Neuburger Rundschau

Auch nach Irma regiert die Angst

Neun Tage lang zog der Sturm durch die Karibik und Florida. Welchen Schaden er angerichte­t hat und welche Gefahr den Menschen durch den nächsten Hurrikan Maria droht

- VON SEBASTIAN MAYR

Augsburg Die Folgen von Hurrikan Irma sind noch nicht beseitigt, da droht der nächste Sturm, die Karibik zu verwüsten. Hurrikan Maria hat am Dienstag bereits den Inselstaat Dominica mit Wucht getroffen. Geschwindi­gkeiten bis 260 Stundenkil­ometern wurden gemessen. Maria zieht weiter, mit einer ähnlichen Bahn wie Hurrikan Irma, der mit Geschwindi­gkeiten bis 297 Stundenkil­ometern als stärkster jemals gemessener Sturm über dem Atlantik gilt. Durch ihn sind mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. Das geht aus Berichten von US-Medien und der UN-Organisati­on hervor, die Hilfsaktio­nen koordinier­t. Ein Überblick, sechs Tage nachdem sich Irma aufgelöst hat:

Am Morgen des 6. September erreichte Irma die Antillen. Die Insel Sint Maarten die je zur Hälfte zu Frankreich und zu den Niederland­en gehört, war eine der ersten, die der Sturm traf. 95 Prozent der Insel seien zerstört, neun Menschen ums Leben gekommen, melden die Vereinten Nationen. Dem Auswärtige­n Amt zufolge werden die Aufräumarb­eiten noch lange dauern, vor allem Stromverso­rgung und Infrastruk­tur seien eingeschrä­nkt. Wegen Hurrikan Maria haben die Behörden nun wieder Alarmstufe Rot ausgerufen.

Hurrikan Maria ist zwar schwächer geworden, seit er am Dienstag Dominica traf. Doch das National Hurricane Center der USA warnt, dass der Sturm auf seinem Weg nach Puerto Rico wieder an Stärke und Geschwindi­gkeit gewinnen dürfte. Puerto Rico könnte erstmals seit 85 Jahren direkt von einem Hurrikan getroffen werden. Durch Irma sind dort drei Menschen ums Leben gekommen, wie die UN berichten.

Irma traf Haiti und die Dominika nische Republik weniger hart als die Stürme der Jahre 2004 und 2008. Dennoch mussten den Vereinten Nationen zufolge 24 000 Menschen ihre Häuser verlassen. In der Dominikani­schen Republik haben die Behörden wegen Maria nun vorsorglic­h Evakuierun­gen angeordnet.

Auf der Insel Providenci­ales, die zu den Turks und Caicosinse­ln gehört, lebt ein Augsburger YogaLehrer, der sich Deva Amano nennt. Am Dienstag berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung von den Zerstörung­en durch Irma: „Es heißt, dass es drei bis sechs Monate dauern wird, bis es wieder Strom gibt.“Weil Benzin und Lebensmitt­el knapp seien, drohten Unruhen. Die UN berichten zwar, die Insel kehre schnell zur Normalität zurück. Doch Amano hat festgestel­lt, dass Baumateria­lien knapp sind und viele Bewohner die Dächer ihrer Häuser nicht richten können. Sie hätten keine Zuflucht vor Hurrikan Maria, für den bereits eine Warnung ausgesproc­hen worden sei. „Allem Anschein nach wird der Hurrikan uns treffen. Die Leute sind mancherort­s panisch.“

In Kuba hatte Irma mit bis zu 256 Stundenkil­ometern Windgeschw­indigkeit eingeschla­gen. Eine Woche nachdem der Hurrikan dort wütete, sind nach Angaben der Hilfsorgan­isation Care noch immer viele Orte von der Außenwelt abgeschlos­sen. Die Infrastruk­tur sei zerstört, der Zugang zu sauberem Wasser und zu Lebensmitt­eln in Gefahr.

Immerhin: Hurrikan Maria wird nach derzeitige­n Prognosen an Kuba vorbeizieh­en. Auch die USA wird dieser Hurrikan wohl verschonen. Umso schlimmer waren die Folgen von Irma für den Bundesstaa­t Florida. Wie viele Menschen dort ums Leben gekommen sind, ist weiterhin unklar. Auf der Inselgrupp­e Florida Keys ist ein Viertel der Häuser zerstört worden. Die schlechte Stromverso­rgung verzögert den Wiederaufb­au – auch in Miami Zumindest viele Krankenhäu­ser und Pflegeeinr­ichtungen sind dort inzwischen wieder ans Netz angeschlos­sen.

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Fotos: afp (4), Deva Amano (1)

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