Der richtige Dreh
Ob Urlaub, Party oder Familie: Wer Videos aufnehmen will, braucht heute keine teure Spezialausrüstung mehr. Oft reicht schon ein Handy. Die Stärken und Schwächen von Camcorder, Actionkamera, Smartphone und Fotoapparat
Unsere Welt ist voller Videos. Kein Wunder: Die Filmchen sind heute schnell, günstig und unkompliziert gemacht. Das Smartphone nimmt Videos ebenso auf wie ein Fotoapparat. Doch jedes Gerät hat seine Vorund Nachteile. Ein Überblick.
Das Smartphone: Immer dabei, immer bereit
Es gibt vor allem ein Argument, das für das Smartphone als Videokamera spricht: Es ist immer dabei. Denn was nützt eine gute, leistungsstarke Kamera, die im Hotelzimmer liegt, sich aber bei einem netten Beisammensein oder auf dem Berggipfel schöne Aufnahmemöglichkeiten ergeben? Das Smartphone ist zum ständigen Begleiter geworden und daher „von Natur aus“auch für Video-Aufnahmen prädestiniert.
Zudem ist auch die Videofunktion von iPhone & Co. in den letzten Jahren immer besser geworden. Bis zu 60 Bilder pro Sekunde kann beispielsweise das „iPhone 7“in FullHD-Auflösung aufnehmen und liefert damit ruckelfreie Bilder. Bei der 4K-Auflösung sind es immerhin noch 30 Bilder pro Sekunde. Und wer eine geringere Auflösung akzeptiert, kann sogar Zeitlupenvideos mit 240 Bildern pro Sekunde erstellen. Smartphones fehlt allerdings ein Zoom-Objektiv. Eine Veränderung des Bildausschnittes ist somit nur digital möglich. Das vergleichsweise winzige Objektiv hat zudem Bildverzerrungen am Rand zur Folge. Nicht zuletzt fehlt die Möglichkeit, das iPhone mit einem Standard-Stativ zu verbinden. Wer aus dem Handgelenk filmt, produziert jedoch häufig verwackelte Aufnahmen.
Dennoch: Da mit der Nutzung des Smartphones als Videokamera keine zusätzlichen Kosten verbunden sind, spricht viel für diese Variante – zumindest zum Einstieg. Denn die Software zum Nachbearbeiten und Übertragen ist auf dem Smartphone gleich mit vorhanden.
Der Camcorder: Da bleiben kaum Wünsche offen
Im Gegensatz zum Smartphone ist ein Camcorder ganz für das Videofilmen gemacht. Er verfügt zwar über eine Fotofunktion, aber die ist zu vernachlässigen. Vielmehr orientiert sich die Ausstattung eines solchen Gerätes ganz an den Bedürfnis- eines Videofilmers. So verfügt ein gängiger Camcorder über ein leistungsstarkes Zoom-Objektiv, liegt gut in der Hand und lässt sich auch mit nur einer Hand bedienen. Das allerdings verführt dazu, zu viel „aus dem Handgelenk“zu filmen, was häufig verwackelte Aufnahmen zur Folge hat. Die Automatikfunktionen ermöglichen ein Filmen bei geringer Lichtstärke und die Auflösung entspricht mindestens dem Full-HD-Standard mit 1920 mal 1080 Bildpunkten. Mehr und mehr Modelle unterstützen bereits die vierfache Auflösung (4K).
Zwar gibt es noch Billigkameras unter 100 Euro, die diese Voraussetzungen teilweise nicht mitbringen. Wer ein paar Euro mehr investiert, erhält einen bestens ausgestatteten Camcorder, der sich problemlos auf ein Stativ schrauben lässt.
Das klingt nach der perfekten Lösung fürs Videofilmen. Doch es gibt auch Nachteile: In jedem Fall handelt es sich um ein zusätzliches Gerät, für das entsprechendes Equipment wie Ladegerät oder zusätzliche Akkus zu transportieren sind. Zudem ist ein Austausch des Objektives nicht möglich.
