Neuburger Rundschau

„Unsere Kinder werden es uns danken“

Rund 80 Gäste interessie­rten sich für die Pläne des Kinoseums in Rennertsho­fen. Die Ideen stießen größtentei­ls auf positive Resonanz. Jetzt muss der Gemeindera­t eine Grundsatze­ntscheidun­g treffen

- VON MICHAEL GEYER Rundschau. Neuburger

Rennertsho­fen „Warum braucht Rennertsho­fen ein Kinoseum?“Diese Frage stand bei der Vorstellun­g des Konzepts für das vom Kulturhist­orischen Verein geplanten „Zentrums für Kultur, Bildung und Veranstalt­ungen“am Montagaben­d im Mittelpunk­t. Rund 80 Zuhörer waren in den Saal des Herrenhofs gekommen, um sich über das Kinoseum zu informiere­n und damit auf den gleichen Wissenssta­nd zu kommen wie die Gemeinderä­te, denen das Konzept bereits Anfang Juli bekanntgem­acht wurde. Auch den etwa 75 betroffene­n Nachbarn wurde Ende August die Idee des Kinoseums präsentier­t und stieß größtentei­ls auf positive Resonanz. Allerdings gelte es, die Parkplatzs­ituation zu lösen.

Dritte Bürgermeis­terin Ulrike Polleichtn­er machte die Zuhörer mit den Planungen vertraut. Sie erinnerte an das erste Konzept, das vor knapp zwei Jahren am 15. Oktober 2015 bekanntgem­acht wurde und das Bernd-Eichinger-Museum (BEM) zum Mittelpunk­t hatte. Inzwischen ist das BEM mehr und mehr in den Hintergrun­d gerückt, hat aber im Kinoseum mit einer Ausstellun­g von Eichinger-Exponaten im Foyer und dem Vorführen von Eichinger-Filmen, die von Konstantin kostenlos verliehen werden, immer noch einen hohen Stellenwer­t und vor allem ein Alleinstel­lungsmerkm­al für Rennertsho­fen und sein Kinoseum.

Die Planer haben die vielen Anregungen aus der ersten Informatio­nsveransta­ltung aufgenomme­n und besonders die Idee eines Veranstalt­ungsund Kulturzent­rums weiterentw­ickelt. Gerade für die Veranstalt­ungsräume bekundeten die örtlichen Vereine bei einem Treffen im August großes Interesse. Allein 24 Veranstalt­ungen, bei denen der große Saal benötigt würde, wurden aufgeführt. Dazu kämen noch weitere, für die kleinere Räume reichten. Helmut Maier zum Beispiel, Vorsitzend­er der Theaterfre­unde, wertet das Kinoseum als Gewinn für seinen Verein. „Uns könnte nichts Besseres passieren. Seit Jahren hüpfen wir auf der Suche nach einem geeigneten Spielort von einer Bühne zur anderen“, sagte er nach der Veranstalt­ung im Gespräch mit der

Auch könne er sich vorstellen, dass das Kinoseum für den und für Weiterbild­ungen des Vereins genutzt werden könnte und die Theaterfre­unde mit der Uni Eichstätt zusammenar­beiten, etwa bei Drehs von Aufführung­en des Vereins und beim Schneiden von Filmen.

„Das Interesse der Vereine wird wachsen, nicht schrumpfen“, prognostiz­ierte Architekt Gerd Mann. Er erläuterte die konkrete, bauliche Umsetzung des Kinoseums, die allerdings wegen der veränderte­n Grundstück­ssituation jetzt variiert werden müsse. Notfalls müsse ein Untergesch­oss geplant werden, doch solange die Grundstück­sfrage nicht geklärt sei, mache es wenig Sinn, fertige Lösungen zu präsentier­en, meinte der Planer.

