Eine schnelle „Hausfrauentruppe“
Das ist nur ein Spitzname, den sich die Teilnehmer der Radsportgruppe aus Pobenhausen gegeben haben. Denn mit gemütlichen Ausflügen auf dem Rennrad haben ihre Ausfahrten wenig zu tun
Pobenhausen Das Rad von Albert Ganser könnte man sich locker auf den Rücken packen, wenn es nicht zu sperrig dafür wäre. Das Gewicht würde in einem Rucksack kaum auffallen. Sechseinhalb Kilogramm bringt Gansers Rennrad auf die Waage. Auch die Räder der anderen Gruppenmitglieder sind nicht schwerer. Carbonrahmen, Hightech-Schaltungen. Leichtlaufreifen. Man sollte die „Hausfrauentruppe“nicht unterschätzen. Denn, was immer man sich unter radfahrenden Hausfrauen vorstellt, diese Radfahrgruppe ist schneller. Es ist ja auch nur ein selbst gegebener Spitzname der „Radsportfreunde Pobenhausen“.
„Wer konditionell mit unseren Frauen mithält, ist bei uns herzlich willkommen“, erzählt Albert Ganser. Mithalten bedeutet, zweieinhalb bis drei Stunden lang mit dem Rennrad einen 27er bis 30er Schnitt fahren. Um auf solche Durch- schnittsgeschwindigkeiten zu kommen, sind die Radler auf der Ebene mit über 30 Stundenkilometer unterwegs. Bergauf wird es entsprechend „langsamer“. Aber Ganser betont, dass die Radlergruppe immer zusammenbleibt. „Wir lassen auch am Berg nicht abreißen, so dass auch Schwächere mitkommen.“Die dürfen sich dann in den Windschatten hängen.
Apropos Windschatten. Das Fahren in der Gruppe will gelernt sein. Um den Windschatten zu halten, liegen die Abstände der Radler unter einem Meter. Das setzt eine konstante Fahrweise vor allem in der Führungsposition voraus. Außerdem braucht man ein schnelles Reaktionsvermögen. „Am liebsten sind wir mit vier bis acht Fahrern unterwegs. Kommuniziert wird oft mit Zeichen.“Vorsicht, rechts geparktes Auto! Achtung, Vorfahrt abbremsen! Dort ein Schlagloch! Der Erste muss für alle die Augen offen halten. Und trotzdem muss jeder für sich fahren und aufpassen. Alle sind mit Helm unterwegs. Und alle mit Licht am Fahrrad. „Wir kehren zum Ende unserer Fahrt gerne noch ein und müssen dann im Dunklen die letzten Kilometer nach Hause radeln.“
Die zu bewältigenden Strecken sind um die 80 Kilometer lang. Die Truppe fährt immer donnerstags um 17.30 Uhr am Feuerwehrhaus in Pobenhausen, einem Ortsteil von Karlskron, los. Je nach Wetter natürlich und in etwa von April bis Ende Oktober. Aber auch bei der Länge der Saison ist das Wetter ausschlaggebend. „Im Winter fahren wir gerne Rollski“, erzählt Ganser.
Wie schnell es in der Truppe zugeht, davon weiß Reinhard Lindauer aus Zuchering ein Lied zu singen. Einmal war der 64-Jährige zusammen mit seiner Frau etwas zu spät am Treffpunkt. „Wir fuhren der Gruppe hinterher, hatten sie immer etwa einen Kilometer vor uns, kamen aber, so sehr wir uns auch angestrengten, kaum näher.“Die halbe Distanz der Ausfahrt haben die Lindauers gebraucht, um aufzuschließen.
Obwohl es sich um eine lose Gruppe von Radfahrern handelt, besitzt die Truppe ein eigenes Radachten, trikot, entworfen von dem Pobenhausener Künstler Jakob Rusch. Und auch bei der Auswahl der übrigen Ausrüstung sind die Radfreunde nicht auf sich alleine gestellt. Ein anständiges Rad sollte es schon sein, findet Ganser. „Wir geben gerne Ratschläge, wie ein passendes Rennrad aussehen sollte.“
Ganser bringt einiges an Erfahrung mit. Der 66-Jährige hat alleine drei Mal die Seniorenwertung bei den 24 Stunden von Kehlheim gewonnen und sitzt im Jahr rund 10000 Kilometer im Sattel. Bei der Auswahl der richtigen Technik und Ausrüstung hilft er gerne.
Dürften sich die Radsportfreunde in Pobenhausen etwas wünschen, es wären bessere Radwege. Oft sind die Radwege in einem miserablen Zustand. Und selbst bei neuen Radwegen gebe es üble Bordsteinkanten, sagen die Radler. Außerdem seien die Autofahrer manchmal regelrecht rücksichtslos. Ein bisschen mehr Verständnis wäre da doch prima.