Neuburger Rundschau

Worte voller Wut

Donald Trump nutzt seinen ersten Auftritt vor der UN-Generalver­sammlung zu einer historisch­en Drohung gegen Nordkorea. Sein Motto bleibt: „Amerika über alles“

- VON THOMAS SPANG

New York Er habe gesagt, was zu sagen war, klopfte sich der „Amerikaübe­r-Alles“-Präsident nach seiner Rede vor der Generalver­sammlung der Vereinten Nationen im Gespräch mit Reportern selbstzufr­ieden auf die Schulter. Ein Blatt vor den Mund hatte Donald Trump während seiner genau 41-Minuten langen Ausführung­en gewiss nicht genommen. Vor dem Hintergrun­d der grünen Marmorwand, die der US-Präsident nach eigenem Zeugnis nicht ausstehen kann, trug er mit zusammenge­kniffenen Augen Satz für Satz vom Teleprompt­er seine düstere Sicht der Welt vor.

Historisch geriet die Rede an der Stelle, als Trump vor der Vollversam­mlung als erster US-Präsident einer anderen Nation mit der Vernichtun­g drohte. „Keine Nation kann ein Interesse daran haben, zuzusehen, wie sich Nordkorea atomar den verschwind­en müssen“. Trump wählte nicht gerade Worte, die die Repräsenta­nten der 193 Mitglieder der Weltorgani­sation in der Vergangenh­eit von einem US-Präsidente­n gewohnt waren. Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu gehörte zu den wenigen Zuhörern, die zufrieden mit dem Kopf nickten, als der Amerikaner das unter dem Dach der Vereinten Nationen mühsam ausgehande­lte Atomabkomm­en mit dem Iran infrage stellte. Das Abkommen sei „eine Schande“. Trump sprach von einem „der einseitigs­ten Verträge, auf die sich die USA je eingelasse­n haben“. Das letzte Wort dazu sei noch nicht gesprochen. Der Iran benutze seine Öleinnahme­n, Gewalt in Syrien, Jemen und dem Nahen Osten zu verbreiten. Die USA könnten nicht zusehen, wie das Regime unter dem Schutz des Abkommens „an einer Wiederbele­bung seiner Atomwaffen­pläne“arbeite.

„Der Raketenman­n befindet sich auf einer Selbstmord­mission für sich selbst und sein Regime.“

„Wenn die USA gezwungen würden, sich selbst oder ihre Alliierten zu verteidige­n, werden wir keine andere Wahl haben, als Nordkorea total zu zerstören.“

Donald Trump

Der Präsident muss die Einhaltung der Bedingunge­n des Vertrags durch den Iran im Oktober erneut zertifizie­ren. Während die Inspektore­n bisher keine Verstöße festgestel­lt haben, suggeriert Trump, es gebe Anlass, das Abkommen zu kündigen. Damit isolierte er die USA unter den Vertragspa­rteien.

Alleine steht der Präsident übrigens auch mit seiner anhaltende­n Ignoranz beim Klimawande­l da. Während Hurrikan „Maria“in der Karibik Dominica und andere Inselstaat­en in ihrer Existenz bedroht, fand Trump kein Wort der Anteilnahm­e oder Verantwort­ung für die Folgen der Erderwärmu­ng.

Während er die Regierung von Kuba und Venezuela geißelte, warteten die Zuhörer vergeblich auf seine Ideen zum Nahost-Friedenspr­ozess, der Lage in Myanmar oder den russischen Einmischun­gsversuche­n in der Ukraine sowie bei den Wahlen in den USA.

Trump setzt auf eine Weltordnun­g, in der Nationalst­aaten allein nach ihrem eigenen Vorteil streben. „Ich werde immer Amerika über alles setzen“, gelobte der Nationalis­t. „Genau wie Sie als Führer ihrer Länder ihre Länder bevorzugen.“

 ?? Foto: Timothy A. Clary, afp ?? US Präsident Donald Trump bei seiner mit Spannung erwarteten ersten Rede vor der Vollversam­mlung der Vereinten Nationen, bei der er gestern Nordkorea mit „totaler Zerstörung“drohte.
Foto: Timothy A. Clary, afp US Präsident Donald Trump bei seiner mit Spannung erwarteten ersten Rede vor der Vollversam­mlung der Vereinten Nationen, bei der er gestern Nordkorea mit „totaler Zerstörung“drohte.

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