Wege aus dem Stau
Audi-Mitarbeiter überlegen, wie man dem Verkehrsinfarkt in Ingolstadt begegnen könnte. Welche Idee am meisten begeistert
Ingolstadt Am Montagnachmittag wäre so mancher Autofahrer in Ingolstadt sicherlich gerne mit Hilfe einer visionären Seilbahn in den Himmel über der Stadt entschwebt und damit dem Verkehrschaos entgangen, das wegen eines liegengebliebenen Lastwagens entstanden war. Aber auch ohne Pannen und Unfälle zerren die Staus an den Nerven der Verkehrsteilnehmer.
Am Dienstag wurde beim „World Café“, einem Mitarbeiter-Workshop des Audi Betriebsrats, zusammen mit dem Leiter der IG Metall Vertrauenskörperschaft, Jörg Schlagbauer, die Verkehrssituation in Ingolstadt diskutiert. Dabei erarbeitete man Ideen, die die Verkehrssituation in der Region verbessern könnten.
Die Seilbahn, eine Vision von THI-Studenten, liegt allerdings in weiter Ferne. Zusammen mit ihrem Professor Harry Wagner hatten drei Studenten das Konzept eines Personentransports über den Dächern von Ingolstadt als Anregung vorgestellt. Animiert von dieser kreativen Idee warteten die Audi-Mitarbeiter mit Vorschlägen auf, die schneller umsetzbar wären und dem Verkehrsfluss ohne große Investitionen auf die Sprünge helfen könnten. Fahrgemeinschaften etwa sollten gefördert werden. Damit sich diese leichter finden und zusammenstellen lassen, sollte man eine Smartphone-App nutzen können, so die Meinung der rund 120 beteiligten Audianer. Durch Vergünstigungen, wie beispielsweise nähere und reservierte Parkplätze, könnten zudem Fahrgemeinschaften unterstützt werden.
Aber auch die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs könnte man steigern, so die einhellige Meinung. Etwa durch eine kürzere Taktung der Busse. Und wer mit dem Rad zur Arbeit fährt, sollte die Möglichkeit haben, sich dort duschen und umziehen zu können. Jörg Schlagbauer will die Ideen nutzen. „Wir nehmen sie mit und bringen sie in verschiedenen Gremien ein.“Projekte wie der bereits beschlossene Bahnhalt im AudiWerk oder der „Ringschluss“zeigten, dass sich der gemeinschaftliche Einsatz lohne. Mit solchen Ideen könnte auch anderen Ballungszentren geholfen werden.
Und die Seilbahn könnte trotzdem Realität werden. Gebraucht würde sie allemal. Die Finanzierung haben die Studenten auch gleich durchgerechnet. Ergebnis: Schlägt ein Kilometer U-Bahn mit 100 bis 250 Millionen Euro zu Buche, kostet ein Kilometer Seilbahn etwa acht Millionen Euro. Bis zu 50 Prozent der Ausgaben könnten gefördert werden. Und nach neun Jahren sollte sich die Investition amortisiert haben. Eine Vision, die Pendler, Touristen und Innenstadtbesucher gleichermaßen anspricht, wie eine Umfrage der Studenten ergeben hat.