Neuburger Rundschau

Der richtige Umgang mit Wespen

Warum die Feuerwehr meist keine Nester entfernt und wie man sich schützen kann

- VON PHILIPP WEHRMANN

Donau Ries Noch ist Wespenzeit. Die kräftigen Regenfälle der vergangene­n Wochen dürften die Verbreitun­g der unbeliebte­n Verwandten der Biene in Grenzen halten. Trotzdem nisten sich die Tiere gerne in der Nähe von Menschen ein, zumindest die zwei häufigsten Arten unter ihnen.

Elf Arten der Unterfamil­ie Echte Wespe leben in Deutschlan­d. Die gängigsten Vertreter sind die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Der Mensch kommt fast ausschließ­lich mit ihnen in Konflikt. Hin und wieder mischen sich auch Hornissen unters Volk, die zur selben Unterfamil­ie gehören. Liegt keine Allergie gegen Wespenstic­he vor, können sich die meisten Menschen mit den Tieren arrangiere­n. Unangenehm wird es trotzdem, wenn ein Wespenstaa­t sich im eigenen Garten niederläss­t, zumal auch die beiden stark verbreitet­en Arten zunächst einmal unter Naturschut­z stehen.

Gängig ist die Annahme, dass die Feuerwehr in solchen Fällen helfen muss. Der Nördlinger Stadtbrand­inspektor Georg Schabert erklärt aber, dass die Wehren im Normalfall keine Wespennest­er entfernen dürften – man wolle Privatunte­rnehmern wie Kammerjäge­rn nämlich keine Konkurrenz machen. Anders sei das aber, wenn „Gefahr im Verzug“herrsche, sagt Schabert. Erst voriges Jahr sei im Ries ein Wespennest an einem Kindergart­en durch die Feuerwehr entfernt worden. Es gebe immer wieder Anfragen von Bürgern, die Probleme mit einem Wespennest auf dem Grundstück haben – die leite man dann häufig an hiesige Imker weiter. „Die haben schließlic­h viel Erfahrung mit solchen Tieren“, sagt Schabert.

Dr. Hermann-Josef Scherrers, Facharzt für Allgemeinm­edizin und Notarzt aus Nördlingen, warnt: Wespenstic­he dürfe man nicht unterschät­zen. Für die meisten Menschen seien sie zwar ungefährli­ch, selbst bei einem Stich in der Mundpartie. Bei einer Allergie sei ein Stich aber tückisch. Scherrers erinnert sich an einen seiner Notarztein­sätze im Freibad. Damals trank eine Frau ein zuckerhalt­iges Getränk, das die Wespen anlockt. Beim Trinken stach sie ein Tier im Mund. Zunächst schien alles harmlos – glückliche­rweise habe der Schwimmmei­ster vorsichtsh­alber einen Arzt gerufen. Die Patientin habe einen allergisch­en Schock gehabt und sich an nichts erinnert, habe aber rechtzeiti­g ins Krankenhau­s gebracht und behandelt werden können, erzählt Scherrers. Vor 25 Jahren habe er sogar einen Todesfall durch einen Wespenstic­h erlebt. „Man kann nicht bei jedem Wespenstic­h den Notarzt rufen“, sagt Scherrers. Wenn Betroffene aber Kreislaufp­robleme, beispielsw­eise in Form von Schwindel oder Atemschwie­rigkeiten bekommen, sei ein Notruf gerechtfer­tigt. Unter Tausend seiner Patienten leiden etwa zwei an einer Allergie gegen Wespenstic­he, schätzt Scherrers. Die sei aber mit einer sogenannte­n Desensibil­isierung „gut und in aller Regel dauerhaft“zu behandeln.

Der Naturschut­zbund Deutschlan­d (NABU) empfiehlt, Speisen und Getränke im Freien abzudecken. Heftige Bewegungen sollte man in Gegenwart der Tiere meiden – ebenso sei es nicht ratsam, die Tiere wegzupuste­n. Es sei ratsam, Getränke mit einem Strohhalm zu trinken. Außerdem könne man die Tiere ablenken, um sie vom Frühstücks­tisch fernzuhalt­en. Am besten eigneten sich dafür überreife Weintraube­n, so der NABU. Sie sollten einige Meter entfernt abgestellt werden. Nicht empfehlens­wert seien unverdünnt­e Marmelade oder gar Honig. Der mache die Wespen eher aggressiv.

Sollte die Wespe doch zustechen, ließe sich dem NABU zufolge mit einem einfachen Hausmittel Linderung erreichen, sofern keine Allergie vorliegt. Eine Zwiebel halbieren, auf den Stich legen und anschließe­nd drücken. Die ätherische­n Öle und die Verdunstun­gskälte sollen dann den Schmerz und die Schwellung lindern.

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Foto: Andreas Lode Oftmals kein nettes Tier chen: die Wespe.

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