Lebendige Geschichte(n) auf Schritt und Tritt
Heimatpfleger Dr. Manfred Veit ließ beim Tag des offenen Denkmals Steppergs Vergangenheit wieder aufleben. Was er seinen Begleitern so alles mit auf den Weg gab, waren weit mehr als reine Daten und Zahlen
Rennertshofen Stepperg Auf Schritt und Tritt begegnete 40 Geschichtsbegeisterten Steppergs Vergangenheit. Am Sonntagvormittag nahm sie Heimatpfleger Dr. Manfred Veit mit auf seine Reise in die Geschichte von Stepperg. Dabei erwies sich Veit wieder einmal als großer Kenner unserer Heimat, wartete dank seines unerschöpflich wirkenden Wissens mit Daten und Namen auf, zeigte Zusammenhänge auf und – was das Schönste war – schmückte seine Führung mit zahlreichen Geschichten, Legenden und Anekdoten aus, die Steppergs abwechslungsreiche Geschichte mit Leben erfüllten.
Steine, Bilder, selbst Bäume brachte Veit zum Erzählen. Schon bei der Begrüßung vor der Kirche machte er seine Zuhörer auf die recht unterschiedlichen Stile an der Kirche aufmerksam: Der Turm stammt aus dem Mittelalter, das Kirchenschiff, 1907 von dem Münchener Architekten Gabriel von Seidl erbaut, erinnere ihn mit seinen Jugendstilelementen ein wenig an die Münchener Biergartenarchitektur, wie sie auch beim Löwenbräukeller vorzufinden sei. Vorbei ging es am Schloss, mit einem Blick in den prächtigen stilvollen Englischen Garten und einer kurzen Zeitreise in Steppergs Brauereigeschichte. Veit ließ die Flößer vor den Augen seiner Zuhörer wieder auferstehen und die aus Solnhofen herangekarrten Kalkschieferplatten bei den Hütten des Donauhafens sorgfältig auf die Flöße laden, damit sie sicher ihre Reise bis nach Budapest antreten können.
Die uralten Linden auf dem Weg zum Antoniberg erzählten, dass sie 1752 gepflanzt, aber immer wieder von Kindern abgerupft wurden, sodass der Hofmarksherr deren Eltern das dunkle Gefängnis bei „Wasser und Brot“androhte und sie mahnte, auf ihre „Fratzen“besser aufzupassen. Auf der Antoniberghöhe konnte man bei der vom Kulturhistorischen Verein errichteten Installation einen Blick durch das „Fenster in die Vergangenheit“auf die alte Römerbrücke werfen. Besonders intensiv widmete sich Veit der Antonibergkapelle und der Gruft. Johann Dominikus Freiherr von Servi hatte um 1676 die Antoniuskapelle auf der Anhöhe oberhalb der Usselmündung zum Dank für die glückliche Heimkehr seiner 1674/75 durchgeführten Reise nach Wien bauen lassen. Johann Leitkrath schmückte sie mit Szenen und Legenden aus dem Leben des heiligen Antonius von Padua aus. Das große Deckengemälde zeigt, welchen Segen der Heilige für die Gläubigen durch seine Fürsprache bei Gott erwirken kann: Ein Engel mit einer Lilie in der Hand steht als Sinnbild für die Kirche in der Mitte. Eine Putte schüttet Trauben als Symbol der Eucharistie über die Bedrängten, Kranken, Notleidenden, über Kinder, Gefangene, Schiffbrüchige, Aussätzige und vom Teufel Besessene, aber auch über die Tiere. Die vier Medaillons in den Ecken der Kapelle berichten recht anschaulich über vier Wunder des heiligen Antonius von Padua: die Fischpredigt, das Wunder des abgehackten und wieder angefügten Fußes, das Herz des Wucherers und der Maulesel, der sich vor der Hostie verneigt. Neben der Antoniuskapelle stand noch ein Eremitorium, das gebaut wurde, weil der Bischof das Kirchlein dort oben in der Einöde nicht weihen wollte. Die Grundmauern davon kann man heute noch östlich der Antoniuskapelle sehen. Wie es einmal ausgesehen hat, zeigt das Deckengemälde. An die Antoniuskapelle ließ Freiherr Josef Sebastian von Staader 1790/92 die Annakapelle im rechten Winkel dazu anbauen. Zugemauerte Öffnungen an den beiden Kapellen weisen darauf hin, dass bei Wallfahrten auch Tiere durch die Kirche geführt wurden, um den Segen zu empfangen.
Nach dem Besuch der Antoniuskapelle ging es zur neugotischen Gruft. Sie wurde 1852 als Ruhestätte für die 1848 verstorbene Kurfürstin Maria Leopoldine, einer Enkelin von Maria Theresia, errichtet und dient auch als Grabstätte für Angehörige der Familien von Arco und von Moy. Als Prinzessin und Herzogin von Österreich kam Maria Leopoldine zur Welt und wurde als 17-Jährige mit dem Kurfürsten Karl Theodor von Bayern vermählt. Die Hochzeit fand 1795 in Innsbruck statt und wurde vor Zeugen, das heißt vor am Ehebett stehenden Notaren, vollzogen, erzählte Veit über die für uns heute befremdlichen Sitten. Auch die Münchener hießen diese Ehe des nicht so beliebten Karl Theodor wohl nicht gut und spotteten: „Was schickt der Herr und Heiland aus dem fernen Mailand? Eine wunderschöne Frau für unsre fette Sau.“Maria Leopoldine wurde zur Retterin von Bayern, weil sie dem österreichischen Abgesandten den Zutritt zum Sterbezimmer des Kurfürsten verweigerte. Er hatte die fertigen Verträge über die angestrebte Abtretung Bayerns an Österreich schon in der Tasche. Es fehlte nur noch die Unterschrift Karl Theodors. Denkmaltag Kurze Berichte über die Pfarrkirche in Burgheim und Sinning finden Sie auf »