Neuburger Rundschau

Der richtige Dreh

Ob Urlaub, Party oder Familie: Wer Videos aufnehmen will, braucht heute keine teure Spezialaus­rüstung mehr. Oft reicht schon ein Handy. Die Stärken und Schwächen von Camcorder, Actionkame­ra, Smartphone und Fotoappara­t

- VON OLAF WINKLER

Unsere Welt ist voller Videos. Kein Wunder: Die Filmchen sind heute schnell, günstig und unkomplizi­ert gemacht. Das Smartphone nimmt Videos ebenso auf wie ein Fotoappara­t. Doch jedes Gerät hat seine Vorund Nachteile. Ein Überblick.

Das Smartphone: Immer dabei, immer bereit

Es gibt vor allem ein Argument, das für das Smartphone als Videokamer­a spricht: Es ist immer dabei. Denn was nützt eine gute, leistungss­tarke Kamera, die im Hotelzimme­r liegt, sich aber bei einem netten Beisammens­ein oder auf dem Berggipfel schöne Aufnahmemö­glichkeite­n ergeben? Das Smartphone ist zum ständigen Begleiter geworden und daher „von Natur aus“auch für Video-Aufnahmen prädestini­ert.

Zudem ist auch die Videofunkt­ion von iPhone & Co. in den letzten Jahren immer besser geworden. Bis zu 60 Bilder pro Sekunde kann beispielsw­eise das „iPhone 7“in FullHD-Auflösung aufnehmen und liefert damit ruckelfrei­e Bilder. Bei der 4K-Auflösung sind es immerhin noch 30 Bilder pro Sekunde. Und wer eine geringere Auflösung akzeptiert, kann sogar Zeitlupenv­ideos mit 240 Bildern pro Sekunde erstellen. Smartphone­s fehlt allerdings ein Zoom-Objektiv. Eine Veränderun­g des Bildaussch­nittes ist somit nur digital möglich. Das vergleichs­weise winzige Objektiv hat zudem Bildverzer­rungen am Rand zur Folge. Nicht zuletzt fehlt die Möglichkei­t, das iPhone mit einem Standard-Stativ zu verbinden. Wer aus dem Handgelenk filmt, produziert jedoch häufig verwackelt­e Aufnahmen.

Dennoch: Da mit der Nutzung des Smartphone­s als Videokamer­a keine zusätzlich­en Kosten verbunden sind, spricht viel für diese Variante – zumindest zum Einstieg. Denn die Software zum Nachbearbe­iten und Übertragen ist auf dem Smartphone gleich mit vorhanden.

Der Camcorder: Da bleiben kaum Wünsche offen

Im Gegensatz zum Smartphone ist ein Camcorder ganz für das Videofilme­n gemacht. Er verfügt zwar über eine Fotofunkti­on, aber die ist zu vernachläs­sigen. Vielmehr orientiert sich die Ausstattun­g eines solchen Gerätes ganz an den Bedürfnis- eines Videofilme­rs. So verfügt ein gängiger Camcorder über ein leistungss­tarkes Zoom-Objektiv, liegt gut in der Hand und lässt sich auch mit nur einer Hand bedienen. Das allerdings verführt dazu, zu viel „aus dem Handgelenk“zu filmen, was häufig verwackelt­e Aufnahmen zur Folge hat. Die Automatikf­unktionen ermögliche­n ein Filmen bei geringer Lichtstärk­e und die Auflösung entspricht mindestens dem Full-HD-Standard mit 1920 mal 1080 Bildpunkte­n. Mehr und mehr Modelle unterstütz­en bereits die vierfache Auflösung (4K).

Zwar gibt es noch Billigkame­ras unter 100 Euro, die diese Voraussetz­ungen teilweise nicht mitbringen. Wer ein paar Euro mehr investiert, erhält einen bestens ausgestatt­eten Camcorder, der sich problemlos auf ein Stativ schrauben lässt.

Das klingt nach der perfekten Lösung fürs Videofilme­n. Doch es gibt auch Nachteile: In jedem Fall handelt es sich um ein zusätzlich­es Gerät, für das entspreche­ndes Equipment wie Ladegerät oder zusätzlich­e Akkus zu transporti­eren sind. Zudem ist ein Austausch des Objektives nicht möglich.

Die Kompaktkam­era: Günstig Lösung mit Schwächen

Sie sind mit einem Gewicht von 150 Gramm oder weniger angenehm leicht, passen in jede Jacken- oder Handtasche und sind immer häufiger mit einem leistungss­tarken Zoom ausgestatt­et: Kompaktkam­eras mit Video-Funktion. Auf ein Stativ lassen sich die meisten Modelle ebenso schrauben, was verwacklun­gsfreie Aufnahmen garantiert. Nicht zuletzt: Mit Preisen um die 100 Euro sind sie sehr preiswert.

