Zwangspause für das Stadtmuseum
Im Stadtmuseum herrscht Personalnotstand. Der Historische Verein kann das Haus deshalb parallel zur großen Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“nicht geöffnet halten. Die Schließung sorgt für Uneinigkeit
Neuburg Es ist ein unscheinbarer weißer Zettel, der seit einigen Tagen neben der Tür des Neuburger Stadtmuseums hängt. „Das Stadtmuseum ist aus personellen Gründen bis 31.12.2017 geschlossen!“heißt es auf dem laminierten Blatt Papier. Diese Nachricht hat so manchen überrascht und auch geschockt. Die ersten Mitglieder des Historischen Vereins Neuburg, der Träger des Stadtmuseums ist, sind bereits ausgetreten. Unabhängig davon wird für Vereinsvorsitzenden Roland Thiele nach einem Nachfolger gesucht. Er wird nächstes Jahr – im Januar stehen Neuwahlen an – aus Altersgründen nicht mehr für dieses Amt kandidieren.
„Ich war entsetzt!“, sagt Barbara Höglmeier über die Schließung des Museums. Höglmeier hat maßgeblich an der Neueröffnung des Stadtmuseums 2005 – davor war es fast 20 Jahre lang geschlossen – mitgearbeitet und die Einrichtung bis 2012 geleitet. „In dieses Museum sind so viele Ideen, Arbeit und Geld geflossen.“Mehr als vier Millionen Euro hat die Stadt einst in die Sanierung des Gebäudes investiert, fast 350 000 in die Einrichtung des Museums. Auch der historische Verein hat damals 30000 Euro beigesteuert und zusätzlich ein Darlehen von 200 000 Euro aufgenommen. Laut Stadtkämmerei fließen jährlich 180000 bis 200000 Euro in den laufenden Unterhalt – inklusive Personalkosten.
Nun ist das Gebäude zu. Schon seit längerem war es sporadisch geschlossen, Touristen standen immer wieder ahnungslos und verärgert vor verschlossener Tür. Eine Kündigung, Urlaube, Überstunden und Krankheitsfälle, die parallel zur Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“nicht kompensiert werden können, seien die Gründe für diesen Schritt, erklärt Museumsleiter Michael Teichmann. „Wir haben keine Möglichkeit gesehen, das Museum nur mit ehrenamtlichen Mitarbeitern offen zu halten“, so Teichmann. Ob das Weveldhaus heuer noch einmal geöffnet werden könne, sei fraglich, es würden aber „Verhandlungen geführt“. Bliebe das Museum bis Ende des Jahres geschlossen, würde es erst im April wieder aufmachen, da es von Januar bis März stets zu ist, um eine neue Sonderausstellung einzurichten.
„Wenn ein Museum so lange geschlossen ist, wird es schwierig, wieder Besucher ins Haus zu bringen. Auch die Kooperation mit den Schulen reißt ab“, schildert die Problematik. Ihrer Ansicht nach hätte es durchaus andere Lösungen gegeben, hätte man sich früher überlegt, was es für Konsequenzen habe, wenn man einen Museumskurator so lange für eine Sonderausstellung abziehe. Man hätte das Haus zum Beispiel in „Fürstenmacht und wahrer Glaube“integrieren oder zumindest die Bierausstellung weiter laufenlassen können, meint die ehemalige Museumsleiterin.
Als Reaktion auf die Schließung des Stadtmuseums tritt die Neuburgerin nach langjähriger Mitgliedschaft aus dem historischen Verein aus. „Ich habe den Brief schweren Herzens fertiggemacht. Aber diese Entscheidung kann ich nicht mittragen.“Nach Informationen unserer Zeitung ist noch ein weiteres langjähriges Mitglied, dessen Namen nicht genannt werden darf, bereits ausgetreten – unter anderem wegen der Schließung des Museums und der mangelnden Kommunikation inner- halb des Vereins in den vergangenen ein bis zwei Jahren.
Nicht nur Höglmeier wurde von der Nachricht auf dem Blatt Papier überrascht. Auch einige Stadträte fühlen sich vor den Kopf gestoßen – darunter Kulturreferent Markus Haninger und die Kulturausschussmitglieder Josef Götzenberger und Gerhard Steiner. Die Drei sitzen nicht nur im Stadtrat, sondern sind außerdem Mitglieder eines Kuratoriums, das dem Historischen Verein in Sachen Stadtmuseum unterstützend zur Seite steht und in der Vergangenheit in wichtige Entscheidungen miteinbezogen wurde. Sie wussten von nichts, sagen alle Drei auf Nachfrage der Neuburger Rundschau. „Es wäre schön gewesen, wenn wir informiert worden wären“, findet Haninger. „Es wäre verpflichtend gewesen“, meint Steiner.
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, der sich dafür einsetzen will, dass das Stadtmuseum im November nach Ausstellungsende wieHöglmeier der geöffnet wird, sagt zur Schließung: „Erfreut bin ich nicht darüber. Aber es ist kein Beinbruch.“Dass das Stadtmuseum in diesem Jahr leide, müsse in Kauf genommen werden. Man sei sich einig gewesen, dass die Tätigkeiten im Museum heuer nicht wie gewohnt weitergeführt werden könnten, sondern auf ein Minimum zurückgefahren werden müssten. Das schon, stimmt Haninger zu, von einer Schließung sei aber nie die Rede gewesen. „Das kann so nicht sein. Darüber müssen wir reden!“
Auch im Ausschuss des Historischen Vereins scheint es derzeit hoch her zugehen. Was die Schließung des Museums und die dortige Personalsituation angehe, gebe es durchaus unterschiedliche Meinungen, berichtet Hans-Günter Huniar. In den Sitzungen werde kontrovers diskutiert, gibt er zu. Ex-Oberbürgermeister und Ehrenbürger Huniar ist nicht nur Vorstandsmitglied des Vereins, er ist auch Gmehlings Wunschkandidat als Thieles Nachfolger. Es hat bereits ein Treffen zwischen OB, Thiele und Huniar gegeben. „Wir hatten ein gutes Gespräch“, sagt Huniar. Dennoch müsse er gründlich über die Entscheidung nachdenken. Huniar möchte in Zukunft seine Zeit eigentlich mehr seiner Familie widmen, erklärt er. Außerdem findet der 68-Jährige: „Das soll ein Jüngerer machen.“Der Verein bräuchte in der aktuellen Situation jemanden, der sich dieser Aufgabe mit voller Kraft und längerfristig widmen könne.
Vereinsvorsitzender Thiele selbst will sich weder zu möglichen Nachfolge-Kandidaten noch zur Schließung des Stadtmuseums oder zu den Vereinsaustritten äußern. Stattdessen verweist er auf die Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“, die die Stadt und der Historische Verein derzeit im Schloss präsentieren und die ja schließlich ein Projekt des Stadtmuseums sei, und auf sein großes ehrenamtliches Engagement in dieser Sache.