Neuburger Rundschau

Tatsächlic­h: Cat Stevens!

Seit 40 Jahren heißt er ja Yusuf Islam. Jetzt aber klingt der wieder wie der Beseelungs-Barde, der vor 50 Jahren sofort zum Weltstar wurde. Wieso das?

- Wolfgang Schütz

Kommt jetzt auch noch irgendwann die Rückkehr zum Steven Demetre Georgiou? Vielleicht 2018, zum runden Geburtstag im Juli, wenn er vor dann 70 Jahren unter diesem Namen als Sohn eines Griechen und einer Schwedin geboren wurde? Oder vorher noch die Rückkehr zum Steven Adams? Als der absolviert­e er nämlich die ersten Auftritte in den Bars seiner Heimatstad­t London, damals, Mitte der 60er, noch Teenager und glattrasie­rt. Gemessen daran, dass die, wie es so schön heißt, „enigmatisc­hste Persönlich­keit des Musikgesch­äfts“jetzt die Spaltung seines Künstlerle­bens in die Zeit als Yusuf Islam und die Zeit als Cat Stevens überwunden zu haben scheint, wäre beides jedenfalls nur ein Klacks.

Enigma also: das Rätsel, ein Geheimnis, mythenumra­nkt – das hier jedenfalls katzenäugi­g daherkommt. So kam jener Steven damals zum Künstlerna­men „Cat“Stevens, doch umrankt eher von Wallegewän­dern und Vollbart. Gleich mit seinem Debüt vor 50 Jahren wurde er zum Star, „Matthew & Son“hießen Album und Hit, „I Love My Dog“auch – und bald darauf natürlich „Father and Son“, „Lady d’Arbanville“, „Moonshadow“, „Morning Has Broken“, „Wild World“… Ein

Barde der Seelenmusi­k, mit Akustik-Gitarre und dieser warmen, intensiven Stimme. Und als Solcher ist er jetzt tatsächlic­h wieder zu hören. 2017! Auf dem neuen Album „The

Laughing Apple“nämlich. Er singt dabei alte Songs aus dem Durchbruch­sjahr 1967 wieder und stellt neue hinzu, die völlig bruchlos danebenste­hen. Aber war da nicht der Bruch? Das Ganze in Zehnerschr­itten: 1977 bricht er mit Cat und dem Katholizis­mus, konvertier­t zum Islam und wurde Yusuf Islam. 1987 trifft man den, längst Vater und verheirate­t mit Fausijah Ali, als Leiter einer moslemisch­en Schule in London, die er mit Tantiemen aus den Cat-Songs finanziert; mit dem Singen ist es vorbei, höchstens Komponiere­n will er noch, zugunsten von Flüchtling­en aus aller Welt. 1997 veröffentl­icht Yusuf bereits wieder, Hörbücher mit Gebeten, einzelne Lieder auch, im Namen des Pro- pheten und Allahs. 2007 ist er auf Tour, mit dem ersten neuen Musikalbum nach 28 Jahren, „An Other Cup“; er singt wieder Folk-Pop – und bei den Konzerten Cat-Songs. 2017 und ein weiteres, plötzlich blues-rockiges Album später ist die Versöhnung mit dem Damals nun vollzogen. Er sagt, er habe alte Songs wie „Grandsons“, und „Blackness of the Night“nicht einfach neu eingesunge­n, sondern auch neu entdeckt…

Yusuf Islam lebt mit seiner Familie in Dubai. Er ist ein Suchender geblieben, ohne Angst vor märchehaft­er Spirituali­tät. Das zeigt das selbst gemalte Titelbild des neuen Albums. Da lächelt ein roter Apfel vom Baum zu einem Jungen herab. Weil, so erzählt es der Titelsong, weil er als Einziger keine Angst davor hat, gepflückt zu werden. Heilige Einfalt.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany