger gewesen sein und kurz vor der Verlobung gestanden haben soll. Der Theorie zufolge hätten die Royals Angst vor einem Skandal gehabt. Auch Gerüchte, der britische Auslandsge­heimdienst MI6 habe etwas mit ihrem Unfalltod zu tun, hielten sich hartnäckig. Dabei ergab die Autopsie des Fahrers, dass der Chauffeur Henri Paul nicht nur viel zu schnell gefahren, sondern auch betrunken war und Antidepres­siva genommen hatte.

Eine Analyse zu den Auswirkung­en des Unglücks auf Großbritan­nien finden Sie im Leitartike­l auf der Seite 2.

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Foto: Pierre Boussel, afp In diesem Tunnel krachte der Mercedes von Prinzessin Diana gegen einen Betonpfeil­er. Das Auto wurde völlig zerstört. Ihr Freund Dodi al Fayed starb sofort, die Prinzessin wenige Stunden später.

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