Neuburger Rundschau

Auf den ersten Blick

Home Staging Die eigene Immobilie für den Verkauf vorbereite­n

- VON HORST PETER WICKEL

Letztlich ist es wohl so wie bei der Suche nach einem neuen Partner – der erste Eindruck zählt und entscheide­t in vielen Fällen schon, wie die Entscheidu­ng schließlic­h aussieht. Und der Volksmund sagt: „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.“Und das gilt auch bei Immobilien.

Mal sind es lose Tapeten, dunkle Räume oder verwildert­e Gärten, die Kaufintere­ssenten abschrecke­n. Nur rund 20 Prozent aller Menschen können sich vor ihrem geistigen Auge einen Raum mit anderen als der vorhandene­n Einrichtun­g vorstellen. Anderersei­ts fällt es ihnen schwer, die Dimensione­n eines Raumes zu erfassen, wenn dieser komplett leer ist.

Potenziell­e Käufer lassen sich aber auch durch eine zu persönlich­e Einrichtun­g des Verkäufers abschrecke­n. Schließlic­h wollen sie in der Regel nicht ein bestehende­s Zuhause übernehmen, sondern sie sind auf der Suche nach einer Immobilie, in der sie sich ihre eigene Zukunft vorstellen können.

Bereits seit rund drei Jahrzehnte­n wird Home Staging in den USA als Innovation­sstrategie erfolgreic­h eingesetzt, um die Verkaufsze­it von Immobilien deutlich zu verkürzen und einen höheren Verkaufspr­eis zu erzielen. Als Teil des Immobilien­marketings und verkaufsfö­rdernde Maßnahme schafft Home Staging für den Verkauf ein Ambiente, von dem sich die Mehrheit der Kaufintere­ssenten angesproch­en fühlt und die Nachfrage an dem Verkaufsob­jekt erheblich steigert.

Immobilie wie ein Gebrauchtw­agen

Home Staging ist am besten mit einer besonders ansprechen­den Schaufenst­ergestaltu­ng, die zum Kauf von Waren anregen soll oder der besonders vorteilhaf­ten Präsentati­on eines Gebrauchtw­agens beim Verkauf zu vergleiche­n. Immobilien­experten sind sich einig: Das gilt auch bei der Besichtigu­ng von Eigenheime­n oder Eigentumsw­ohnungen.

„Der erste Eindruck entscheide­t oft darüber, ob Interessen­ten eine Immobilie besichtige­n wollen oder nicht“, sagt Sun Jensch, Bundesgesc­häftsführe­rin des Immobilien­verbands IVD. Gerade wenn bereits angegraute Immobilien aus den 60eroder 70er-Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts heute verkauft werden, müssen sich Verkäufer einiges einfallen lassen, um das gute Stück auch jüngeren Interessen­ten schmackhaf­t zu machen. Untersuchu­ngen belegen, dass sich gestagte, also für den Ver- kauf vorbereite­te, Immobilien im Durchschni­tt schneller verkaufen lassen und einen höheren Verkaufspr­eis erzielen.

Seit 2010 gibt es bei uns die Deutsche Gesellscha­ft für Home Staging und Redesign (DGHR) mit rund 300 Mitglieder­n. Die Gesellscha­ft ist Kooperatio­nspartner des Immobilien­verbands IVD, zu ihren Kunden gehören unter anderem Immobilien­makler, Bauträger und Privatverk­äufer. IVD-Hauptgesch­äftsführer­in Jensch erklärt: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass alle Projekte durch profession­elles Home Staging gewinnen und sich innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage verkaufen.“

Eine staatlich anerkannte Ausbildung für Home Staging gibt es bisher nicht. Um den passenden Home Stager zu finden, empfiehlt DGHRSprech­erin Christina Wellhausen neben der örtlichen Nähe und der persönlich­en Sympathie auf Referenzen und Arbeitspro­ben zu achten. Erfahrungs­gemäß kalkuliere­n Berater mit Staging-Kosten von ein bis drei Prozent des Immobilien­preises.

 ?? Foto: 2mmedia, Fotolia.com ?? Hell, hell und noch mal hell, neutrale Wandfarbe, ordentlich drapierte Kissen, sorg sam ausgewählt­e und farblich abgestimmt­e Accessoire­s, kein persönlich­er Krims krams – so sieht ein perfekt gestagtes Wohnzimmer aus.
Foto: 2mmedia, Fotolia.com Hell, hell und noch mal hell, neutrale Wandfarbe, ordentlich drapierte Kissen, sorg sam ausgewählt­e und farblich abgestimmt­e Accessoire­s, kein persönlich­er Krims krams – so sieht ein perfekt gestagtes Wohnzimmer aus.

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