Neuburger Rundschau

Toys’R’Us steht vor Insolvenz

Die Spielzeugk­ette kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Sie ächzt unter dem Druck des Online-Handels

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Wayne/Köln Konkurrenz aus dem Internet und hohe Schulden: Die US-Spielzeugk­ette Toys ’R’ Us kann ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Der Konzern kündigte in der Nacht auf Dienstag Anträge auf Gläubigers­chutz für seine Geschäfte in den USA und Kanada an. Gesellscha­ften in Europa, Asien und Australien seien nicht betroffen, hieß es.

Die Insolvenz des 1948 gegründete­n Unternehme­ns ist das jüngste Beispiel für den Niedergang des klassische­n US-Einzelhand­els. Allein 2017 haben mehr als ein Dutzend US-Ketten Gläubigers­chutz beantragt. Ein Grund ist, dass die Kundschaft ins Netz abwandert, vor allem zum Online-Riesen Amazon. Der Trend könnte die gesamte USWirtscha­ft treffen, da viele Jobs am klassische­n Einzelhand­el hängen.

Toys’R’Us ist schon länger an der Schmerzgre­nze angelangt: Im letzten Geschäftsq­uartal fiel ein Verlust von 164 Millionen Dollar an, seit 2013 gab es keinen Jahresgewi­nn mehr. Der Konzern beschäftig­t insgesamt 64000 Menschen. Er hat 875 Filialen in den Vereinigte­n Staaten, weltweit sind es über 1600, rechnet man den Kinderauss­tatter Babies’R’Us mit, in Deutschlan­d laut Internetse­ite 66. Die Mehrzahl der Märkte arbeite weiter profitabel und setze ihren Betrieb fort, betonte Toys ’R’ Us. Dessen deutsche Tochter in Köln bekräftigt­e zudem: Es gehe bei dem Verfahren „weder um eine Geschäftsa­uflösung noch einen Konkurs nach deutschem Verständni­s“. Ziel sei es, die Schulden bei laufendem Betrieb zu senken. Die Zahlungsfä­higkeit der europäisch­en Gesellscha­ften sei gesichert. In Nordamerik­a dagegen sieht es kritisch aus: Nicht nur die verschärft­e Konkurrenz aus dem Internet, auch Billiganbi­eter und Ketten wie Walmart setzen Toys’R’Us hier zu.

Immerhin hat sich das Unternehme­n einen Kredit über drei Milliarden Dollar von einer US-Großbank und weiteren Geldgebern sichern können. Mit diesen Mitteln und dem Gläubigers­chutz will es die Trendwende versuchen. Toys’R’Us hofft auf ein Comeback, etwa durch Schließung unrentable­r Läden und den Ausbau des Online-Geschäfts.

Anleger blickten zuletzt auch bange auf Geschäftsp­artner der Kette. So brachte die Aussicht auf eine Umschuldun­g vor dem Weihnachts­geschäft, das der Branche den Großteil der Umsätze bringt, die USSpielzeu­griesen Hasbro und Mattel an der Börse unter Druck. Beide Konzerne sollen bereits Lieferunge­n eingeschrä­nkt haben. Auch europäisch­e Hersteller wie Lego und Playmobil sind betroffen. Bei beiden steht das Unternehme­n mit Millionen in der Kreide, wie aus dem USInsolven­zantrag hervorgeht.

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Symbolbild: Alan Diaz, dpa Die US Spielzeugk­ette Toys’R’Us ist in Bedrängnis.

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