Glanzvoll
Die Nationalmannschaft betreibt gegen Norwegen Wiedergutmachung – die Einzelkritik
● Ter Stegen Deutschlands Nummer 2 war fast arbeitslos. Souverän in den wenigen Aktionen. Ein Schuss strich knapp am Tor vorbei. Glück beim Pfostentreffer in der Nachspielzeit.
● Kimmich Der Dauerbrenner legte permanent den Vorwärtsgang ein. Gute Flügelläufe über rechts. Seine präzise Flanke verwertete Gomez zum 6:0.
● Rüdiger Wenn nötig, klärte der Chelsea-Verteidiger an seiner alten Wirkungsstätte kompromisslos mit Kopf und Fuß. Kaum einmal gefordert.
● Hummels Eine Grätsche ins Leere, ansonsten souveräner Abwehrchef. Nach der Pause sogar Kapitän. Fast unterlief ihm ein Eigentor (57.).
● Hector Defensiv aufmerksam, aber meist offensiv unterwegs. Der Kölner gab die Vorlage zu Özils 1:0. Suchte auch den Abschluss (68.).
● Rudy Umsichtiger Sechser wie beim FC Bayern. Eroberte Bälle, verteilte sie unspektakulär, aber produktiv. Raus mit Applaus (60.).
● Kroos Konnte nach Herzenslust die Bälle verteilen und zwei Tore einleiten. Nur im Abschluss agierte der Real-Star mehrfach glücklos.
● Müller Mit dem Toreschießen klappte es beim Kapitän nicht. Zielte knapp vorbei (13.). Weltklasse war seine Flanke zu Werners 3:0.
● Özil An guten Tagen ist der Weltmeister als Spielmacher eine Augenweide. Sein frühes Tor zum 1:0 wirkte beflügelnd auf ihn.
● Draxler Der Confed-Cup-Kapitän agierte explosiv, spielfreudig und torgefährlich. Glänzte als Torschütze (2:0) und Vorbereiter (5:0).
● Werner Umjubelt an alter Wirkungsstätte. Der Leipziger traf mit Fuß und Kopf. Ein überragendes Spiel, nicht nur wegen des Doppelpacks.
● Goretzka Der Schalker löste zur Pause Müller ab. Und er brauchte nicht einmal fünf Minuten, um Draxlers feine Flanke zum 5:0 einzuköpfen.
● Khedira Nach einer Stunde kam der Ex-Stuttgarter für Rudy. Die Arbeit war da schon erledigt. Genoss dennoch die Sprechchöre der VfB-Fans.
● Gomez Applaudierte erst einmal Werner, als er ihn ablösen durfte. Seine 24 Minuten reichten ihm für ein tolles Kopfballtor (79.). Menschen sich zur gleichen Zeit im Durcheinander der Fernsehprogramme so weit nach hinten verirrten, dass sie bei landeten. Der Spartensender hatte sich am Sonntag spontan entschieden, abends das Finale der VolleyballEM im Free-TV zu zeigen.
Während Abermillionen zwei Politikern gelangweilt bei der Arbeit zusahen, verfolgten zeitgleich nur 300 000 Zuschauer das Kontrastprogramm. Deutschland und Russland lieferten sich ein episches Duell um den EM-Titel. Spannend, dramatisch, großartig – all das also, was Merkel und Schulz nicht im Angebot hatten.
Und schon sind wir zurück im Kuhstall. Millionen Menschen hatten auf die falsche Kuh gesetzt. Auf die mit den Verdauungsstörungen. Die andere, attraktive, stand derweil ganz hinten im Stall und hatte nichts als ihre Schönheit zu bieten. Die wenigsten haben sie entdeckt.
Schade, denn das Spiel war ein weiterer Beleg dafür, dass Zahlen manchmal eben doch lügen. 2:3 verlor die deutsche Mannschaft und hatte doch gewonnen. Nicht nur die Herzen der Fans, nicht nur Silber, sondern auch das TV-Duell des Abends. Selbst wenn die Zahlen etwas anderes behaupten.
RADSPORT Spanien Rundfahrt Eurosport, 15 Uhr 16. Etappe
FUSSBALL U21 EM Eurosport, 18.45 Uhr Qualifikation Deutschland – Kosovo
» TENNIS US Open
Eurosport, 1.15/3 Uhr Viertelfinale