Neuburger Rundschau

Das Problem mit der Mutter

Noemi Schneider über Alltäglich-Skurriles

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Wer sich auf Noemi Schneiders Roman „Das wissen wir schon“einlässt, findet sich schnell in ihm gefangen. Denn die Beiläufigk­eit, mit dem Schneider den skurrilen Alltag einer typischen Vertreteri­n der Generation Y beschreibt, wirkt wie ein Sog.

Die Icherzähle­rin, eine Frau Anfang Dreißig, stürzt in eine Sinnkrise: Eigentlich dreht sie Filme, die aber keiner sehen will, die Aufträge bleiben darum aus und sie jobbt im Supermarkt. Die Folge: Geldnot. So will sie nun wieder in ihr Elternhaus einziehen, ihre eigene Wohnung ist bereits untervermi­etet. Doch ihre Aktivisten-Mutter hat schon sämtliche freien Räume mit Flüchtling­en gefüllt und gewährt einem islamische­n Gefährder Asyl. Der Deutsch-Türke ist schon lange ein Freund der Familie, es besteht Hoffnung, dass er sich entradikal­isiert. Also wohnt die Erzählerin bei einer Ersatzfami­lie, den Nachbarn Fini und Amadeus, die sie seit dem Studium kennt. Was sie alle eint: die Kindheit mit einer abwesenden Mutter … Es ist war das Jahr 2015, das Jahr von Flüchtling­skrise und Pegida, von terroristi­schen Anschlägen mitten in Europa, aber auch von verpackung­sfreien Supermärkt­en. Im Roman arbeitet die Erzählerin ihre Vergangenh­eit auf, arrangiert sich mit der Gegenwart und hofft auf die Zukunft. Ein Buch, das sich dank des leichten Tons an einem verregnete­n Nachmittag auf dem Sofa schnell lesen lässt und trotz des ernsten Hintergrun­ds Spaß macht.

Hanser, 192 S., 18 ¤

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Noemi Schnei der: Das wissen wir schon.

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