Die Kompaktkamera: Günstig Lösung mit Schwächen
Sie sind mit einem Gewicht von 150 Gramm oder weniger angenehm leicht, passen in jede Jacken- oder Handtasche und sind immer häufiger mit einem leistungsstarken Zoom ausgestattet: Kompaktkameras mit Video-Funktion. Auf ein Stativ lassen sich die meisten Modelle ebenso schrauben, was verwacklungsfreie Aufnahmen garantiert. Nicht zuletzt: Mit Preisen um die 100 Euro sind sie sehr preiswert.
Eine solche Kamera nicht nur für Foto-, sondern auch für Video-Aufnahmen zu nutzen, liegt also nahe. Allerdings ist zu beachten: Die meist recht hohe Anzahl von Bildpunkten nutzen solche Kameras nur beim Fotografieren. Die Video-Auflösung liegt häufig deutlich darunter. So unterstützen längst nicht alle Modelle den Full-HD-Standard. Bei älteren oder preiswerten Kameras liegt die Auflösung häufig sogar nur bei 640 mal 480 Bildpunkten. Das ist selbst für Internetvideos zu wenig. Und ein Betrachten auf einem Fernsehbildschirm kommt kaum in Betracht.
Wenn die Auflösung ausreicht, dann spricht das Bedienkonzept gegen die Kompakt- als Videokamera. Denn die Bedienelemente orientieren sich hier an den Bedürfnissen eines Fotografen. Viel mehr als ein „verwackeltes Filmchen“gelingt hier nur mit viel Übung. Bei schnellen Bewegungen des Motivs ist das Bild dann häufig auch noch „ruckesen lig“. Das liegt daran, dass die meisten Kompaktkameras maximal 30 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Ruckelfrei wird ein Film aber erst ab 50 Bildern pro Sekunde. Nicht zuletzt ermöglichen die meisten Kompaktkameras während einer Videoaufnahme kein Zoomen.
Die Spiegelreflexkamera: Sie kann auch richtig gut filmen
Immer mehr professionelle VideoFilmer arbeiten mit Spiegelreflexkameras, die ursprünglich für die Fotografie entwickelt wurden. Kein Wunder: Das Innenleben mit einem hochwertigen Bildsensor ermöglicht 50 Bilder oder mehr in höchster Auflösung. Die Objektive einer Spiegelreflexkamera sind zudem lichtstark, was gute Aufnahmen auch bei schwierigen Lichtverhältnissen ermöglicht. Vor allem ist auch ein Tausch der Objektive möglich, was auch beim Videofilmen der Kreativität keine Grenzen setzt. Das Objektiv-Gewinde ermöglicht den Einsatz von Effekt- und Schutzfiltern. Nicht zuletzt sind an einer Spiegelreflexkamera vielfältige Einstellungen möglich.
So spricht einiges für diese Variante. Der hohe Preis ab 300 Euro für eine Kamera samt Standard-Objektiv und das vergleichsweise große und schwere Equipment lässt aber zurückschrecken. Nur wer ohnehin eine solche Kamera mit an den Strand oder auf den Berg trägt, der ist gut beraten, sie auch für Videozwecke einzusetzen. Die Ergebnisse sind in jedem Fall überzeugend.
Die Actionkamera: Spektakulär, aber speziell
Actionkameras sind klein und leicht. Mithilfe von speziellem Zubehör lassen sie sich an der Taucherbrille ebenso befestigen wie an der Helmkamera beim Rad- oder Skifahren. Und sie sind mit einem denkbar einfachen Bedienkonzept (Einschalten, Start, Stop) die wohl unkompliziertesten Kameras auf dem Markt. Gerade im Internet finden sich unzählige Filme, die mithilfe von Actionkameras entstanden sind.
Mit Einstellungsmöglichkeiten muss sich der Anwender hier nicht plagen – das hat Vor- und Nachteile. Denn so ist auch keine individuelle Anpassung beispielsweise der Tiefenschärfe möglich. Auch einen Zoom gibt es hier nicht. Das spricht gegen die Verwendung einer Actionkamera für alle anstehenden Aufnahmen. Wer aber den besonderen „Ich war dabei“-Effekt insbesondere bei Sportaufnahmen vermitteln will und bereit ist, 100 Euro und mehr auszugeben, liegt hier genau richtig.