Gute alte Kreidetafel?
Gespräch Whiteboards ersetzen vermehrt die Wandtafeln in den Schulen. Die K!ar.Text-Redaktion diskutiert darüber
Pro: Nostalgie pur
Was haben sich Generationen von Schülern nicht abgemüht, die Kreidetafel sauber zu halten. Wenn man ehrlich ist, spricht tatsächlich nicht viel Positives für die gute alte Tafel: Der Schwamm sieht meistens aus, als hätte er bereits in den Nachkriegsjahren gedient. Die Böden in den Klassenzimmern sind nicht selten aufgequollen, die Finger weiß von der Kreide und wer kennt nicht das schrille Quietschen. Da platzt einem schier das Trommelfell. Der Tafeldienst: die Höchststrafe für jeden Schüler! (Außer für die Schleimbolzen. Pluspunkte beim Lehrer durchs Tafelwischen? Wer es glaubt .... ).
Ist die Tafel also überholt? Ein Relikt aus den Nachkriegsjahren, das nicht gerade in wenigen Schulen noch sein Dasein fristet? Die Neuzeit hat sie aber verpasst und irgendwann findet sie sich zwangsläufig auf einem Sperrmüllhaufen wieder, ein allerletztes Mal röchelnd? Das darf nicht geschehen.
Das grüne alte Ding ist doch so viel mehr als Gequietsche oder der Tod eines jeden Parkettbodens. Es ist Nostalgie pur. Es sind Kindheitserinnerungen. Der Geruch, der einem nach dem Auswringen eines solchen Schwamms in die Nase gestiegen ist. Wahrlich eklig, doch das gehörte dazu. Es sind aber auch die Stunden, in denen ein jeder Schüler hoffte, bei Vokabelabfragen bloß nicht an die Tafel zu müssen. Umklapptafeln bieten im Gegensatz zu einem Whiteboard eben viel Platz. Und nicht zu vergessen: die Referate. Schüler kritzeln gerne mäßig übersichtliche Bilder auf die Tafel. Denn: Lehrer finden es schließlich super, wenn ihre Schützlinge auf verschiedene Medien zugreifen.
Nun denken sich sicher Kritiker: Sie argumentiert mit der guten alten Zeit? Das zählt doch nicht! Für diejenigen sei ein stichhaltiges Argument genannt. So günstig wie Kreide ist kaum ein anderes Schreibgerät. Auch in der Anschaffung ist eine Tafel nicht so teuer wie ein Whiteboard. Und Kindheitserinnerungen sind unbezahlbar!
Kontra: Aus der Zeit gefallen
Genug mit Kindheitserinnerungen! Hier kommen ein paar Fakten. Weiße Finger und ein armer Schüler, der mit einem stinkenden, nassen Schwamm die Tafel putzen muss. Kreidestaub belastet die ohnehin schlechte Luft im Klassenzimmer. Und wenn der Lehrer Bilder, Grafiken oder Diagramme zeigen möchte, dann benötigt er einen Beamer oder den guten alten Overhead-Projektor und eine zusätzliche Wand als Projektionsfläche. Muss das alles sein? Die großen grünen Tafeln unserer Schulen haben doch wenig mit der modernisierten Welt zu tun. Sie sind längst überholt. Eine Alternative steht bereit: das Whiteboard.
Das Whiteboard hat eine glatte Oberfläche aus Kunststoff oder aus emailliertem Metallblech. Mit einem trockenen Schwamm lassen sich Beschriftungen darauf rückstandslos entfernen. Statt mit Kreide wird mit speziellen, filzähnlichen Stiften geschrieben, sogenannten Boardmarkern. Diese strahlen auf dem weißen Hintergrund mit kräftigen Farben. Auf Kreidetafeln sind Farben meist matt. Aus größerer Distanz wird das Geschriebene leichter erkennbar. Whiteboards spiegeln zudem nicht so sehr wie der Vorgänger.
Die Reinigung ist schnell und einfach: Einmal mit dem Trockenschwamm darüber fahren und fertig. Der Lehrer putzt selbst, kein Tafeldienst, keine Feuchtigkeit, kein Wasser. Die Finger bleiben sauber, die Luft des Klassenzimmers ebenfalls. Zudem lassen sich Whiteboards digital erweitern und ergänzen. Die richtigen Modelle fungieren auch als Projektionsfläche oder können digital interaktiv genutzt werden. Tafelbilder lassen sich speichern, Grafiken können eingefügt werden. Wenn der Platz einmal knapp wird, dann schiebt man das geschriebene einfach über den Rand der Tafel hinaus und damit zeitweise aus dem Bild. Eine sauberere Alternative eben, die sicherlich neue Kindheitserinnerungen nach sich ziehen wird.