Für ein schöneres Neuburg
„So, dann pack ma’s!“Der Mann, der neulich am Grantlerstein auftauchte, kam recht seltsam daher: Gelbe Gummistiefel, blaue Arbeitshose, weiße, wasserdichte Latzschürze und blaue Schutzhandschuhe. Vor sich hatte er einen Eimer stehen, in den er nun eine Putzbürste tauchte. Dann begann er den Stein zu bearbeiten. Weil das ja nicht so oft – besser gesagt nie – vorkommt, trat ich der Gestalt näher. „Sind Sie von einer Firma und von der Stadt beauftragt worden, den Stein hier zu putzen?“, fragte ich vorsichtig. „Nein, nein. Das mache ich ganz freiwillig“, bekam ich zur Antwort. „Respekt“, sagte ich und war mir noch nicht sicher, wie ich den Mann und seinen geistigen Zustand einordnen sollte. „Und warum machen Sie das?“, bohrte ich weiter.
„Na ja, da gibt es doch diese Gruppe der Stadtverschönerer. Die, die neue Bänke und Abfalleimer aufstellen oder jetzt den Hofgarten wirklich schön herrichten lassen. Und denen will ich mich tatkräftig anschließen“, erklärte er. „Vor allem aber ist es eine Protestaktion!“, ließ der Mann dann raus. Denn auch wenn es dringend notwendig wäre, würde sich nach den hoffnungsvollen Anfängen in Wein-, Blumenstraße und am Oswaldplatz ja wohl nicht mehr viel zum Schönen verändern in der Innenstadt. „Ja, wie kommen Sie denn darauf“, fragte ich erstaunt. „Lesen Sie denn keine Zeitung“, fragte mich der Mann. Jeder würde ja wissen, wie knickert unser Oberbürgermeister sei, „aber jetzt hat er für alles, was Geld kostet und ihm nicht in den Kram passt, natürlich eine super Ausrede“, sagte das Putzmännchen.
Er schien die Fragezeichen zu erahnen, die gerade in meinem Hirn herumschwirrten. „Na, weil die zweite Donaubrücke über allem steht und für andere Sachen, die er nicht mag, deshalb ganz einfach nix ausgegeben werden darf.“Und das sei schlichtweg eine Sauerei. „Da lässt man den Verhau in der Innenstadt, den Fleckerlteppich auf den Straßen, packt nur halbherzig die Parkplatzsituation an und schiebt alles auf die zweite Donaubrücke. Dabei ist ja noch längst nicht sicher, dass die überhaupt gebaut werden kann. Und zahlen würd’s doch eh zum Großteil der Seehofer, hat er jedenfalls versprochen.“Dabei müsste grad jetzt, wo’s Geld noch einigermaßen billig zu leihen gibt, investiert werden. „Und wenn die Bankleute am Schrannenplatz ihr neues Wohnund Geschäftshaus hinstellen, dann ist das doch die Gelegenheit schlechthin, um was für unsere Innenstadt und die Geschäftsleute zu machen“, meinte der Mann.
„Aber wenigsten mag ich mir nix vorwerfen lassen“, sagte er, tauchte seine Putzbürste wieder in den Eimer und schrubbte weiter. „An mir soll ein schöneres Neuburg jedenfalls nicht scheitern“, meinte er noch...