Der richtige Umgang mit Wespen
Warum die Feuerwehr meist keine Nester entfernt und wie man sich schützen kann
Donau Ries Noch ist Wespenzeit. Die kräftigen Regenfälle der vergangenen Wochen dürften die Verbreitung der unbeliebten Verwandten der Biene in Grenzen halten. Trotzdem nisten sich die Tiere gerne in der Nähe von Menschen ein, zumindest die zwei häufigsten Arten unter ihnen.
Elf Arten der Unterfamilie Echte Wespe leben in Deutschland. Die gängigsten Vertreter sind die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Der Mensch kommt fast ausschließlich mit ihnen in Konflikt. Hin und wieder mischen sich auch Hornissen unters Volk, die zur selben Unterfamilie gehören. Liegt keine Allergie gegen Wespenstiche vor, können sich die meisten Menschen mit den Tieren arrangieren. Unangenehm wird es trotzdem, wenn ein Wespenstaat sich im eigenen Garten niederlässt, zumal auch die beiden stark verbreiteten Arten zunächst einmal unter Naturschutz stehen.
Gängig ist die Annahme, dass die Feuerwehr in solchen Fällen helfen muss. Der Nördlinger Stadtbrandinspektor Georg Schabert erklärt aber, dass die Wehren im Normalfall keine Wespennester entfernen dürften – man wolle Privatunternehmern wie Kammerjägern nämlich keine Konkurrenz machen. Anders sei das aber, wenn „Gefahr im Verzug“herrsche, sagt Schabert. Erst voriges Jahr sei im Ries ein Wespennest an einem Kindergarten durch die Feuerwehr entfernt worden. Es gebe immer wieder Anfragen von Bürgern, die Probleme mit einem Wespennest auf dem Grundstück haben – die leite man dann häufig an hiesige Imker weiter. „Die haben schließlich viel Erfahrung mit solchen Tieren“, sagt Schabert.
Dr. Hermann-Josef Scherrers, Facharzt für Allgemeinmedizin und Notarzt aus Nördlingen, warnt: Wespenstiche dürfe man nicht unterschätzen. Für die meisten Menschen seien sie zwar ungefährlich, selbst bei einem Stich in der Mundpartie. Bei einer Allergie sei ein Stich aber tückisch. Scherrers erinnert sich an einen seiner Notarzteinsätze im Freibad. Damals trank eine Frau ein zuckerhaltiges Getränk, das die Wespen anlockt. Beim Trinken stach sie ein Tier im Mund. Zunächst schien alles harmlos – glücklicherweise habe der Schwimmmeister vorsichtshalber einen Arzt gerufen. Die Patientin habe einen allergischen Schock gehabt und sich an nichts erinnert, habe aber rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht und behandelt werden können, erzählt Scherrers. Vor 25 Jahren habe er sogar einen Todesfall durch einen Wespenstich erlebt. „Man kann nicht bei jedem Wespenstich den Notarzt rufen“, sagt Scherrers. Wenn Betroffene aber Kreislaufprobleme, beispielsweise in Form von Schwindel oder Atemschwierigkeiten bekommen, sei ein Notruf gerechtfertigt. Unter Tausend seiner Patienten leiden etwa zwei an einer Allergie gegen Wespenstiche, schätzt Scherrers. Die sei aber mit einer sogenannten Desensibilisierung „gut und in aller Regel dauerhaft“zu behandeln.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt, Speisen und Getränke im Freien abzudecken. Heftige Bewegungen sollte man in Gegenwart der Tiere meiden – ebenso sei es nicht ratsam, die Tiere wegzupusten. Es sei ratsam, Getränke mit einem Strohhalm zu trinken. Außerdem könne man die Tiere ablenken, um sie vom Frühstückstisch fernzuhalten. Am besten eigneten sich dafür überreife Weintrauben, so der NABU. Sie sollten einige Meter entfernt abgestellt werden. Nicht empfehlenswert seien unverdünnte Marmelade oder gar Honig. Der mache die Wespen eher aggressiv.
Sollte die Wespe doch zustechen, ließe sich dem NABU zufolge mit einem einfachen Hausmittel Linderung erreichen, sofern keine Allergie vorliegt. Eine Zwiebel halbieren, auf den Stich legen und anschließend drücken. Die ätherischen Öle und die Verdunstungskälte sollen dann den Schmerz und die Schwellung lindern.