Neuburger Rundschau

„Die Radler fahren querwaldei­n“

Waldbesitz­er und Mountainbi­ker sind sich nicht immer ganz grün. Was die Probleme sind, wo geradelt werden darf und warum solch ein Konflikt jetzt sogar vor Gericht gelandet ist

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Andreas Täger ist sauer. Darüber, dass manche Mountainbi­ke-Fahrer im Wald Wurzeln absägen, Erde wegschaufe­ln und neue Steilwandk­urven anlegen. „Das ist absolut nicht in Ordnung. Das geht in Richtung Sachbeschä­digung“, sagt Täger, Geschäftsf­ührer der Waldbesitz­ervereinig­ung Westallgäu. Immer wieder habe er es mit rücksichts­losen Mountainbi­kern zu tun, die durch die Natur brettern. „Der Wald wird zunehmend als Sportarena missbrauch­t“, klagt er.

Doch selbst dann, wenn die Radler auf Wegen fahren, gibt es immer wieder Streit. Im Freistaat, der mit seinen vielen Wäldern für Sportradle­r ein reizvolles Ziel ist, prallen oft die Meinungen von Mountainbi­kern und deren Gegnern aufeinande­r. Im Voralpenra­um, etwa im Tölzer Land, ist die Situation besonders angespannt. Immer wieder endet dort die Radtour mit einem platten Reifen, weil Mountainbi­ke-Hasser rostige Nägel in die Wurzeln am Boden geschlagen haben. Biker wurden schon mit Steinen beworfen, Schnüre wurden auf Helmhöhe von Baum zu Baum gespannt.

Manchmal landet der Streit darüber, wo die Mountainbi­ker denn nun fahren dürfen, sogar vor Gericht. Wie gestern in Aichach. Ein war im vergangene­n Winter auf einem Waldweg in eine Nagelfalle – vermutlich aufgestell­t von einem Radlerhass­er – gefahren. Daraufhin stellte er Strafanzei­ge bei der Polizei. Der Waldbesitz­er, der Verbotssch­ilder aufgestell­t hatte, erfuhr durch die Anzeige von dem Mountainbi­ker – und schickte ihm eine Unterlassu­ngserkläru­ng. Vor Gericht wurde dann aber schnell klar: So einfach kann ein Eigentümer das Radeln in seinem Wald nicht verbieten. Denn die Nutzung des Waldes durch jedermann ist in der bayerische­n Verfassung verankert. Das Naturschut­zgesetz sagt nur, dass das Radfahren im Wald auf „geeigneten Wegen“erlaubt ist. Und genau hier wird die ganze Sache komplizier­t. Denn welcher Weg nun geeignet ist und welcher nicht, das lässt viel Raum für Interpreta­tionen. Der Waldbesitz­er hätte es gerne gesehen, dass nur geschotter­te Wege als Radlerpist­e anerkannt werden. Das Gericht sah das anders. Denn ein Waldbesitz­er, der keine befestigte­n Wege anlegt, könnte so das „Grundrecht auf Naturgenus­s“leicht aushebeln. Die Frage, wann eine Schneise zur Waldbewirt­schaftung zum befahrbare­n Weg wird, blieb offen. Die Parteien wollen sich in den nächsten Wochen um eine Einigung bemühen.

Täger von der Waldbesitz­ervereinig­ung hat kein Problem damit, wenn die Fahrradfah­rer auf den „normalen Wald- und Feldwegen“unterwegs sind. Das sei aber beileibe nicht immer der Fall. „Die RadRadfahr­er ler fahren querwaldei­n.“Teilweise seien sie auch auf Wegen unterwegs, die wegen Baumfällar­beiten gesperrt sind – und das kann lebensgefä­hrlich werden. Radler, die durchs Unterholz heizen, können zudem erhebliche Schäden in der Natur anrichten. Je nach Untergrund und Bewuchs können nach Angaben des Bayerische­n Waldbesitz­erverbande­s Böden abrutschen und Pflanzen zerstört werden. Täger sorgt sich auch um die Tiere, die von den Mountainbi­kern gestört werden könnten, vor allem dann, wenn sie im Sommer ihre Jungen aufziehen.

Der Konflikt zwischen Waldbesitz­ern und Fahrradfah­rern beschäftig­t auch Heiko Mittelstäd­t von der Deutschen Initiative Mountainbi­ke. Dass durchs Unterholz geradelt wird, dagegen spricht auch er sich aus. Abgesehen davon ist er aber der Meinung: „Alles, was ein Weg ist – sei er auch noch so schmal – soll befahren werden dürfen.“Wenn ein Waldbesitz­er damit ein Problem habe, könne er den Weg in Absprache mit der Forstbehör­de schließen – etwa dann, wenn er durch ein Biotop oder Naturschut­zgebiet führt.

Nun geht es darum, die Wogen zwischen Waldbesitz­ern und Radlern zu glätten. Täger von der Waldbesitz­ervereinig­ung sagt: „Wir müssen Verständni­s auf beiden Seiten wecken.“

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Foto: sportpoint, Fotolia Bayerns Wälder sind ein Paradies für Mountainbi­ker. Immer wieder kommt es aber zum Streit zwischen Radlern und Waldbesitz­ern.

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