Es begann in der Tanzschule
Sigrid und Hans Schlüter sind seit 50 Jahren verheiratet. Durch welche ungewöhnliche Aktion das Paar nach Burgheim kam
Burgheim Als Burgheims Bürgermeister Michael Böhm von seinem Sommerurlaub in die Marktgemeinde zurückgekehrt war, stand für ihn und seine Gattin Antje ein Gratulationstermin ganz oben im Terminkalender. Sigrid und Hans Schlüter, die seit 1978 in Burgheim wohnen, hatten ihre Goldene Hochzeit gefeiert. Am Hochzeitstag selbst überbrachte Gemeinderat Dr. Sebastian Zitzmann die Glückwünsche. Dabei würdigte der Kommunalpolitiker das künstlerische, kulturelle und gesellschaftspolitische Engagement der Jubilare in der Marktgemeinde.
Der gebürtige Dortmunder und die gebürtige Dresdnerin begegneten sich im niedersächsischen Rinteln an der Weser mit 16 Jahren. „Aus einer Tanzstundenliebe wurde eine glückliche Ehe,“formulieren Sigrid und Hans Schlüter dieses Treffen vor über 60 Jahren. „Versprochen haben wir uns schon damals.“
Noch etwas verband die Schlüters schon in frühen Jahren: ihre Affinität zu Bayern. Sigrid Schlüter studierte in Hannover freie Malerei und Textilentwurf für Stoffmuster. Dabei setzte sie über viele Jahre als Dessinateur für Stoffmuster in der Buntweberei Riedinger in Augsburg, einer Tochtergesellschaft des Dierig-Konzerns, Akzente in der Modebranche, darunter auch bei Modeschauen in Paris und Mailand. Hans Schlüter studierte Bauingenieurswesen und Betriebswirtschaft in München. Ihr Ja-Wort gaben sich beide im heimatlichen Rinteln an der Weser.
Der Name Hans Schlüter ist untrennbar mit der Eternit AG verbunden. Als Regionalleiter und Vertriebsdirektor spielte sich das Leben der Schlüters hauptsächlich in Neuburg und Heidelberg mit einer Zwischenstation in Berlin ab. Dort bewohnten sie ein Reihenhaus an der Mauer, am „bestbewachten Gartenzaun der Welt,“meint Sigrid Schlüter heute humorvoll, wenn sie sich an das Flutlicht zurückerinnert. Zurück in Bayern und Baden-Württemberg lehrte Sigrid Schlüter an den Volkshochschulen Neuburg und Neckarsgmünd freie Malerei und Zeichnen und gab Kunstunterricht am Gymnasium. Aus dem Ehepaar wurde durch die Kinder Jörn und Heike eine Familie. Die Sprösslinge besuchten das Gymnasium in Neuburg und studierten später in Heidelberg. Der Jurist Jörn Schlüter ist Burgheim treu geblieben und wohnt dort mit seiner Familie. Seine Schwester Heike besitzt mit ihrem Ehemann eine große Gastwirtschaft in Heidelberg.
Die Vorgeschichte zum Wohnort Burgheim der Schlüters ist keineswegs alltäglich. 1978 schrieb Hans Schlüter die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden von Neuburg an. Sie sollten ihm die Vorzüge ihrer Gemeinde schmackhaft machen. Burgheims damaliger Bürgermeister Manfred Ludwig erhielt gleich fünf Briefe, weil Schlüter auch etliche Ortsteile angeschrieben hatte, die im Zuge der Gebietsreform Burgheim zugeschlagen worden waren. So fiel die Entscheidung für Burgheim, zunächst im Ablaßmeier-Haus in der Illdorfer Straße. Zwei Jahre später bauten die Schlüters ihr eigenes Haus in der Schwalbenstraße. Inzwischen wohnen sie in ihrem Haus „Am Schäferacker“mit einem herrlichen Ausblick auf die Felder auf den Ausläufern der „Aindlinger Terrasse.“Die Malerin Sigrid Schlüter ist ganz begeistert, dass sie hier die vier Jahreszeiten richtig erleben kann und Motive für ihre Bilder findet. Die findet sie auch auf der griechischen Insel Samos, die zum festen Urlaubsdomizil der „Goldenen Hochzeiter“geworden ist.