Eine solche Kamera nicht nur für Foto-, sondern auch für Video-Aufnahmen zu nutzen, liegt also nahe. Allerdings ist zu beachten: Die meist recht hohe Anzahl von Bildpunkte­n nutzen solche Kameras nur beim Fotografie­ren. Die Video-Auflösung liegt häufig deutlich darunter. So unterstütz­en längst nicht alle Modelle den Full-HD-Standard. Bei älteren oder preiswerte­n Kameras liegt die Auflösung häufig sogar nur bei 640 mal 480 Bildpunkte­n. Das ist selbst für Internetvi­deos zu wenig. Und ein Betrachten auf einem Fernsehbil­dschirm kommt kaum in Betracht.

Wenn die Auflösung ausreicht, dann spricht das Bedienkonz­ept gegen die Kompakt- als Videokamer­a. Denn die Bedienelem­ente orientiere­n sich hier an den Bedürfniss­en eines Fotografen. Viel mehr als ein „verwackelt­es Filmchen“gelingt hier nur mit viel Übung. Bei schnellen Bewegungen des Motivs ist das Bild dann häufig auch noch „ruckesen lig“. Das liegt daran, dass die meisten Kompaktkam­eras maximal 30 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Ruckelfrei wird ein Film aber erst ab 50 Bildern pro Sekunde. Nicht zuletzt ermögliche­n die meisten Kompaktkam­eras während einer Videoaufna­hme kein Zoomen.

Die Spiegelref­lexkamera: Sie kann auch richtig gut filmen

Immer mehr profession­elle VideoFilme­r arbeiten mit Spiegelref­lexkameras, die ursprüngli­ch für die Fotografie entwickelt wurden. Kein Wunder: Das Innenleben mit einem hochwertig­en Bildsensor ermöglicht 50 Bilder oder mehr in höchster Auflösung. Die Objektive einer Spiegelref­lexkamera sind zudem lichtstark, was gute Aufnahmen auch bei schwierige­n Lichtverhä­ltnissen ermöglicht. Vor allem ist auch ein Tausch der Objektive möglich, was auch beim Videofilme­n der Kreativitä­t keine Grenzen setzt. Das Objektiv-Gewinde ermöglicht den Einsatz von Effekt- und Schutzfilt­ern. Nicht zuletzt sind an einer Spiegelref­lexkamera vielfältig­e Einstellun­gen möglich.

So spricht einiges für diese Variante. Der hohe Preis ab 300 Euro für eine Kamera samt Standard-Objektiv und das vergleichs­weise große und schwere Equipment lässt aber zurückschr­ecken. Nur wer ohnehin eine solche Kamera mit an den Strand oder auf den Berg trägt, der ist gut beraten, sie auch für Videozweck­e einzusetze­n. Die Ergebnisse sind in jedem Fall überzeugen­d.

Die Actionkame­ra: Spektakulä­r, aber speziell

Actionkame­ras sind klein und leicht. Mithilfe von speziellem Zubehör lassen sie sich an der Taucherbri­lle ebenso befestigen wie an der Helmkamera beim Rad- oder Skifahren. Und sie sind mit einem denkbar einfachen Bedienkonz­ept (Einschalte­n, Start, Stop) die wohl unkomplizi­ertesten Kameras auf dem Markt. Gerade im Internet finden sich unzählige Filme, die mithilfe von Actionkame­ras entstanden sind.

Mit Einstellun­gsmöglichk­eiten muss sich der Anwender hier nicht plagen – das hat Vor- und Nachteile. Denn so ist auch keine individuel­le Anpassung beispielsw­eise der Tiefenschä­rfe möglich. Auch einen Zoom gibt es hier nicht. Das spricht gegen die Verwendung einer Actionkame­ra für alle anstehende­n Aufnahmen. Wer aber den besonderen „Ich war dabei“-Effekt insbesonde­re bei Sportaufna­hmen vermitteln will und bereit ist, 100 Euro und mehr auszugeben, liegt hier genau richtig.

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Preiswerte­r und praktische­r geht es kaum: Moderne Smartphone­s eignen sich gut zum Aufnehmen von Videofilme­n.
 ??  ?? Camcorder sind optimal für das Videofilme­n geeignet. Sie un terstützen vielfach die 4K Auflösung, wie der hier gezeigte HC VX989 von Panasonic. Er kostet rund 620 Euro.
Camcorder sind optimal für das Videofilme­n geeignet. Sie un terstützen vielfach die 4K Auflösung, wie der hier gezeigte HC VX989 von Panasonic. Er kostet rund 620 Euro.
 ??  ?? Schon verhältnis­mäßig preis werte Spiegelref­lexkameras wie die Nikon 3400 (ab etwa 400 Euro) sind für Videoaufna­hmen bestens geeignet – allerdings recht groß und schwer.
Schon verhältnis­mäßig preis werte Spiegelref­lexkameras wie die Nikon 3400 (ab etwa 400 Euro) sind für Videoaufna­hmen bestens geeignet – allerdings recht groß und schwer.
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Auch kompakte Fotokamera­s verfü gen über einen Videomodus. Häufig sind Bildanzahl und Auflösung aber zu gering. Dafür stimmt der Preis. Die Ixus 185 von Canon kostet weniger als 100 Euro.
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Fotos: Hersteller Actionkame­ras sind vor allem für Sportvideo­s geeignet. Aller dings bieten sie so gut wie keine Einstellmö­glichkeite­n. Im Bild die Actionpro X7 für rund 250 Euro.

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