Dieses Kreuz hat eine interessante Rückansicht
Begleitend zur Ausstellung stellen wir jede Woche ein anderes Exponat vor. Diesmal: Ein Kreuzpartikel aus Kühbach
Neuburg Der Kreuzpartikel aus Kühbach ist im ersten Amalienzimmer des Schlosses ausgestellt. Er ist eines von rund 150 Exponaten, die derzeit im Rahmen der Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“in Neuburg zu sehen sind.
Von der Vorderseite her gesehen müsste man diesen Kreuzpartikel aus dem altbayerischen Markt Kühbach nicht in einer Ausstellung über die Reformation im Fürstentum Neuburg zeigen. Man erkennt beim ersten
Hinblick sofort, dass sich das Reliquienkreuz aus mehreren Teilen zusammensetzt: aus dem Kreuz mit spitzen Kleeblattenden in Form eines Dreipasses und mit einem relativ jungen Kruzifix, im Kreuzungspunkt der Kreuzarme der eigentliche, offensichtlich alt gefasste Kreuzpartikel, ein Kästchen mit einem Glasdeckel und mit zwei ziemlich großen Holzstäben, die als Kreuz gestaltet sind. Das Kreuz selbst sitzt auf einem barocken Fuß.
Von wesentlich größerem Interesse ist dagegen die Rückansicht des eigentlichen Kreuzes. Die Felder der vier Arme sind ziseliert und am Rand verläuft bandförmig, links unten beginnend, eine Umschrift. Diese können Interessierte vor Ort in der Ausstellung genauer betrachten.
Der heute der Kirchenstiftung gehörende Kreuz partikel vonKühba ch kam wohl mit der Säkularisationd es dortigen Benediktinerinnen klosters an die Kirche, die seitdem nur mehr Pfarrkirche ist. Die Umschrift berichtet, dass der Kreuzpartikel im Jahr 1002 vom nachmaligen Kaiser Heinrich II. einem Benediktiner( innen) kloster verehrt wurde, nicht jedoch, welchem. Kühbach war zwar Sitz eines Benediktinerinnenklosters, das wohl vor dem Jahr 1011 von den Grafen von Kühbach gegründet worden ist, mit Heinrich II. (erst ab 1014 Kaiser) aber nichts zu tun hatte. Erst seine Witwe Kunigunde stiftete frühestens 1024/25 zu seinem Seelenheil Besitz an Kühbach. Wohl aber ist Heinrich II. eng verbunden mit dem einstigen Benediktinerinnenkloster Neuburg an der Donau, das er wohl um das Jahr 1000 (in der Klostertradition 1002) in seiner Pfalz als Damenstift begründet hat. Und diese Spur führt weiter.
Das Benediktinerinnenkloster zu Neuburg bestand nach der erneuten Einführung der Reformation (1552) als Aussterbekloster weiter, an die Stelle einer Äbtissin trat 1554 die Verwalterin Barbara Ringkhamer. Im Jahr 1584 zogen die letzten vier Neuburger Nonnen aus: die Verwalterin und zwei Laienschwestern nach Kühbach (und 1588 weiter in das benachbarte Benediktinerinnenkloster Hohenwart), eine vierte Nonne in das Damenstift St. Stephan zu Augsburg. Beim Auszug brachte Barbara Ringkhamer „den Spon vom heiligen Creyttz in Kupfer eingefast“mit nach Kühbach. Die dortige Äbtissin Barbara Stern ließ dieses Kreuz auf Kosten der Verwalterin in Augsburg renovieren. 1589 reklamierten die ursprünglich Neuburger Nonnen das Kreuz von Hohenwart aus für das dortige Kloster, konnten aber ihre Ansprüche nicht gegen Kühbach durchsetzen – das Neuburger Kreuz blieb dort bis zum heutigen Tage.
OÖffnungszeiten Die Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“ist Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr ge öffnet. Sie läuft noch bis 5. November.