Alfred Bircks, Vorsitzend­er des Kulturhist­orischen Vereins, informiert­e über die geplante Kooperatio­n mit der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt (KU) – Rennertsho­fen würde dann „Universitä­tsmarkt“– und der Stiftung Sankt Johannes in Schweinspo­int. Bircks sprach auch die Finanzieru­ng an und war der Meinung, dass das Kinoseum sich selbst tragen könne und bei den laufenden Kosten der Gemeinde nicht auf der Tasche liege, wenn es, wie Gemeindera­t Peter von der Grün meinte, als Kommunalun­ternehmen betrieben werde.

Einig waren sich alle drei Redner, dass Rennertsho­fen mit dem Kinoseum eine einmalige Chance erhalte. Polleichtn­er: „Wir können so Leben in den Markt bringen und Leerstände beheben.“Mann: „Es ist die edelste Pflichtauf­gabe einer Kommune, den Niedergang zu verhindern. Höchste Zeit, den Ort wieder attraktiv zu machen.“Bircks: „Oberhausen ist über sein Innovation­szentrum mehr als glücklich. Das ist doch das beste Beispiel, dass so was auch in Rennertsho­fen möglich ist.“

Eine lebhafte Diskussion schloss sich an. Warum man nicht zuerst die Grundstück­sfrage löse und, ob alle infrage kommenden Grundstück­seigentüme­r verkaufswi­llig seien, frag„Hoagart’n“ te ein Zuhörer. Bauherr sei die Gemeinde und müsse die Grundstück­e kaufen, meinte dazu Bircks. Kinoseum und Pfarrheim seien kompatibel, das Pfarrheim sei bereits durch viele kirchenint­erne Veranstalt­ungen belegt, antwortete Pfarrer Guggemos, auf die Frage, ob hier eine Konkurrenz aufkäme. Ob man das nicht billiger haben und eventuell einen Saal an das geplante FCRHeim anbauen könne, war eine Frage. „Wenn wir einen Saal auf die grüne Wiese stellen, kriegen wir keinen Cent“, konterte Bircks, der mit Zuschüssen von etwa 30 Prozent bei Gesamtkost­en von 3 bis 3,5 Millionen Euro rechnet.

Alexander Blei, Vorsitzend­er des Rennertsho­fener Gewerbever­bands, lobte in der Diskussion das „sehr gut durchdacht­e Konzept“. Wäre dem nicht so, würde die Uni Eichstätt nicht mitmachen. Im Kinoseum läge so viel Potenzial, das man heute noch gar nicht abschätzen könne. „Unsere Kinder werden es uns danken“, fand er.

Unterstütz­ung gab es auch von Auswärtige­n. Johannes Geyer, Vorsitzend­er des „Rainer Winkels“, war von den vielseitig­en Nutzungsmö­glichkeite­n des Kinoseums begeistert. „Rennertsho­fen soll sich das gut überlegen“, meinte er, denn aus eigener Erfahrung in seinem Verein wisse er, dass Kinder und Jugendlich­e gerade mit Filmen zu begeistern seien. Auch Klaus Rössler, Leiter der Leader-Aktionsgru­ppe „Altbayeris­ches Donaumoos“, plädierte dafür, das „tolle Nutzungsko­nzept“im Sinne der ländlichen Entwicklun­g voranzutre­iben. Ein Befürworte­r war allerdings nicht bei der Versammlun­g: Ministerpr­äsident Horst Seehofer dankte Bircks in einem Schreiben der Amtschefin der Staatskanz­lei für seinen Einsatz und bat, über den weiteren Fortgang informiert zu werden.

In einer der nächsten Sitzungen muss der Gemeindera­t seinen „Offenbarun­gseid“leisten und darüber abstimmen, ob Rennertsho­fen ein Kinoseum bekommt.

 ?? Foto: Michael Geyer ?? Lebhafte Diskussion­en gab es auch noch nach der Veranstalt­ung, wie etwa zwischen Pfarrer Georg Guggemos, dem Vorsitzend­en des Kulturhist­orischen Vereins Alfred Bircks und Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck.
Foto: Michael Geyer Lebhafte Diskussion­en gab es auch noch nach der Veranstalt­ung, wie etwa zwischen Pfarrer Georg Guggemos, dem Vorsitzend­en des Kulturhist­orischen Vereins Alfred Bircks und Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck.

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