Die Ernte fällt gemischt aus
Das Wetter schlug in diesem Jahr bislang besondere Kapriolen. Das spüren nicht zuletzt die Landwirte. Kreisobmann Ludwig Bayer bewertet die diesjährigen Ernteergebnisse
Neuburg Schrobenhausen Die Landwirte blicken seit Tagen mit einem Stirnrunzeln nach oben. Für viele Feldfrüchte steht die Ernte an. Und vor allem für diejenigen, die aus der Erde geholt werden müssen, wie die Kartoffel und die Zuckerrübe, wäre trockeneres Wetter wichtig. Aber auf das Wetter hat der Mensch noch keinen Einfluss. Und es sind vor allem die Landwirte, die auf die Launen der Natur angewiesen sind. Ludwig Bayer, Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes, bewertete die diesjährige Ernte.
„Dieses Jahr hatten wir alles andere als normales Wetter. Der März zu trocken und zu heiß, Ende April und noch im Mai plötzlich wieder Nächte mit Frost. Im Juni und Juli eine Hitzewelle und der September zu feucht. Einzig der August zeigte sich als Monat mit normalem Wetter.“Ludwig Bayer bewirtschaftet selbst 70 Hektar, schaut also sehr genau in den Himmel und auf seine Felder. Und wie jeder Landwirt wünscht er sich Trockenheit für die Ernte. „Bei der Kartoffelernte belastet zu nasser Boden die Maschinen und auch die Früchte selbst. Und zu allem Unheil verdichten wir unsere Ackerböden mit den schweren Maschinen.“Die Kartoffelernte ist momentan in vollem Gange und wird laut Bayer gemischt ausfallen. Die Frühkartoffeln liegen wegen der Trockenheit im Frühling etwas unter dem Durchschnitt. „Die jetzige Ernte aber sollte einen guten Ertrag bringen.“Wichtig, denn jede fünfte bayerische Kartoffel kommt aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. „18 Prozent des bayerischen Kartoffelanbaus liegen in unserem Kreis, rund 8000 Hektar.“Mehr Anbaufläche im Landkreis gibt es von den insgesamt 34 000 Hektar Ackerland nur für Getreide, das auf rund 14500 Hektar wächst, wobei auf 6400 Hektar davon Weizen angebaut wird. Mais wächst auf knapp 8000 Hektar. Auf dem Rest werden hauptsächlich Spargel, Raps und Zuckerrüben kultiviert.
Die Zuckerrübenernte hat gerade begonnen und wird noch bis in den Dezember dauern. Wie sie ausfallen wird, ist noch nicht abzusehen. Aber auch für diese Ernte brauchen die Bauern trockene Felder. Sonst ist der Verschmutzungsgrad der Rüben durch die Feuchtigkeit höher und damit der Erlös niedriger. Außer- dem wird wertvoller Humus, der an den Rüben haften bleibt, abgefahren. Und das, obwohl die Rübe nach der Ernte erst einmal auf dem Feld lagert und beim Abtransport noch einmal gereinigt wird.
Die Weizenernte fiel unterschiedlich aus. Auf leichten, sandigen Böden war sie schlecht, da der Regen fehlte. Aber auf guten Böden fiel sie besser aus. Bei der Gerste scheidet in diesem Jahr die Wintergerste mit sehr guten Ernteergebnissen besser ab als die Sommergerste, die später gesät wird und im Frühjahr die Trockenheit voll zu spüren bekam. Der Raps erzielte heuer durchschnittliche Ergebnisse. Beim Spargel war die Ernte leicht unterdurchschnittlich. „Für den Spargel war das Wetter nur im Frühjahr optimal, dann aber zu kalt. Grünlandschnitte als Viehfutter fielen im Frühjahr mittelprächtig, im zweiten Schnitt sehr schlecht aus. Aber jetzt sind die Wiesen gut nachgewachsen, was einen sehr guten Schnitt erwarten lässt.“
Die Maisernte, die den Körnermais, den Silomais, der zu Tierfutter wird, und den Energiemais, der in Biogasanlagen wandert, umfasst, dürfte durchschnittlich ausfallen. Mais ist aber nicht gleich Mais. Es gibt gravierende Unterschiede. Bei der Gelegenheit möchte Bayer mit einer Mär aufräumen. „Es wird immer behauptet, der Mais verdrängt andere Feldfrüchte. Von Monokulturen wird gesprochen. Und dass die Energieerzeugung in Konkurrenz mit der Lebensmittelerzeugung stehe. Aber wir haben heute nicht mehr Maisanbaufläche in Deutschland als in den Siebzigerjahren.“Das resultiere alleine schon aus dem massiven Rückgang der landwirtschaftlichen Tierhaltung. „Der Anbau ist bis Ende der 90er Jahre kontinuierlich zurückgegangen und dann mit dem Anbau von Energiemais wieder gestiegen. Aber wir nutzen heute nur sieben Prozent der deutschen Anbaufläche für die Energieerzeugung. Vor hundert Jahren waren das rund 30 Prozent.“Wie das sein kann? Ganz einfach, so Bayer: „Vor der Motorisierung wurden Zugtiere gehalten. Deren Futter wurde angebaut und in Arbeitsenergie umgewandelt, wie heute Diesel, der in einen Traktor getankt wird.“